Krieg gegen die Ukraine Tote und Verletzte bei Angriffen auf Bahnhöfe
Bei russischen Angriffen auf Bahnhöfe gab es nach ukrainischen Angaben Tote und Verletzte. Bei Krementschuk schlugen Raketen in eine Raffinerie ein. In Mariupol gibt es trotz angekündigter Feuerpause keine sicheren Fluchtwege.
Bei russischen Angriffen auf die Bahninfrastruktur sind nach ukrainischen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden. 18 weitere Menschen seien bei dem Raketenbeschuss in der Region Winnyzja im Zentrum des Landes verletzt worden, teilte das Büro des ukrainischen Generalstaatsanwalts mit.
Zuvor hatte der Chef der ukrainischen Eisenbahnen, Alexander Kamischin, bei Telegram mitgeteilt, dass die "russischen Truppen weiterhin systematisch die Eisenbahninfrastruktur zerstören" würden. Es seien innerhalb einer Stunde fünf Bahnhöfe in der Zentral- und Westukraine beschossen worden, schrieb er.
Raketenangriff auf Raffinerie bei Krementschuk
Nahe der zentralukrainischen Stadt Krementschuk beschossen russische Streitkräfte eine Raffinerie und ein Treibstofflager. "Hochpräzise Langstreckenwaffen zerstörten Treibstoffproduktionsanlagen in einer Ölraffinerie am nördlichen Stadtrand von Krementschuk sowie Lagerstätten für Erdölprodukte, die militärische Ausrüstung für ukrainische Truppen betankten", teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Nach Angaben der ukrainische Militärverwaltung sind neun Raketen in der Raffinerie und dem Heizkraftwerk von Krementschuk eingeschlagen. Es gebe erheblichen Schaden an Gebäuden, die entstandenen Brände seien aber eingedämmt worden, schrieb Verwaltungschef Dmytro Lunin auf Telegram. Ein Mensch sei getötet, sieben weitere seien verletzt worden.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Ukraine: Russische Vorstöße abgewehrt
Im Osten des Landes konnten die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew russische Vorstöße zurückgeschlagen. Ein Ministeriumssprecher sagte, russische Verbände hätten versucht, die Linien in den Gebieten von Rubischne, Popasna, Sjewjerodonezk, Marjinka und Awdijiwka zu durchbrechen. Zudem sei ein Vorstoß von Isjum in Richtung Barwenkowo und Slowjansk in Gang.
Im Bereich Donezk und weiter südlich beschränkten sich die russischen Kampfhandlungen demnach vor allem auf starkes Artilleriefeuer auf die ukrainischen Stellungen. Einzig in der seit Wochen umkämpften Kleinstadt Popasna habe es weitere Sturmversuche gegeben.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Keine Einigung auf Fluchtwege aus Mariupol
Kritisch ist die Situation weiterhin in der umkämpfen Hafenstadt Mariupol. Nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk gab es keine Vereinbarung über einen Fluchtkorridor aus dem Stahlwerk Asowstal.
Wereschtschuk reagierte damit auf die Ankündigung Russlands, dass ein Fluchtweg für Zivilistinnen und Zivilisten aus der von ukrainischen Truppen gehaltenen Bastion eingerichtet wird. "Es ist wichtig zu begreifen, dass ein humanitärer Korridor erst nach einem Abkommen beider Seiten geöffnet wird", erklärte Wereschtschuk über den Kurznachrichtendienst Telegram. Ein einseitig angekündigter Fluchtkorridor sei unsicher.
Zuvor hatte die russische Armee eine Feuerpause rund um das Stahlwerk angekündigt, um Zivilpersonen den Abzug zu ermöglichen.
Stadtansicht von Mariupol, Stahlwerk im Hintergrund: In der ukrainischen Hafenstadt sollen weiterhin bis zu 100.000 Menschen festsitzen. Allein im Asowstal-Werk verharren 1000 Zivilistinnen und Zivilisten.
