Krönung von Charles III. Spagat zwischen Tradition und Moderne
Es war ein historisches Ereignis: Charles III. und Camilla sind zu König und Königin gekrönt worden. Bei den Feierlichkeiten gab es viele Anachronismen, aber auch Botschaften, die frischen Wind versprechen.
Der Regen hielt die meisten nicht davon ab, ins Londoner Stadtzentrum zu kommen. Zehntausende strömten am Morgen an die Prachtstraße "The Mall", um dort die Prozession zu erleben. Er wolle diesen großen Moment der Geschichte erleben, sagte ein Besucher mit seiner Tochter an der Hand, beide strahlend, beide in den Union Jack gewickelt.
Sie sollten nicht enttäuscht werden. Der Tag bot goldene Kutschen, stolzes Militär, pompöse Musik und einen frisch gekrönten König Charles III. mit der ebenfalls gekrönten Königin Camilla an seiner Seite.
Festnahmen am Rande der Feierlichkeiten
Am Vormittag war das Königspaar in einer Prozession zur Westminster Abbey gefahren. Zehntausende schauten zu, jubelten, schwenkten Fahnen. Auf Bildschirmen in der Innenstadt verteilt konnten die zusehen, die keinen Platz in der ersten Reihe ergattert hatten. Tausende Polizisten sicherten das Ereignis. Am Rande der Feierlichkeiten nahm die Polizei dutzende Demonstranten fest, darunter Monarchie-Gegner und Klimaaktivisten.
In der Westminster Abbey warteten bereits mehr als 2000 geladene Gäste aus aller Welt, darunter Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. US-Präsident Joe Biden war nicht angereist, dafür seine Frau Jill. Platz genommen hatten auch zahlreiche Prominente wie der Komponist Andrew Lloyd Webber und der Musiker Nick Cave. Der König hatte auch zahlreiche Britinnen und Briten eingeladen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement aufgefallen waren - eine Neuerung, die es so 1953 bei der Krönung von Queen Elisabeth II. nicht gegeben hatte.
Viele Neuerungen unter dem neuen König
Und überhaupt, die Neuerungen: Charles III. hatte viel neue Musik komponieren lassen und einen Gospel-Chor gebeten, bei der Zeremonie aufzutreten, was es noch nie gegeben hat und was durchaus als Signal in einem multikulturellen Großbritannien zu verstehen sein soll. Das Salbungsöl war vegan, auch das die Botschaft eines Königs, dem der Natur- und Tierschutz besonders wichtig ist.
Die Würdenträger verschiedener Religionen wurden in die Zeremonie eingebunden. Die konservative Politikerin Penny Mordaunt übernahm erstmals als Frau die traditionsbehaftete Aufgabe, das vom Erzbischof gesegnete Staatsschwert ("Sword of Offering") zum König zu tragen. Viele bedeutende Botschaften, die unterstreichen, dass König Charles III. die Monarchie modernisieren möchte.
Schwur, Salbung, Krönung
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, nahm König Charles III. den Schwur ab, salbte ihn, und setzte ihm schließlich die St. Edwards-Krone aufs Haupt. Zwischen diesen bedeutenden Punkten wurde die Zeremonie von Chormusik getragen, ein Solist sang ein Lied auf Walisisch - auch das bislang nie dagewesen.
Charles war der 40. Monarch, der in der Westminster Abbey gekrönt wurde. 1066 war Wilhelm der Eroberer der erste, dem hier die Krone aufgesetzt wurde. Keine Handlung, kein Gegenstand, der nicht tief in der Tradition der britischen Monarchie verhaftet ist: Die St. Edwards-Krone mit 444 Edelsteinen wurde 1661 angefertigt, nach dem englischen Bürgerkrieg.
Als Erzbischof Welby dem Monarchen die Krone aufgesetzt hatte, rief die Gemeinde "God save the King" aus, es folgten Kanonenschüsse und Glockenläuten im ganzen Land. Auch Camilla wurde gesalbt und gekrönt.
Nur "working Royals" auf Palastbalkon
Auf dem Rückweg von der Westminster Abbey zum Buckingham-Palast säumten nach wie vor Zehntausende die Straßen und winkten der Königsfamilie im Regen zu.
Auch der Auftritt auf dem Palastbalkon gehört zum wichtigen Ritual, verbunden mit der Frage, wer hier gemeinsam mit dem König stehen darf. Charles III. setzt sich für eine Verschlankung der Monarchie ein. Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, haben der Familie den Rücken gekehrt. Angereist war nur Prinz Harry, der aus diesem Grund nicht auf dem Balkon erschien. Hier stehen nur die "working Royals", also die Familienmitglieder, die auch Aufgaben der Krone übernommen haben wie Schirmherrschaften, Besuche bei Wohltätigkeitsorganisationen und ehrenamtlichen Projekten.
Auch der Bruder des Königs, Prinz Andrew, trat nicht auf den Balkon. Er wurde von seinen Aufgaben entbunden wegen der Nähe zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Insgesamt gibt es elf Familienmitglieder, die mit offiziellen Aufgaben betraut sind. Eine Flugzeugstaffel der Royal Air Force überflog schließlich den Palast.
Straßenfeste und Feiertag
Am Sonntag werden im ganzen Land zahlreiche Straßenfeste stattfinden. Hier kommen Menschen zusammen, die gemeinsam essen und trinken.
Am Montag ist Feiertag im Vereinigten Königreich, der Tag steht unter der Überschrift des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Britinnen und Briten sollen sich ehrenamtlich engagieren. Dem Wunsch des Königs folgen Millionen und schnuppern bei Hilfsorganisationen rein.