Migration "Sea-Watch 5" rettet 118 Menschen im Mittelmeer
Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hat nach eigenen Angaben an Heiligabend insgesamt 118 Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Unter den Geretteten auf der "Sea-Watch 5" seien auch Kinder, teilte die Organisation mit.
Rund sechs Wochen nach ihrer Indienstnahme hat das zivile Rettungsschiff "Sea-Watch5" erstmals Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Die Crew des Schiffs nahm in zwei Einsätzen an Heiligabend insgesamt 118 Menschen auf, wie die Organisation "Sea-Watch" mitteilte. Zahlreiche der Geretteten litten an Erschöpfung, Dehydrierung und an chemischen Verbrennungen durch Öl-Meerwasser-Gemische, die sich in den Booten bildeten.
Unter den 118 Menschen seien 32 Kinder und unbegleitete Minderjährige, das jüngste von ihnen drei Jahre alt. Die Geretteten würden an Bord erstversorgt. Die italienischen Behörden wiesen dem Schiff laut "Sea-Watch" den rund 1.150 Kilometer entfernten Hafen Marina di Carrara zu.
Zwei Einsätze in internationalen Gewässern
Die erste Rettungsaktion habe sich am 24. Dezember abends in internationalen Gewässern vor Libyen ereignet: Die Crew der "Sea-Watch 5" habe 54 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet. Unmittelbar danach habe ein Notruf das Rettungsschiff erreicht. Auf Anweisung der italienischen Seenotrettungsleitstelle MRCC Rom fuhr die "Sea-Watch 5" zu diesem Notfall und nahm noch einmal 64 Menschen an Bord.
"Es gibt keine stille Nacht, wenn Menschen auf der Suche nach Sicherheit übers Meer fliehen müssen", erklärte die Einsatzleiterin an Bord der "Seawatch 5", Anne Dekker. Es müssten "sichere Fluchtwege" geschaffen werden, um weitere Tragödien zu vermeiden.
2023: 2.678 Menschen umgekommen oder vermisst
Libyen ist zusammen mit Tunesien Haupttransitland für Migranten, die über das Mittelmeer in die EU kommen wollen. Die Vereinten Nationen haben die Migrationsroute über das Mittelmeer als die tödlichste der Welt bezeichnet. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang 2.678 Menschen auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.
Die "Sea-Watch 5" war am 15. November von Vinaros an der Ostküste Spaniens aus zu ihrem ersten Einsatz aufgebrochen. Sie ist das dritte Schiff von United4Rescue - einem Bündnis, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde. Das zwölf Jahre alte Schiff wurde im November 2022 getauft und anschließend umgebaut. Es ist laut "Sea-Watch" mit 58 Metern Länge größer und effizienter als die bisherigen Schiffe, zudem in einem technisch einwandfreien Zustand und unabhängig von Jahreszeit sowie Wetter einsatzbereit.