Hitzewelle In Spanien werden Eiswürfel knapp
Spanien erlebt einen "Eiswürfel-Notstand": Mancherorts wird bereits rationiert, die Preise haben sich zum Teil versechsfacht. Hersteller berichten von weinenden Kunden am Telefon.
Eiswürfel sind in Spanien aktuell nicht nur auf bekannten Urlaubsinseln wie Mallorca oder Ibiza knapp, sondern im ganzen Land. Als Folge haben sich die Eiswürfel-Preise zum Teil versechsfacht. Vertriebsunternehmen berichten, die Probleme hätten in der zweiten Juli-Hälfte begonnen. Statt sieben Lastwagen am Tag erhalte man aktuell nur einen, beklagte etwa ein Betrieb aus Madrid.
Einige Supermärkte rationieren
Weil Eiswürfel in Supermärkten etwa in Madrid und Barcelona zurzeit immer wieder ausverkauft sind, beschränken einige große Ketten mittlerweile die Anzahl der Beutel, die pro Kundin oder Kunde ausgegeben werden dürfen. Bei "Mercadona" dürfen Kundinnen und Kunden etwa nur noch maximal fünf Beutel kaufen - bei "Consum" zwei. In Málaga haben einige Geschäfte Schilder mit der Aufschrift "keine Eiswürfel" aufgestellt.
Viele Eiswürfel-Hersteller beliefern nur noch ausgewählte Stammkunden. Mateo Obrador, ein Partner des Vertriebsunternehmens JOP, sagte einer spanischen Zeitung: "Wenn wir an alle verkaufen müssten, würde das Eis eine Stunde reichen."
Ein Mann in Cordoba erfrischt sich an einem Brunnen.
Zur Unterproduktion kommt die Hitze
Gründe für die Eiswürfel-Knappheit gibt es gleich mehrere: Einer von ihnen ist, dass viele Eiswürfel-Hersteller im Winter wegen der hohen Energiepreise nicht so viele Eiswürfel vorproduziert haben wie sonst üblich. Aktuell werden zwei Millionen Eiswürfel täglich produziert. Das ist laut einem Hersteller pro Tag zwar ein relativ normaler Wert. Problematisch ist allerdings, dass auch im Frühling normalerweise pro Tag zwei Millionen Eiswürfel produziert werden, die für den Sommer eingelagert werden. Die tägliche Produktion reicht also nicht, um die Nachfrage zu decken.
Dazu kommt, dass die Nachfrage wegen der hohen Temperaturen derzeit extrem hoch ist: Nach Branchenangaben kletterte die Nachfrage von sonst vier auf acht Millionen Kilo pro Tag. Ein großer Eiswürfel-Hersteller aus Andalusien schafft es laut eigener Aussage gerade so, 70 Prozent der Nachfrage zu befriedigen.
"Das Schlimmste kommt noch"
Der Unternehmer Miguel Ángel Vázquez Gavira wird in Spanien der "König des Eiswürfels" genannt, weil er mit seiner Firma einen Anteil von über 20 Prozent am heimischen Markt hat und auch in anderen Ländern Europas tätig ist. Im Interview mit der spanischen Zeitung "El Mundo" erzählt er:
Jeden Tag bekomme ich Anrufe von Unternehmern, die mich weinend um Eis anflehen.
Das habe er noch nie erlebt. Und das Schlimmste komme erst noch, erklärt Gavira. Er warnt: "Die nächsten Wochen werden dramatisch sein".
Besonders kleine Firmen haben Probleme
Besonders schwierig ist die Situation schon jetzt in kleineren Fabriken. Denn viele von ihnen wollten angesichts der steigenden Material- und Energiepreise in Frühjahr kein Produkt lagern, von dem sie nicht wussten, ob sie es im Sommer wegen der mit der Corona-Pandemie verbundenen Unsicherheit überhaupt verkaufen können würden.
Einige Unternehmen haben zum Beispiel im Winter nur nachts produziert, um die Produktionskosten zu senken. Nun können sie den Produktionsrhythmus nicht ohne Weiteres wieder herstellen. Und das, obwohl die Maschinen rund um die Uhr laufen.
Schon im Juni war es in Spanien mit Temperaturen bis zu 38 Grad Celsius heiß. Im Juli wurde es wegen einer Hitzewelle noch wärmer. Diese Frau in Palma de Mallorca versucht sich mit einem Fächer abzukühlen.
Kanaren wollen Eiswürfel ans Festland liefern
Da es im August über weite Strecken sehr heiß werden soll, ist es gut möglich, dass Eiswürfel bis in den September hinein Mangelware bleiben. Die Kanaren haben nun angekündigt, täglich 15.000 Beutel mit Eiswürfeln aufs spanische Festland schicken zu wollen, um die Situation zumindest etwas zu entspannen.