Ukraine-Krieg Evakuierung Mariupols offenbar gescheitert
Ein neuer Versuch, Zivilisten aus der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol zu evakuieren, ist offenbar erfolglos geblieben. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für das Scheitern verantwortlich.
In der von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist nach russischen Angaben ein neuer Anlauf zur Evakuierung von Zivilisten gescheitert. 50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, sagte Generaloberst Michail Misinzew aus dem Verteidigungsministerium in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mehrere orthodoxe Geistliche hätten sich bereit erklärt, die Bewohner beim Verlassen der belagerten Stadt zu begleiten.
In Mariupol gab es massive Zerstörungen.
Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, dass die Kolonne fünf Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten worden sei. Am Sonntag solle es einen weiteren Versuch geben. Russland beschuldigte dagegen ukrainische "Nationalisten". Das ließ sich nicht überprüfen.
Offenbar massive Zerstörungen in Mariupol
Satellitenbilder eines US-Anbieter zeigten gravierende Schäden an ziviler Infrastruktur und Wohngebäuden in Mariupol. Dutzende Hochhäuser seien schwer beschädigt worden und es habe Brände gegeben, erklärt der Anbieter der Bilder, das US-Unternehmen Maxar Technologies.
Das ukrainische Innenministerium teilte mit, Grenzschutzbeamte hätten 15 russische Soldaten bei einem Angriff auf Mariupol getötet. In der Stadt sei die humanitäre Lage sehr schwierig, so das russische Verteidigungsministerium.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Andere Evakuierungen erfolgreich
Auf anderen Korridoren kamen Evakuierungen nach Angaben beider Seiten aber zustande. Aus dem Gebiet Sumy mit den Städten Sumy, Lebedyn, Konotop, Trostjanez und mehreren Dörfern wurden laut Angaben der Regionalverwaltung Tausende über den "Grünen Korridor" mit Bussen und Privatautos in Sicherheit gebracht.
Laut ukrainischem Innenministerium wurden rund 200 Menschen aus der Kleinstadt Wuhledar im Donezker Gebiet evakuiert. Aus den nordwestlichen Vororten von Kiew hätten zudem mindestens 60 Kleinbusse Menschen in Sicherheit gebracht. Der Kiewer Gebietsverwaltung zufolge waren es rund 4000 Menschen.
Nach ukrainischen Angaben wurden insgesamt rund 13.000 Menschen aus mehreren Städten des Landes evakuiert. Das seien fast doppelt so viele wie am Freitag, erklärte Wereschtschuk.