Papst Franziskus fährt in seinem Papamobil über den Petersplatz.

Franziskus spendet Segen an Ostern Ein geschwächter Papst - umjubelt von den Gläubigen

Stand: 20.04.2025 15:49 Uhr

Angespannt warteten die Gläubigen auf dem Petersplatz, ob Franziskus am Ostersonntag nach seiner Krankheit den Segen spenden würde. Sein Auftritt sorgt dann für Erleichterung - zeigt aber auch, wie schwach der Papst noch ist.

Von Ivo Marusczyk, ARD Rom

Er hat es sich nicht nehmen lassen. Papst Franziskus ist selbst zum Abschluss der Ostermesse aufgetreten und hat den Gläubigen Frohe Ostern gewünscht. Trotz der lebensbedrohlichen Lungenentzündung, die er erst überstanden hat. Und er hat der Stadt Rom und dem Erdkreis auch den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" gespendet - zumindest in einer verkürzten Segensformel.

Angespannt hatten die Blicke sich zuvor auf die Mittelloggia des Petersdoms gerichtet. Auf dem Petersplatz war fast kein Laut zu hören. Erst nach Minuten öffneten sich die schweren roten Vorhänge und Franziskus wurde im Rollstuhl auf den Balkon geschoben - Beifall und Jubel brandeten über den Platz. Da das Sprechen ihm noch hörbar schwer fällt, ließ Franziskus seine Osterbotschaft dann von seinem Zeremonienmeister Diego Ravelli verlesen.

Viele Menschen vor dem Petersdom auf dem Petersplatz im Vatikan.

Viele Tausende Gläubige kamen, um sich den päpstlichen Segen am Petersplatz abzuholen.

Papst lässt sich bei Ostermesse vertreten

Es war der Moment, auf den alle gewartet hatten. Der Petersplatz, mit Blumen geschmückt, die niederländische Gärtner Jahr für Jahr schicken. Zehntausende Gläubige, die geduldig auf den Einlass warteten, an einem leicht verhangenen, noch kühlen Frühlingstag in Rom. Vieles war wie immer bei den Osterfeierlichkeiten. Aber bis zum Ende der Messe fehlte eben die zentrale Figur. Auch in der Messe ließ der Papst sich noch vertreten - vom früheren Erzpriester des Petersdoms, Angelo Comastri. In den Mittelpunkt seiner Osterbotschaft stellte der Papst die Warnung vor einem neuen Wettrüsten.

"Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen", hieß es darin. Der größte Osterwunsch des Papstes: Zurückzufinden zur Hoffnung, dass Frieden möglich ist. Vor allem, aber nicht nur im Heiligen Land.

"Wachsendes Klima des Antisemitismus"

"Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe", hieß es in der Osterbotschaft. Das wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreite, sei besorgniserregend.

"Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht", sagte Ravelli stellvertretend. "Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!"

"Mit hörbar schwacher Stimme", Tilmann Kleinjung, ARD Rom, zum Ostersegen "Urbi et Orbi" durch Papst Franziskus auf dem Petersplatz

tagesschau, 20.04.2025 12:20 Uhr

Friedensbotschaften für die Ukraine

Auch auf den Krieg in der Ukraine ging Franziskus in seiner Osterbotschaft ein - ohne Russland zu erwähnen: "Möge der auferstandene Christus der gepeinigten Ukraine das österliche Geschenk des Friedens zuteil werden lassen und alle Beteiligten ermutigen, ihre Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden fortzusetzen."

Außerdem erwähnte er die Konflikte im Jemen und im Kaukasus zwischen Armenien und Aserbaidschan, sowie auf dem Westbalkan, im Sudan, Kongo und Myanmar.

Der Papst hatte den ausdrücklichen Wunsch geäußert, zumindest den zentralen Teil der Osterfeierlichkeiten selbst zu übernehmen - auch wenn die Ärzte ihm nach seiner lebensbedrohlichen Lungenentzündung immer noch Schonung und Ruhe verordnen. Nach dem Segen ließ er sich auch noch im Papamobil über den Petersplatz fahren.

Die Reaktion der Gläubigen auf dem Platz fiel eindeutig aus - einerseits Erleichterung, weil der Papst langsam, ganz langsam wieder kräftiger wirkt als unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Andererseits auch weiterhin Sorge, weil der Auftritt auch deutlich machte, wie schwer der Papst erkrankt war, wie kurzatmig er noch ist und wie schwer es ihm fällt, mehr als wenige Sekunden zu sprechen.

Ivo Marusczyk, ARD Rom, tagesschau, 20.04.2025 14:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 20. April 2025 um 12:20 Uhr und um 13:55 Uhr.