Der sicherheitspolitische Berater des ukrainischen Präsidenten, Olexij Danilow, betrachtet die Entwicklungen entlang der Frontlinie auf einem Monitor.
Exklusiv

Selenskyj-Berater zu Geheimdokumenten Ukraine sieht keinen Einfluss auf Militärstrategie

Stand: 10.04.2023 19:50 Uhr

Hat die Veröffentlichung von Geheimdokumenten Einfluss auf eine geplante Offensive? Olexij Danilow vom ukrainischen Sicherheitsrat widerspricht solchen Berichten. Er ist einer der wichtigsten sicherheitspolitischen Berater von Präsident Selenskyj.

Von Vassili Golod, ARD Kiew

Von Vassili Golod, ARD Studio Kiew

Die Ukraine habe bereits einige ihrer militärischen Pläne aufgrund des Leaks geändert, zitiert CNN eine dem ukrainischen Präsidenten nahestehende Quelle. Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine, Olexij Danilow, äußert Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Information. Im Exklusiv-Interview mit der ARD sagt Danilow:

Ich weiß nicht, mit wem CNN gesprochen hat. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Anzahl der Personen, die unsere Pläne auf unserem Staatsgebiet kennt, äußerst begrenzt ist. Und ich denke nicht, dass der Informant, der mit CNN in Kontakt stand, etwas damit zu tun hat.

Vassili Golod, ARD Kiew, zur möglichen Gefährdung der ukrainischen Armee durch geleakte US-Dokumente

Morgenmagazin

"Geheimdienste müssen wachsamer sein"

Die Ukraine sei Danilow zufolge zwar in ständigem Kontakt mit ihren zentralen Verbündeten, wie den USA, Großbritannien, Deutschland und Polen, aber: "Die Daten für die Durchführung bestimmter Operationen, die Größe der Einheiten, wer daran beteiligt ist und in welcher Richtung - diese Informationen sind absolut geheim. Wenn jemand glaubt, sie zu haben, kann ich ihn nur beglückwünschen. Aber ich weiß nicht, woher er sie haben könnte."

Von der Veröffentlichung zahlreicher Geheimdokumente zeigt sich Danilow betont unbeeindruckt. Ein Teil der Informationen, die dort zu finden seien, seien gar nicht geheim gewesen. "Sie können sie in öffentlich zugänglichen Quellen finden. Bei dem anderen Teil der Informationen - sollte er tatsächlich geheim gewesen sein - werden die Stellen in den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich genau wissen, wo sie herkommen. Und warum sie gerade jetzt aufgetaucht sind."

Entscheidung über Offensive "im allerletzten Moment"

Im ARD-Interview wendet sich Danilow direkt an die westlichen Partner: "Die Geheimdienste müssen wachsamer sein, wenn es um geheime Dokumente geht."

Der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats betont, dass über den Beginn der geplanten Gegenoffensive der Stab des Oberbefehlshabers im allerletzten Moment entscheiden werde. "Wenn jemand glaubt, dass wir nur eine Option haben, dann entspricht das nicht der Realität. Sogar drei Optionen wären nicht viel", so Danilow.

US-Datenleck laut ukrainischen Angaben ohne Auswirkungen auf geplante Offensive

Vassili Golod, ARD Kiew, tagesschau, tagesschau, 10.04.2023 20:00 Uhr