
Erste Gruppe Ukraine und Russland tauschen Kriegsgefangene aus
Nach tagelanger Verzögerung haben die Ukraine und Russland eine erste Gruppe Kriegsgefangener ausgetauscht. Doch auch die schweren Angriffe gehen weiter: Die Ukraine meldete einen massiven nächtlichen Drohnenangriff Russlands.
Die Ukraine und Russland haben eine erste Gruppe Kriegsgefangener ausgetauscht. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte, handelt es sich bei den russischen Soldaten um junge Menschen unter 25 Jahren. Der Ukraine sei im Gegenzug eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Die russischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Moskau derzeit in Belarus und erhalten dort medizinische Hilfe.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte den Austausch. Auf der Plattform X teilte er Fotos davon, wie junge Männer, viele in ukrainische Flaggen gehüllt, aus einem Bus aussteigen. Unter den Heimkehrern seien neben jungen Soldaten auch Schwerverletzte, schrieb der Präsident.
Austausch in mehreren Etappen
Der Austausch soll laut Selenskyj in den kommenden Tagen in mehreren Etappen fortgesetzt werden. Wie viele Kriegsgefangene konkret der jeweils anderen Seite übergeben wurden, sagten weder Moskau noch Kiew. Der ukrainische Koordinierungsstab für Kriegsgefangenenbelange schrieb bei Telegram, dass unter den Freigelassenen auch Verteidiger der Stadt Mariupol seien, die mehr als drei Jahre in Kriegsgefangenschaft gewesen seien.
Der Austausch von Kriegsgefangenen und Leichen Gefallener war bei den direkten Gesprächen beider Länder in Istanbul vereinbart worden. Bei den Gesprächen waren beide Seiten übereingekommen, vor allem junge Soldaten zwischen 18 und 25 Jahren, schwer verletzte oder kranke Kriegsgefangene auszutauschen. Dies könnte mehr als 1.000 Personen von jeder Seite betreffen. Zuletzt hatte es zwischen Moskau und Kiew jedoch Streitigkeiten um den Zeitpunkt des Austauschs gegeben.
Massiver russischer Drohnenangriff
Doch auch die Angriffe gehen weiter. Die Ukraine meldete einen massiven russischen Drohnenangriff in der Nacht zum Montag. Nach Angaben aus Kiew war es der zahlenmäßig größte Drohnenangriff seit Kriegsbeginn: 479 Drohnen sowie 20 Raketen unterschiedlicher Typen seien auf ukrainische Regionen abgefeuert worden. Betroffen waren laut der Luftwaffe vor allem zentrale und westliche Gebiete des Landes. 277 der Drohnen sowie 19 Raketen seien von der Luftabwehr zerstört worden, hieß es. Zehn Drohnen oder Raketen hätten ihr Ziel getroffen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen.
Polen hat wegen des intensiven russischen Luftangriffs auf Ziele in der Ukraine Abfangjäger aufsteigen lassen. Am frühen Montagmorgen seien polnische und verbündete Kampfjets aktiviert worden, teilte das Operative Führungskommando in Warschau bei X mit.
Wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium meldeten, hätten russische Truppen einen Angriff auf einen Flugplatz nahe der Ortschaft Dubno im Westen der Ukraine ausgeführt. Der Einsatz war demnach eine Vergeltung für die ukrainischen Angriffe auf russische Militärflugplätze.
Ukraine spricht von Angriff auf russische Elektronikfabrik
Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete seinerseits ebenfalls Angriffe: Das Militär habe in der Nacht zum Montag 49 ukrainische Drohnen über sieben russischen Regionen abgeschossen. In der Region Kursk ist nach Angaben örtlicher Behörden mindestens ein Mensch getötet worden.
Der ukrainische Generalstab sprach von einem Angriff auf eine Elektronikfabrik in der russischen Teilregion Tschuwaschien. Demnach war das Unternehmen Ziel, weil dort Antennen für russische Waffen hergestellt würden. Der Gouverneur der etwa 650 Kilometer von Moskau entfernten Region, Oleg Nikolajew, schrieb bei Telegram, dass zwei Drohnen auf das Gelände der Fabrik WNIIR in der Stadt Tscheboksary gestürzt seien. Zwei weitere Drohnen seien auf Felder gestürzt.
Der Generalstab in Kiew teilte außerdem mit, einen Militärflugplatz in der Region Nischni Nowgorod angegriffen zu haben. Nach vorläufigen Informationen seien zwei Kampfflugzeuge getroffen worden, heißt es in der Mitteilung des Generalstabs.