Ex-Chefdiplomat des Vatikan Kardinal Sodano mit 94 Jahren gestorben
Fast 15 Jahren lang war Kardinalstaatssekretär Sodano die Nummer zwei im Vatikan. Nun ist der ehemalige Chefdiplomat nach einer Corona-Infektion gestorben. Sodano stand im Mittelpunkt einer Reihe von Kontroversen.
Der frühere Staatssekretär im Vatikan, Angelo Sodano, ist tot. Wie der Vatikan mitteilte, starb der über lange Jahre zweitwichtigste Mann am Heiligen Stuhl am Vortag im Alter von 94 Jahren in Rom. Sodano war Anfang Mai wegen Covid-19 in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Trauerfeier findet am Dienstag im Petersdom im Beisein des Papstes statt.
In einem Beileidstelegramm an Sodanos Familie würdigte Papst Franziskus den verstorbenen Kardinal als "geschätzten Mann der Kirche, der sein Priestertum mit Großzügigkeit gelebt" habe. An der Seite mehrerer Päpste, "die ihn mit wichtigen Aufgaben in der vatikanischen Diplomatie betraut haben", habe Sodano sorgfältige Arbeit geleistet. Er selber habe von Sodanos "Geistes- und Herzensgaben profitieren" können.
Endgültiger Rückzug erst 2019
Der Norditaliener war rund fünf Jahrzehnte im diplomatischen Dienst des Vatikans tätig. 1989 wurde er vom damaligen Papst Johannes Paul II. zum vatikanischen Außenminister und 1991 zum Kardinalstaatssekretär ernannt. In den letzten Monaten vor dem Tod des geschwächten Johannes Pauls war Sodano einer jener Kurienmänner, die die katholische Kirche de facto leiteten.
In der Funktion blieb er noch unter Benedikt XVI. bis zum Jahr 2006. Fast 15 Jahre lang war er somit die Nummer zwei im Vatikan. Als Dekan und Vorsitzender des Kardinalskollegiums behielt Sodano aber auch danach noch großen Einfluss an der Kurie. 2019 trat er nach 14 Jahren von diesem Posten zurück.
Verbindungen zu Pinochet?
Sodano stand im Mittelpunkt einer Reihe von Kontroversen. In seinem Buch "Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan" prangerte der französische Journalist Frédéric Martel Sodanos seine Verbindungen zum chilenischen Militärmachthaber Augusto Pinochet während seiner Zeit als Nuntius in Chile an.
Laut der Wochenzeitung "National Catholic Reporter" soll Sodano zudem den 2008 verstorbenen Gründer des erzkonservativen katholischen Ordens Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, geschützt haben, der viele Jahre lang mit einer Frau zusammenlebte, mit der er ein Kind hatte. Gegen Marcial Maciel wurden auch Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen erhoben.