Nach Selbstmordanschlag Fast 1.000 Festnahmen in der Türkei
Nach dem Selbstmordattentat vom Wochenende geht die Türkei weiter mit harter Hand gegen vermeintliche PKK-Anhänger vor. Laut Innenminister Yerlikaya wurden bei Razzien in mehreren Provinzen inzwischen fast 1.000 Menschen festgenommen.
Die türkische Polizei hat nach einem Selbstmordanschlag in Ankara erneut mindestens 67 Menschen mit möglichen Verbindungen zu militanten Kurden festgenommen. Innenminister Ali Yerlikaya erklärte, die Polizei habe bei Razzien in 16 Provinzen des Landes zudem weitere 928 Menschen festgenommen, denen illegaler Waffenbesitz oder Waffenschmuggel vorgeworfen werde.
Prominente Moderatorin unter Festgenommenen
Unter den Festgenommenen war auch die Nachrichtenmoderatorin Aysenur Arslan vom oppositionellen Fernsehsender Halk, die am Montag die offizielle Darstellung betreffend den Selbstmordanschlag hinterfragt hatte. Die Staatsanwaltschaft warf der 73-Jährigen Terrorpropaganda und "Lob für kriminelle Aktionen" vor.
Ein Selbstmordattentäter hatte am Sonntag einen Sprengsatz in der Nähe eines Eingangs zum Innenministerium gezündet, wenige Stunden bevor Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Rede vor dem Parlament halten wollte. Ein zweiter potenzieller Attentäter wurde bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Zwei Polizeibeamte wurden bei dem Anschlag leicht verletzt.
Luftwaffe flog Angriffe auf PKK-Stellungen
Die PKK bekannte sich zu dem Anschlag, wie eine der Gruppe nahe stehende Nachrichten-Website berichtete. Stunden später flog die türkische Luftwaffe Angriffe auf mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak, wo sich die Führung der Gruppe aufhalten soll. Das Verteidigungsministerium teilte mit, eine große Zahl von PKK-Kämpfern sei bei den Angriffen "neutralisiert" worden.
In dem seit 1984 andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben.
Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die "Rechte der Kurden" und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen der Türkei und der PKK gescheitert. Die PKK wird von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.