Krieg gegen die Ukraine Gelände um AKW Saporischschja offenbar teils vermint
Auf dem Gelände rund um das ukrainische AKW Saporischschja haben IAEA-Experten einige Minen entdeckt, die sie allerdings als kaum riskant einstufen. Trotzdem kritisiert die Atomenergieagentur deren Einsatz.
Angaben der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) zufolge haben eigene Experten auf dem Gelände rund um das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine einige Minen entdeckt.
Es handele sich um sogenannte Antipersonenminen, die sich in einer Pufferzone zwischen der inneren und äußeren Absperrung der AKW-Anlage befänden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Zu diesem Bereich hätte das Personal des Kraftwerks keinen Zugang. Auf dem inneren Gelände des AKW seien bislang keine Minen gefunden worden. Trotzdem erhöhe die Verminung der äußeren Bereiche den psychologischen Druck auf die Belegschaft des AKW.
Wieviele Minen das IAEA-Team ausgemacht habe, ließ Grossi offen. Er betonte jedoch, dass "die nuklearen Sicherheits- und Sicherungssysteme der Anlage" im Falle einer Explosion dieser Minen voraussichtlich nicht beeinträchtigt würden.
Abkommen untersagt Einsatz von Antipersonenminen
Grossi kritisierte jedoch den Schritt, das Gelände rund um das AKW zu verminen, aufs Schärfste: "Dass sich derartige Sprengstoffe auf dem Gelände befinden steht im Widerspruch zu den IAEA-Sicherheitsstandards und den Leitlinien für die nukleare Sicherheit."
Der Einsatz von Antipersonenminen ist seit 1997 durch das sogenannte Ottawa-Abkommen verboten. Der Vertrag wurde von mehr als 160 Staaten weltweit ratifiziert. Auch die Ukraine ist dem Abkommen beigetreten, Russland hingegen nicht.
Kein vollständiger Zugang für IAEA-Team
Bereits in der Vergangenheit sei der IAEA mitgeteilt worden, dass die "militärische Entscheidung" getroffen worden sei, Minen auf dem Gelände zu platzieren, da es sich um ein "vom Militär kontrolliertes Gebiet" handele. In der vergangenen Woche jedoch hatte die IAEA noch mitgeteilt, bisher keine Minen auf dem Areal des AKW gefunden zu haben. Allerdings hätten die Experten auch keinen vollständigen Zugang zu allen Bereichen, etwa zu den Dächern der Reaktorgebäude und den Turbinenhallen.
Die Ukraine hatte den russischen Truppen bereits wiederholt vorgeworfen, das AKW teilweise vermint zu haben. Unter anderem sollen demnach "sprengstoffähnliche Gegenstände" auf den Dächern zweier Reaktoren angebracht worden sein, um durch deren Explosion den Eindruck zu erwecken, das AKW sei durch ukrainischen Beschuss beschädigt worden. Russland hatte mehrfach kritisiert, die Ukraine gefährde das AKW durch Angriffe und Verminung.
Das AKW Saporischschja wird seit März 2022 von Russland kontrolliert. Es ist das größte Atomkraftwerk Europas.
Umstrittene Wartungsarbeiten
Wie es vom Betreiber des Kraftwerks hieß, müssten in einem Bereich des AKW derzeit technische Wartungsarbeiten an einem Reaktor im sogenannten Block Nummer fünf durchgeführt werden. Dafür sei der Reaktor in den Kaltzustand und ein anderer Reaktor im Gegenzug in den Warmzustand versetzt worden, um den Bedarf an Dampf in der Anlage deckeln zu können.
Der ukrainische Atomenergiekonzern Enerhoatom warnte vor Risiken, die mit diesem "groben Verstoß gegen die Lizenzbedingungen zum Betrieb dieser Atomanlage" einhergingen. Der Block Nummer vier dürfe ausschließlich im Kaltzustand betrieben werden. Der Betrieb dieses Teils des AKW sei lange vollständig ausgesetzt worden, so dass er weder gewartet noch repariert worden sei.
Offiziell gilt das Kraftwerk weiter als heruntergefahren. Auch im Warmzustand produzieren die Reaktorblöcke keinen Strom, sondern lediglich Dampf. Heruntergefahren wurde die Anlage bereits im September 2022.