Internationales Auschwitz-Komitee Holocaust-Überlebender Kolmer ist tot
Über sein Schicksal hatte der tschechische Holocaust-Überlebende Felix Kolmer sehr oft berichtet. Nun ist er im Alter von 100 Jahren gestorben. Das Internationale Auschwitz-Komitee würdigte ihn als "großen Zeitzeugen und Menschenfreund".
Der tschechische Holocaust-Überlebende und Physiker Felix Kolmer ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Das teilte das Internationale Auschwitz-Komitee mit, dessen Vizevorsitzender er war. Das Komitee würdigte ihn als "großen Zeitzeugen und Menschenfreund".
Es sei ihm mit "seiner leisen und beharrlichen Freundlichkeit" gelungen, Menschen zusammenzuführen und sie an den Erinnerungen von Überlebenden teilhaben zu lassen. Und weiter: "Felix Kolmer wird uns in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen angesichts der Entwicklung von Antisemitismus und rechtsextremem Hass bitter fehlen."
Er diskutierte auch mit Rechtsextremen
Jahrzehntelang trat Kolmer als Zeitzeuge vor Jugendlichen und Schulklassen auf. Zudem engagierte er sich im Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den Verdienstorden Sachsens.
"Über viele Jahre suchte Felix Kolmer als Zeitzeuge das Gespräch mit jungen Menschen in Deutschland und in anderen Ländern Europas und schreckte auch vor Diskussionen mit Rechtsextremen nicht zurück", betonte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner.
Er habe sich zudem bis in seine letzten Lebensmonate hinein als "einer der wichtigsten und glaubwürdigsten Brückenbauer" für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen eingesetzt. Unvergessen bleibe Kolmers Eintreten für die Entschädigung aller Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager sowie der Zwangsarbeiter.
Kolmer wurde 1941 deportiert
Kolmer wurde am 3. Mai 1922 in eine assimilierte jüdische Familie in Prag geboren. Die deutschen Besatzer deportierten den jungen Tischlerlehrling 1941 als Teil des sogenannten Aufbaukommandos ins Ghetto Theresienstadt. Seine Mutter starb dort. In Terezin entdeckte Kolmer nach eigener Aussage einen Fluchtweg, nutzte ihn aber nicht selbst, um zu entkommen. Stattdessen gab er sein Wissen an Mitgefangene weiter. 1944 kam er ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo er auf einen Zug ins Außenlager Friedland des KZ Gross-Rosen aufsprang. Dort erlebte er das Kriegsende.
Kolmer hat sein Leben "nie vom Hass vergiften lassen"
Nach dem Krieg fand er seine Frau Liana wieder, die er in Theresienstadt geheiratet hatte. Er studierte und wurde zu einem anerkannten Experten auf dem Gebiet der Akustik. Er veröffentlichte rund 200 wissenschaftliche Aufsätze und Bücher. Von 1982 bis 2017 lehrte Kolmer als Professor der Abteilung für Tontechnik an der Prager Filmhochschule FAMU.
Kolmer habe sein Leben nie vom Hass vergiften lassen, obwohl er durch die Nazis seine Mutter und weitere Angehörige verloren hat, sagte Heubner. Dennoch sagte Kolmer einmal rückblickend: "Morde kann man nicht verzeihen".