Dürregipfel in Spanien "Wie eine Wüste"
In Teilen Spaniens hat es monatelang kaum geregnet. Wasser wird rationiert, Bauern fürchten um ihre Existenz. Wegen der Klimakrise muss die Landwirtschaft wohl umdenken. Heute tagt dazu ein Regierungsgipfel.
Alles ist beige und vertrocknet. Statt eines Stausees: dicke Risse im staubtrockenen Boden. Bilder, die man sonst aus Dürregürteln in Afrika und Asien kennt - sie sind auch in weiten Teilen Spaniens Realität geworden.
Auf einem Feld in Albacete, rund 260 Kilometer südöstlich von Madrid, ragen immerhin noch ein paar grüne Weizensprösslinge aus dem Boden. Juan Cebrian von der Vereinigung junger Bauern hält ein paar von ihnen in den Händen. Dann winkt er ab.
"Die Ähre, die herauskommt, ist sehr klein, sehr schwach", sagt Cebrian. Die Wurzel wachse nicht, sie trockne aus. "Wir müssen also fast die gesamte Saison der Getreide- und Hülsenfrüchte in unserer Region als verloren betrachten."
Erntesaison teils verloren
Anbauflächen von mehr als 3,5 Millionen Hektar sind in Spanien laut Angaben des Hauptverbands der Landwirte und Viehzüchter verloren. Weizen und Gerste im Süden des Landes könnten in diesem Jahr komplett ausfallen. Betroffen sind aber auch Früchte - vor allem Steinobst jetzt im Frühjahr.
In einigen Regionen und Städten ist das Wasser so knapp, dass es rationiert werden muss. "Wenn es kein Wasser mehr gibt, heißt das für uns, dass wir kaum noch was verdienen werden", sagt Santiago Cuadevilla aus Katalonien.
Mit Hochdruck wird in Spanien daran gearbeitet, andere Wasserquellen ausfindig zu machen, zum Beispiel mit recyceltem Wasser - also Abwasser, das aufbereitet oder Meerwasser, das entsalzt wird. Aber das sei aufwendig und koste mehr, sagt Tomas Azcarate. Er arbeitet für den Nationalen Forschungsrat.
Auswirkung auf Verbraucherpreise
"Es liegt auf der Hand, dass sowohl entsalztes Wasser als auch recyceltes Wasser teurer sind", sagt Azcarate. Das wirke sich dann auch auf die Produktionskosten aus. "Und je höher die Kosten, desto höher die Preise, die die europäischen Verbraucher für spanisches Obst und Gemüse demnächst zahlen müssen."
Es sei aber auch eine Frage der Zeit, ob und wie lange die aktuellen Produkte überhaupt noch in Spanien angebaut werden könnten. Die gesamte Landwirtschaft müsse umdenken, fordert Azcarate. "Denn der Klimawandel", sagt er, "ist nicht von übermorgen, er ist von morgen. Wenn nicht schon eigentlich heute!"
Es müsse es jetzt darum gehen, andere Anbaumethoden zu entwickeln, sagt Azcarate - oder auf Sorten zu setzen, die in Trockengebieten besser wachsen.
UNESCO-Titel bedroht
Die Diskussionen darüber spalten das Land. Ganze Regionen in Spanien hängen von der Landwirtschaft ab, aktuell gibt es einen großen Streit um den Anbau von Erdbeeren in Andalusien.
Rund um den Nationalpark Donana will die konservative Regionalregierung ein Gesetz durchsetzen, dass die Bewässerung von rund 500 Hektar Anbaufläche legalisieren würde. Umweltschutzorganisationen und die Opposition schlagen Alarm.
Vor laufenden Kameras schüttete die Abgeordnete Maribel Mora einen Becher Sand auf den Parlamentsstuhl des andalusischen Ministerpräsidenten - und drohte: "So wird Donana aussehen - wie eine Wüste!"
Sollte das Gesetz durchkommen, droht die EU mit Sanktionen - und die UNESCO warnt davor, den Nationalpark von der Weltnaturerbeliste zu streichen.