Brände im Mittelmeerraum "Wir brauchen dringend Hilfe"
Seit zwölf Tagen brennt es in Griechenland: Auf der Ferieninsel Rhodos ist die Lage weiter nicht unter Kontrolle. Beim Absturz eines Löschflugzeugs auf Euböa starben zwei Piloten. Auch in anderen Ländern rund um das Mittelmeer wüten die Flammen.
Der Süden Europas kämpft weiter mit Waldbränden: Auf den griechischen Inseln Rhodos, Korfu und Euböa fachten starke Winde die Brände weiter an. Auf Rhodos ist am Mittag ein neuer Brand nahe der Ortschaft Vati im Südosten der Insel ausgebrochen. Meterhohe Flammen breiteten sich in Richtung des bereits evakuierten Dorfes Gennada aus, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur dpa berichteten.
"Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab", sagte ein Feuerwehrmann. Alle Kräfte seien zu dem aktuellen Brand gezogen worden, es gebe einen starken Wind. Gewaltige schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel.
Löschflugzeug auf Euböa abgestürzt
Bei den Löscharbeiten auf der Insel Euböa stürzte ein Löschflugzeug ab. Die beiden Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren kamen ums Leben, teilte der Generalstab der griechischen Luftwaffe mit. Das griechische Verteidigungsministerium ordnete eine dreitägige Trauer für die Streitkräfte an. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis habe zudem eine für Mittwoch geplante Reise in die Republik Zypern abgesagt, teilte sein Büro mit. Nach Angaben der Feuerwehr war das griechische Canadair-Flugzeug in der Nähe des Dorfs Platanisto abgestürzt.
Das Staatsfernsehen veröffentlichte ein Video, das den Absturz zeigen soll. Zu sehen ist, wie die Maschine Wasser abwirft, zur Seite fliegt, an Höhe verliert und mit der rechten Tragfläche am Boden aufschlägt. Danach steigen Flammen und Rauch auf.
Mitsotakis: "Uns steht ein schwieriger Sommer bevor"
Wie der griechische Zivilschutz mitteilte, bleibt die Brandgefahr in fast allen Regionen Griechenlands extrem hoch. Bis zu 44 Grad wurden heute erwartet. Auch am Mittwoch soll es den Vorhersagen zufolge weiter heiß bleiben, ehe die Temperaturen am Donnerstag dann um bis zu fünf Grad sinken. "Uns steht ein weiterer schwieriger Sommer bevor", sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bei einer Kabinettssitzung.
Feuerwehrleute aus elf europäischen Staaten unterstützen die Griechen. Auf Rhodos kämpften nach Angaben der Feuerwehr mehr als 260 Feuerwehrleute den achten Tag in Folge gegen die Flammen. Neun Löschflugzeuge und vier Löschhelikopter seien dort im Einsatz; auf Korfu sechs Flugzeuge und vier Hubschrauber, teilte ein Sprecher mit.
Auf Korfu geriet ein seit Tagen tobender Brand außer Kontrolle. Aus diesem Grund wurden den Angaben zufolge drei Ortschaften evakuiert. Es handelt sich um Dörfer in der Nähe der kleinen Hafenstadt Kassiopi. Der Feuerwehr zufolge kämpften im Norden der Insel mehr als 60 Einsatzkräfte. Nahe der Stadt Karystos auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa waren mehr als 90 Feuerwehrleute im Einsatz.
Mehr als 500 Brände im Land
Nach Angaben von Zivilschutzminister Vassilis Kikilias kämpft die Feuerwehr schon seit zwölf Tage gegen mehr als 500 Brände im ganzen Land. Laut Umweltschutzorganisation WWF wurden dabei allein in der vergangenen Woche 35.000 Hektar Wald und andere Vegetation zerstört.
Tausende Touristen und Einheimische wurden seit dem Wochenende von den Ferieninseln Rhodos und Korfu in Sicherheit gebracht. Allein am Samstag mussten rund 19.000 Touristen und Einwohner in Rhodos aus Hotels und Dörfern evakuiert werden. Viele von ihnen sind mittlerweile abgereist, manche noch in Notunterkünften wie Turnhallen und Schulen untergebracht.
Brände in Algerien, Zypern und Italien
Auch andere Länder in Südeuropa und Nordafrika leiden unter extremer Hitze und Feuern. In Algerien kamen bei Waldbränden mindestens 34 Menschen ums Leben. Auf der Mittelmeerinsel Zypern brachten mehr als Hundert Feuerwehrleute einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte.
Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien kämpfte die Feuerwehr ebenso weiter gegen mehrere Waldbrände, von denen einer nah an den Flughafen von Palermo herankam. Der Flughafen wurde daher für mehrere Stunden geschlossen.
Auf die Hitze folgten in Norditalien schwere Unwetter, dabei kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Wie Regierungschefin Giorgia Meloni mitteilte, wurde in einem Pfadfinderlager nahe der Stadt Brescia in der Nacht ein 16-jähriges Mädchen getötet, als ein Baum auf ihr Zelt fiel. In der Stadt Lissone wurde eine Frau von einem Baum erschlagen. Sturmböen, Starkregen und Hagel sorgten unter anderem auch in Mailand für überschwemmten Straßen und umgestürzte Bäume.