Kardinäle gehen an einer Mauer entlang.

Wie das Konklave abläuft Strikt abgeschottet - und "besinnlich"

Stand: 07.05.2025 13:34 Uhr

Wie im Konklave über den künftigen Papst abgestimmt wird, bleibt strikt vertraulich. Dafür erzählen Teilnehmer früherer Konklaven von der besonderen Atmosphäre in der Sixtinischen Kapelle.

Von Ivo Marusczyk, ARD Rom

Es ist ein exklusiver Männer-Club mit besonders strikten Regeln und mit Ausblick auf das Jüngste Gericht - das berühmte Michelangelo-Fresko in der Sixtinischen Kapelle. Strikt abgeschirmt von der Außenwelt bilden die Kardinäle eine WG auf Zeit. Handys müssen aus bleiben, keinerlei Nachrichten sollen durch die dicken Mauern der Vatikanstadt dringen, weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Einer, der zweimal dabei war, beschreibt die Atmosphäre als "besinnlich" und "ruhig": Kardinal Walter Kasper hat 2005 und 2013 am Konklave teilgenommen und erzählt, dass die Atmosphäre dort gerade deshalb eine "eigene" sei, weil es keine Kontakte nach außen gibt. "Man ist abgeschottet. Es ist aber nicht eine langweilige Atmosphäre, man ist eigentlich ziemlich ausgefüllt mit dem Programm, das jeden Tag abläuft." 

Kasper, früherer Bischof von Rottenburg-Stuttgart, war Kurienkardinal in Rom und in mehreren Kirchenbehörden eine einflussreiche Stimme. Mit seinen 92 Jahren darf er bei diesem Konklave nicht mehr mit wählen.

 

Tische und Stühle stehen in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan.

Die Sitzanordnung für das Konklave ist schon hergestellt - die Kardinäle blicken dabei auf eine eindrucksvolle Freske von Michelangelo.

Bescheiden, aber doch komfortabel

Selbst die Fenster des Gästehauses Santa Marta werden versiegelt, die Rollläden bleiben zu. Niemand soll die Konklave-Kardinäle beeinflussen können und keiner von ihnen soll Insider-Informationen nach draußen durchstechen. Das ist wichtig für diese besondere Wahl, sagt auch Gudrun Sailer. Sie arbeitet seit langem für Radio Vatikan und nennt den Vatikan in diesen Tagen ein "Sperrgebiet".

Immerhin wohnen die Papstwähler inzwischen relativ komfortabel im Gästehaus Santa Marta, direkt neben dem Petersdom - oder in einer Außenstelle dieser Unterkunft.

Die normalen Gästezimmer in Santa Marta, sagt Sailer, hätten eineinhalb Zimmer, in denen man gut wohnen könne, und die Gäste könnten ja auch ein Buch mitnehmen und in den Vatikanischen Gärten spazierengehen. Sie selbst habe es dort deshalb nicht als langweilig empfunden; man könne auch ohne dauerhafte Handybegleitung leben - "es dient auch der persönlichen Sammlung".

Früher wurden in den Räumen neben der Sixtinischen Kapelle Schlafzellen eingerichtet. Im Mittelalter wurde die Regel eingeführt, dass alle Kardinäle rund um die Uhr im Konklave-Raum bleiben mussten. Nicht einmal Trennwände waren damals erlaubt, nur Vorhänge für ein bisschen Privatsphäre. Da haben es die Kardinäle heute besser.

 

Das Gästehaus St. Martha des Vatikan.

Das Gästehaus Santa Marta wurde auch vom verstorbenen Papst Franziskus geschätzt - nun wohnen dort die Kardinäle während des Konklaves.

Wenig sprechen, konzentriert abstimmen

Große Reden werden im eigentlichen Konklave übrigens nicht mehr gehalten. Es handele sich schließlich um einen "liturgischen Akt", erklärt Kardinal Kasper, man komme ja auch in der liturgischen Kleidung des Kardinals.

Das prägt auch den Tagesablauf. Die Vorschriften regeln genau, dass die Kardinäle viermal am Tag abstimmen - zweimal am Vormittag und zweimal am Nachmittag, unterbrochen nur vom Mittagessen "und ein bisschen Ruhepause".

Gespräche gibt es nur in den Pausen oder beim Essen, im kleineren Kreis. Dann sind sie sogar ausdrücklich erwünscht, damit eine Einigung auf einen Kandidaten überhaupt möglich wird. Zum Beispiel auf dem kurzen Weg von der Sixtinischen Kapelle zum Gästehaus und wieder zurück.

Aber auch auf diesem Weg darf niemand die Kardinäle ansprechen. Auch die Helfer mussten strikte Verschwiegenheit schwören - von Offizieren der Schweizergarde, über Beichtväter, die eigens parat stehen, bis hin zu Köchen, Busfahrern und Technikern. Außerdem gehören Aufzugführer und zwei Floristen zu den Helfern des Konklaves. 

 

Wie viel Tage wird es dauern?

Und irgendwann wird der Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle ein weißes Wölkchen in den römischen Himmel schicken. Zuletzt waren dazu meist nur wenige Wahlgänge nötig.

1922 dauerte das Konklave allerdings fünf Tage. Und viele Vatikan-Beobachter sagen, die Gräben zwischen den verschiedenen Gruppen im Konklave hätten sich noch vertieft.

Ivo Marusczyk, ARD Rom, tagesschau, 06.05.2025 13:00 Uhr