Olympische Spiele in Paris Wie Frankreich Drohnen abfangen will
Drei Millionen Minidrohnen gibt es in Frankreich - die Luftwaffe will deshalb bei den Olympischen Spielen in Paris kein Risiko eingehen. Mit Lasern und Störsendern will sie mögliche Kamikazeflieger abfangen.
"Da sind die Drohnen, vor den Tannen! Eine kommt auf uns zu", ruft ein Soldat. "Zwei sogar! Der Befehl zum Stören wurde gegeben! Die Drohnen wurden klar gestoppt." Zumindest die eine hängt wie gelähmt in der Luft, die andere steigt auf, kann sich aber nicht mehr nähern. General Arnaud Bourguignon steht zufrieden auf dem Flugfeld der Luftwaffenbasis 107 in Villacoublay südwestlich von Paris.
Der große schlanke Mann in Tarnuniform und schwarzem Käppi verantwortet im Sommer die Sicherung des Luftraums für die Olympischen Spiele. Er steht neben Geräten, von denen eines wie ein schräg gestellter Kugelgrill aussieht. "Während der Olympischen Spiele setzen wir alle verfügbaren Mittel ein und kombinieren unsere vier verschiedenen stationären Drohnenabwehranlagen", erklärt er.
Diese würden über Radar, Kamera und Funkfrequenzsensoren verfügen. "Davon wird es allein in Paris 15 geben, die mehrere Kilometer Luftraum kontrollieren. Für einen dichten Schutz der Spiele wird die Luftwaffe bis zu 1.300 Militärs einsetzen." Und die üben und halten sich fit. Überall joggen junge Männer und Frauen entlang des öffentlichen Golfplatzes, der mitten in der Basis liegt. In der Luft schwirren Drohnen - summend wie ein Bienenschwarm oder fiepend wie ein Zahnarztbohrer.
Gewehre wie Science-Fiction-Waffen
Simon stellt sich als Friedenshüter der Police Nationale vor. Auf seiner Schulter ruht ein rund zehn Kilo schweres Gewehr, das Wellen aussendet. "Damit können wir Frequenzen stören, was die Kommunikation zwischen Fernbedienung und Drohne, deren Videoüberwachung oder das GPS behindert", sagt er. Man müsse dafür das Gerät auf die Drohne richten. "Es strahlt in einem 30-Grad-Radius aus. Der Störsender hat eine Reichweite von bis zu 1.200 Meter."
Fünf Tage Intensivtraining bekommen die Militärs für die Geräte, die aussehen wie eine Mischung aus großer Wasserpistole und Science-Fiction-Waffe. Männer wie Simon werden während der Spiele etwa auf dem Dach des Stade de France stationiert sein. Auf einem Tablet erhalten sie dann Infos über feindliche Drohnen - die im System als rote Quadrocopter auftauchen.
Ein Netzwerfer fängt die Drohne ein
Hängt die Drohne "gelähmt" in der Luft, kommt Gendarm Sébastien zum Zuge. Und nicht nur dann. "Ich habe einen Netzwerfer in der Hand - zwölf Kilo schwer. Wenn eine Drohne aus Gründen nicht auf unseren Störsender reagiert und wir sie nicht neutralisieren können, dann holen wir sie physisch herunter." Ein Projektil schleudert das Netz, das 2,80 mal 2,80 Meter groß ist, rund 100 Meter weit. "Es hat einen Fallschirm, damit die Drohne nicht abstürzt, sondern abgebremst wird", sagt Sébastien. Bisher würde die Truppe nur über ein Gerät verfügen, doch ein zweites soll kommen.
"Hier haben wir noch ein System Drohne gegen Drohne", erklärt General Bourguignon. "Wir haben eine gestoppt und unsere steuert sich zur feindlichen. Sie hat auch ein Netz zwischen ihren Armen und fängt sie damit ein wie einen Fisch." Das System sei noch nicht operationell. "Wir werden davon zwei à vier Drohnen haben", kündigt der General an.
Laser trifft auf einen Kilometer Entfernung
Neben englischen liefern auch französische Firmen. Laurent Tard von der Laserwaffenfirma Cilas aus Orléans zum Beispiel hat dem General einen kantigen Drohnendetektor-Prototypen auf den Rasen gestellt. Er zeigt auf eine weiße Drohne mit pfenniggroßem Loch. "Wir bringen Laserenergie auf das Ziel, das verbrannt wird. Das haben wir schon getestet."
Damit sei es möglich, eine Drohne auf einen Kilometer in wenigen Sekunden zu treffen. "So präzise, als würden wir eine Bettwanze zerschießen." Wir halten die Drohne trotz ihrer Bewegung genau im Visier und der Laser geht nur bis zum Ziel. Das ist also auch im urbanen Raum sicher."
Dort wie überall müssen Drohnen angemeldet sein. Was aber, wenn eine "akkreditierte" Drohne zum Feind wird? "Angemeldet heißt nicht, dass wir uns nicht für sie interessieren", sagt General Bourguignon. "Sobald sie sich unnormal verhalten und ihren angemeldeten Flugweg verlässt, kontaktieren wir den Piloten." Notfalls würde die Drohne wie eine feindliche behandeln werden. "Wir gehen kein Risiko ein."
In der Drohne klafft ein pfenniggroßes Loch. Sie wurde von einer Laserwaffe angeschossen.
"Ihre Ladung ist die Gefahr"
Im nationalen Drohnen-Abwehrzentrum ist man auch auf Cyberattacken vorbereitet und hat andere Kommunikationswege entwickelt. "Die Bedrohung ist real und wird als sehr ernst eingestuft", sagt General Bourguignon. "Wir haben in Frankreich drei Millionen Minidrohnen unter 25 Kilo. Daraus kann man leicht eine Waffe machen." Drohnen seien wie Kamikazeflieger. "Ihre Ladung ist die Gefahr."
Doch General Bourguignon hat die Uniform-Ärmel nicht umsonst hochgekrempelt. Die Drohnenabwehr-Front steht. Er lächelt selbstbewusst: "Wir haben volles Vertrauen in unser Sicherheitsarsenal für die Spiele. Sie können kommen und sich die Wettkämpfe ganz in Ruhe anschauen."