Regierungskrise in London "Er ist kein normaler Premierminister"
Zwar wisse man bei Johnson nie, aber nun dürfte es für den Premier schwierig werden, sich noch zu halten, sagt ARD-Korrespondentin Annette Dittert. Die Minister hätten die Reißleine gezogen, auch aus Furcht, die nächsten Wahlen zu verlieren.
Zur Regierungskrise in London sagte ARD-Korrespondentin Annette Dittert, es wiederhole sich ein für Boris Johnson typisches Muster: "Er hat wieder gelogen und ist damit wieder aufgeflogen." Handelte es sich bei Johnson um einen "normalen Premierminister", würde jetzt unmittelbar ein Rücktritt erfolgen, so Ditterts Einschätzung.
"Probleme, den Posten wieder zu besetzen"
"Johnson ist bisher immer aus allen Situationen wieder herausgekommen - bei ihm weiß man nie. Allerdings dürfte es für ihn jetzt wirklich schwierig werden, sich noch im Amt zu halten." Auch dürfte er große Probleme haben, so einen wichtigen Posten wie den des Finanzministers mitten in einer Wirtschaftskrise zügig neu zu besetzen.
Hintergrund der Rücktritte der beiden Minister sei auch, dass man um die nächsten Wahlen fürchte. Es herrsche die Erkenntnis: "Mit diesem Mann kommen wir aus dem Elend nicht heraus". Darum hätten zwei wichtige Minister jetzt die Reißleine gezogen, so Dittert.
Zwar habe Johnson kürzlich das parteiinterne Misstrauensvotum überstanden und sei damit rein formal jetzt ein weiteres Jahr sicher im Amt. De facto könne die Partei diese parteiinterne Regel jederzeit ändern - das Gremium treffe sich ohnehin am Mittwoch. Es könnte kurzfristig zu einem neuen Misstrauensvotum kommen, das für Johnson wohl kaum erfolgreich verlaufen werde.