Lebensmittel EU verschärft Grenzwerte für Nitrate und Nitrite
Die EU will die Grenzwerte für Nitrate und Nitrite in Lebensmitteln senken - und die Ernährung so sicherer machen. Unter anderem soll so das Risiko gemindert werden, möglicherweise krebserregende Stoffe aufzunehmen.
In der EU dürfen Lebensmittel künftig weniger Nitrate und Nitrite enthalten. Die EU-Kommission beschloss deutlich geringere Grenzwerte für die Zusatzstoffe. Die EU-Staaten hatten den strengeren Richtwerten bereits im Frühjahr zugestimmt.
Durch die neuen Vorschriften sollen die Grenzwerte für die beiden Stoffe um etwa 20 Prozent gesenkt werden. Grundlage für die neuen Grenzwerte ist eine Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). So sollen Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem vor der Aufnahme von krankheitserregenden Bakterien wie Listerien, Salmonellen oder Clostridien geschützt werden. Außerdem soll so die Belastung von Lebensmitteln durch möglicherweise krebserregende Stoffe wie Nitrosaminen reduziert werden.
Nitrate und Nitrite werden bei der Verarbeitung von Lebensmitteln verwendet, unter anderem, um sie haltbarer zu machen. Daher können Nitrosamine in verschiedensten Nahrungsmitteln vorkommen, darunter Pökelfleisch, in Wurst- und Käseprodukten, in Ölen oder Gemüseprodukten, aber auch in Bier oder anderen alkoholischen Getränken. Nitrosamine sind Reaktionsprodukte von Nitriten oder Stickoxiden mit Aminen und gelten als potenziell krebserregend.
Nitrate sind Stickstoffverbindungen, die auf natürliche Weise im Boden vorkommen, aber auch in Düngemitteln enthalten sind. Sie dienen Pflanzen als Nährstoff und sind ein wichtiger Faktor für deren Wachstum. Pflanzen verwerten den Stickstoff des Nitrats für den eigenen Stoffwechsel und zum Aufbau von Eiweiß. Überschüssige Mengen an Nitrat werden von Pflanzen gespeichert. Angaben des Bundesinstitutes für Risikobewertung zufolge können Salate und Gemüse wie Rucola, Spinat, Kohlrabi, Rote Beete und Rettich hohe Nitratmengen enthalten. Nitrate selbst sind demnach aber relativ unbedenklich.
Nitrit ist ein Zwischenprodukt bei der Versorgung der Pflanze mit Stickstoff und entsteht mithilfe von Mikroorganismen und Enzymen. Es kann in Lebensmitteln gebildet werden, etwa durch unsachgemäße Lagerung oder unsachgemäßen Transport sowie durch Missachtung der gängigen Hygienepraxis.
Nitrit kann aber auch bei der Verdauung entstehen. Im Körper kann Nitrit mit Aminen zu N-Nitroso-Verbindungen (z.B. zu Nitrosaminen) reagieren. Die meisten dieser Verbindungen haben sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen. Ob dies auch für den Menschen gilt, ist bislang noch nicht geklärt.
Mehr Gewissheit über sichere Lebensmittel
Die für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides begrüßte die beschlossenen neuen Grenzwerte und betonte, "Bürgerinnen und Bürger erwarten die Gewissheit, dass sie sichere Lebensmittel zu sich nehmen können". Die neuen Grenzwerte seien ein "weiterer Schritt in diese Richtung" und eine "wichtige Maßnahme im Rahmen des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung".
Kyriakides forderte die Betriebe der Lebensmittelindustrie auf, "diese wissenschaftlich fundierten Vorschriften zügig umzusetzen und, wo immer möglich, die Grenzwerte weiter zu senken, um die Gesundheit der Bürger zu schützen". Unternehmen der Branche haben zwei Jahre Zeit, die Richtlinien für die neuen Grenzwerte umzusetzen.