König Charles lll.

Royaler Friedensstifter Gerät König Charles III. zwischen die Fronten?

Stand: 10.03.2025 17:00 Uhr

Am Commonwealth Day steht König Charles III. als Oberhaupt des Staatenbundes im Fokus. Zuletzt nutzte die britische Regierung ihn gleich mehrfach als diplomatischen Joker. Für Charles ein Drahtseilakt.

Ein Gottesdienst in Westminster Abbey, ein Empfang mit Ehrengästen aus den 56 Commonwealth-Ländern und eine Rede zu den Werten und der Tradition des Staatenbundes: In normalen Zeiten ist der Commonwealth Day am jeweils zweiten Montag im März ein Routinetermin für den Monarchen.

Doch in diesen turbulenten Zeiten ist auch das anders und die Botschaft von Charles zu seinem dritten Commonwealth-Tag als König wird besonders unter die Lupe genommen. "In diesen unsicheren Zeiten", so Charles heute, sei es leicht "Unterschiede als Problem" und nicht als "Quelle der Stärke und Chance zum Lernen zu sehen". Sogleich begann das Rätseln, ob auch dies eine Botschaft an den US-Präsidenten sei.

Charles als diplomatischer Trumpf

Die aktuellen "unsicheren Zeiten" haben für Charles und seine Rolle weitreichende Konsequenzen. Als Prinz von Wales war er für seine politischen Äußerungen berüchtigt. Er hatte den Spitznamen "the meddling prince", der sich einmischende Prinz. Jetzt, im dritten Jahr seiner Regentschaft, wird er geradezu dazu aufgefordert, sich einzumischen.

Gleich mehrfach ist der König in den vergangenen Wochen von der britischen Regierung als diplomatischer Trumpf eingesetzt worden. Ende Februar brachte Premier Keir Starmer eine Einladung von Charles zu einem Staatsbesuch mit ins Oval Office - und Donald Trump, ein Bewunderer der britischen Königsfamilie, zeigte sich geschmeichelt.

Beide Seiten betonten, dass noch kein US-amerikanischer Präsident mit einem zweiten Staatsbesuch geehrt worden sei. Noch nie da gewesen sei das, wiederholten Starmer und Trump mehrmals.

Trump, Selenskyj, Trudeau

Wenige Tage später zog Nummer 10 Downing Street erneut die Königskarte. Nach dem Eklat zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office organisierte die britische Regierung schnell ein Treffen von Selenskiy mit dem König. Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und als klare Botschaft an Trump.

Kompliziert wurde es, als auch Justin Trudeau, der als Noch-Premier Kanadas zum Ukraine-Gipfel nach London gereist war, sich mit Charles traf. Hochrangige politische Vertreter Kanadas machten ebenfalls klar, dass sie von Charles ein deutliches Zeichen gegen Trumps Drohungen, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen, erwarteten. 

Auch unter Artikeln in Onlineausgaben britischer Zeitungen häuften sich Kommentare und Leserbriefe von Lesern, oft mit kanadischen Wurzeln, die sich klare Worte des Königs erhofften und eine Absage des Staatsbesuchs von Trump forderten.

Charles setzt subtile Zeichen

Öffentlich hat sich Charles III. zum Thema Kanada nicht geäußert. Aber für Aufsehen sorgte, dass er am Tag nach dem Treffen mit Trudeau beim Kurzbesuch auf einem Flugzeugträger der britischen Royal Navy kanadische Militärorden trug.

War dies ein subtiles Zeichen der Unterstützung, wie man es auch von seiner Mutter kannte? Dazu passen würde ein Zitat, das die britische Zeitung Guardian im März von einer nicht näher genannten Quelle aus dem Palast veröffentlichte. Die Rolle des Königs seien gemäß der Verfassung "symbolische Gesten statt Kommentare".

Justin Trudeau und König Charles lll.

Kurz nachdem die Einladung an US-Präsident Donald Trump im Oval Office verteilt war, empfing König Charles III. unter anderem Kanadas Noch-Premier Justin Trudeau auf dem Landsitz Sandringham.

Widerstand gegen Trump-Besuch

Nicht so einfach aus dem Weg räumen lässt sich allerdings die Debatte um den zweiten Staatsbesuch von Trump. Schon nach dem Eklat mit Selenskyj hatten mehrere britische Zeitungen, sowohl mit linker als auch mit rechtskonservativer Prägung, online Leserumfragen mit der Frage gestartet, ob der zweite Staatsbesuch von Trump beim König nicht abgesagt werden müsse. In den nicht-repräsentativen Umfragen stimmte eine klare Mehrheit für eine Absage.

Nachdem die USA die Waffenlieferung an die Ukraine aussetzten, mehrten sich auch aus der Politik die Stimmen, die die britische Regierung aufforderten, Charles davor zu bewahren, Trump die Ehre eines zweiten Staatsbesuches zukommen zu lassen.

"Undenkbar", sei ein solcher Staatsbesuch, wenn die USA bei ihrem Kurs blieben, so John Swinney, der Erste Minister Schottlands und Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP). Aus der konservativen Partei meldete sich die führende Außenpolitikerin Alicia Kearns zu Wort: Die Planungen sollten pausiert werden, bis die USA Sicherheitsgarantien für die Ukraine zugesagt hätten. Starmers Regierung wies solche Forderungen bisher deutlich zurück.

Umstrittene Staatsbesuche nichts Neues

Wann Trump ins Vereinigte Königreich reisen könnte, ist noch völlig unklar. Fest steht, dass der US-Präsident es wohl kaum erwarten kann. Charles sei "ein schöner Mann, ein wundervoller Mann", sagte Trump, als er den Brief des Königs in seinen Händen hielt. 

Für die Königsfamilie sind Treffen mit umstrittenen Staatschefs keine Seltenheit: Chinas Xi Jinping und der russische Präsidenten Wladimir Putin wurden in der Vergangenheit mit Staatsbesuchen empfangen und 1978 traf Elizabeth II. auf Bitten der eigenen Regierung sogar den rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu.

Noch scheint Charles der aktuelle diplomatische Drahtseilakt zu gelingen. Doch selten entwickelten sich die internationalen Beziehungen und Verwerfungen so unvorhersehbar und schnell wie derzeit unter US-Präsident Trump. Gerade für den König und seine Berater im Palast dürfte diese Unberechenbarkeit eine Herausforderung darstellen.

Immerhin: Sollte er Bedenken haben, wie die britische Regierung ihn einsetzt, so hat er das Recht, seine Minister und die Regierung "zu beraten und zu warnen".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. März 2025 um 21:42 Uhr.