Ukraine setzt auf Vermittlung durch UN-Chef
Für die Rettung Eingeschlossener aus dem Stahlwerk setzt die Ukraine nun auf Vermittlung von UN-Generalsekretär António Guterres. Man bitte ihn, "Initiator und Garant eines humanitären Korridors" zu werden, sagte Wereschtschuk. Mitarbeitende der UN und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sollten die Evakuierungsmöglichkeit überwachen.
Nach Angaben aus Kiew sollen sich etwa 1000 Zivilistinnen und Zivilisten in dem Stahlwerk aufhalten, auch Frauen und Kinder. Außerdem sind dort nach russischen Angaben noch etwa 2500 ukrainische Bewaffnete und ausländische Söldner.
Kuleba fordert schnellere Waffenlieferungen
Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Land drängte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den Westen zu schnelleren Waffenlieferungen. Wenn dieser wolle, dass die Ukraine die russischen Invasoren stoppe, den Krieg gewinne und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht gestatte, weiter nach Europa vorzudringen, dann müsse er die von der Ukraine geforderten Waffen schneller liefern, sagte Kuleba der Nachrichtenagentur AP.
Er begrüßte die von den USA angekündigten zusätzlichen Lieferungen, sagte aber auch: "So lange russische Soldaten einen Fuß auf ukrainischem Territorium haben, ist nichts genug."
Nach Einschätzung der US-Regierung kann die Ukraine den Krieg gegen Russland mit ausreichend militärischer Unterstützung gewinnen. "Sie können gewinnen, wenn sie die richtige Ausrüstung und die richtige Unterstützung haben", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach einem Besuch in Kiew.
Munition russischer Bauart für ukrainisches Militär
Die US-Regierung will für die schweren Waffen der ukrainischen Streitkräfte Munition russischer Bauart im Wert von 165 Millionen US-Dollar (153 Millionen Euro) kaufen. Dabei geht es unter anderem um Munition für Haubitzen, Granatwerfer, Kanonen, Panzer und Mörser, wie eine Behörde des Verteidigungsministeriums mitteilte. Das Außenministerium habe dem Verkauf zugestimmt, hieß es.
Die Munition hat für die Ukraine große Bedeutung, um Nachschub für ihre bestehenden Waffensysteme zu bekommen, die teils noch sowjetischer oder russischer Bauart sind. Die US-Regierung hat der Ukraine bereits massiv Waffen und Munition aus ihren eigenen Beständen geliefert. Die Waffensysteme der NATO-Staaten sind jedoch oft nicht kompatibel mit jenen russischer Bauart. Aus Washington hieß es, die Ukraine habe die nun zu kaufende Munition oder ähnliche Varianten bereits in ihren Beständen, weswegen es "keine Schwierigkeit" geben werde, sie den Streitkräften für den Einsatz zu überlassen.
Großbritannien: 15.000 russischen Soldaten getötet
Die britische Regierung geht davon aus, dass seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine etwa 15.000 russische Soldaten getötet worden sind. Diese Zahl nannte Verteidigungsminister Ben Wallace im britischen Parlament. "Außer der Zahl der Todesopfer gibt es Verluste an Ausrüstung, und insgesamt deuten mehrere Quellen darauf hin, dass bisher mehr als 2000 gepanzerte Fahrzeuge zerstört oder erbeutet wurden", sagte Wallace. "Russland hat zudem mehr als 60 Hubschrauber und Kampfjets verloren", sagte Wallace.
Die Ukraine gibt deutlich höhere russische Verluste an. Demnach wurden knapp 22.000 Soldaten getötet sowie 181 Kampfflugzeuge, 154 Hubschrauber, 884 Panzer und 2258 Transportpanzer zerstört. Die russische Regierung wiederum hatte am 25. März von 1351 getöteten russischen Soldaten berichtet.