Abgesagte Taylor-Swift-Konzerte Terrorermittlungen in Wien, Vorfreude in London
Die Ermittlungen nach dem vereitelten Anschlag auf Taylor-Swift-Konzerte in Wien gehen mit Hochdruck weiter. In London, Swifts nächstem Tourstopp, gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass die fünf Konzerte dort abgesagt werden könnten.
Nach dem vereitelten Anschlag auf ein Konzert der US-Sängerin Taylor Swift in Wien verfestigt sich nach Angaben von Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) "das Bild der Radikalisierung und der konkreten Anschlagsplanung".
Karner äußerte sich vor Journalisten in Wien. Die Ermittlungen liefen unter "Hochdruck", sagte der Minister. Die Behörden ermittelten nach wie vor im Umfeld des Hauptverdächtigen. Weitere Kontaktpersonen würden überprüft und sichergestellte Datenträger wie Mobiltelefone ausgewertet. Zudem würden die bei der Hausdurchsuchung gefundenen chemischen Substanzen analysiert.
Am Wohnsitz des Hauptverdächtigen hatte die Polizei nach eigenen Angaben Sprengstoff und Waffen gefunden. Der 19-jährige Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln hat nach Angaben der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) die Absicht gehabt, sich selbst und eine große Menschenmenge außerhalb des Stadions zu töten.
Hauptverdächtiger hat Geständnis widerrufen
Nach Angaben der Behörden war der Verdächtige kurz nach seiner Festnahme voll geständig. Doch nun bestreitet er die Vorwürfe. Laut seiner Anwältin Ina-Christin Stiglitz waren es nur "Gedankenspiele", ihr Mandant habe nur "cool" sein wollen. Einen Anschlag habe er nicht geplant.
Den Sprengstoff habe ihr Mandant nach einem Tutorial hergestellt, auf das er im Internet gestoßen sei. Er habe damit experimentiert und eine Bombe allenfalls im Wald ausprobieren wollen. Zu keinem Zeitpunkt habe er vorgehabt, Menschen zu töten. Dazu, dass der 19-Jährige Messer und andere Stichwaffen besaß, sagte die Anwältin: "Die hat er auf Amazon bestellt, weil sie ihm gefallen haben." Ihr Mandant sei kein Terrorist, sondern "wie ein Kind. Unreif, ahnungslos".
Zwei weitere Jugendliche in Haft
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Verdächtige einen Treueschwur auf den IS abgelegt und mit der Ankündigung, "er habe noch Großes vor", jüngst seinen Job gekündigt.
Neben dem 19-Jährigen sitzt auch ein 17 Jahre alter Bekannter von ihm in Untersuchungshaft. Der 17-Jährige war als Gerüstbauer im Ernst-Happel-Stadion beschäftigt, dem Ort der Konzerte. Außerdem wurde nun Untersuchungshaft gegen einen 18-jährigen Iraker aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen verhängt. Der war nach Angaben der Ermittler zwar nicht in die Pläne eingebunden. Er habe aber gleichfalls einen Treueschwur auf den IS abgelegt.
Angesichts der im Vorfeld bekannt gewordenen Terrorgefahr waren die drei für den 8. bis 10. August geplanten Auftritte der 34-jährigen Swift in Wien vom Veranstalter abgesagt worden.
Faeser: "Schwerwiegende islamistische Bedrohungslage"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Bedrohungslage durch islamistischen Terrorismus mit Blick auf die Festnahmen in Wien auch für Deutschland als "anhaltend hoch". Dieser Befund gelte weiterhin, erklärte die SPD-Politikerin nach einem Besuch des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln.
Sie sprach von einer "schwerwiegenden islamistischen Bedrohungslage", die man in Wien gesehen habe. "Auch unser Land steht im Fokus dschihadistischer Organisationen, vor allen Dingen des IS und seines aktuell gefährlichsten Ablegers ISPK. Islamistische Terrororganisationen, aber auch sich oftmals weitgehend allein radikalisierende islamistische Einzeltäter sind eine jederzeit bestehende Gefahr", betonte Faeser. Klar sei, dass man sich nicht einschüchtern lasse. "Aber wir nehmen Bedrohungen sehr ernst."
Der IS und seine Ableger sowie Hamas und Hisbollah versuchten nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem folgenden Einsatz Israels im Gazastreifen im Internet in Europa eine Radikalisierung zu fördern, sagte BfV-Vizepräsident Sinan Selen. Es gebe eine "abstrakt hohe Gefährdung", betonte auch er.
Für fünf Konzerte kehrt Swift diese Woche nach London zurück.
London erwartet Swift zurück
Derweil bereitet sich London erneut auf Taylor Swift vor. Fünf Konzerte des Superstars im Wembley-Stadion bilden den Abschluss des Europa-Teils ihrer Eras-Tour, bereits im Juni war sie dort aufgetreten. Am Donnerstag kehrt sie nun nach Wembley zurück. Fast eine halbe Million "Swifties" werden zu den Shows erwartet.
Die Londoner Polizei sieht die Konzerte angesichts der Festnahmen in Wien bisher nicht in Gefahr. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die von den österreichischen Behörden untersuchten Angelegenheiten Auswirkungen auf bevorstehende Veranstaltungen hier in London haben werden", teilte die Metropolitan Police auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.
Auch Bürgermeister Sadiq Khan bemühte sich, die Sorgen zu beschwichtigen. Die britische Hauptstadt sei eine internationale Stadt, die regelmäßig große Veranstaltungen ausrichte, betonte Bürgermeister Khan im Sender Sky News. "Wir haben große Erfahrung in der Überwachung dieser Veranstaltungen, wir sind niemals nachlässig."
Von Swift selbst gibt es bisher keine Aussagen - nicht zu den bevorstehenden Shows und nicht zu den Absagen in Wien.