Getöteter Deutscher Bundesanwaltschaft ermittelt nach Attacke in Paris
Nach der Attacke in Paris, bei der ein Deutscher getötet wurde, ermittelt die Bundesanwaltschaft. Der Fall sorgt auch in Frankreich weiter für Diskussionen. Der Innenminister prangert Fehler bei der psychiatrischen Behandlung des Angreifers an.
Nach dem Messerangriff in Paris, bei dem ein Deutscher getötet wurde, hat die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen den Tatverdächtigen werde wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland in Tateinheit mit Mord ermittelt. Einem Sprecher zufolge laufen die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft parallel zu den Ermittlungen in Frankreich. Die Bundesanwaltschaft ermittelt, wenn Deutsche von Terrorakten betroffen sind.
Unterdessen wies Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin ein Versagen der Polizei von sich. Die Sicherheitskräfte hätten mit Blick auf den wegen Anschlagsplänen bereits verurteilten Islamisten ein Maximum getan, sagte er dem Sender BFMTV.
Vorwurf: Versäumnisse in der Psychiatrie
Versäumnisse habe es aber offenbar bei der Psychiatrie gegeben, die den als radikalen Islamisten erfassten Mann wegen psychischer Störungen behandelt hatte. Es müsse die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Polizei die Vorstellung potenziell gefährlicher Menschen in der Psychiatrie anordnen könne.
Regierungssprecher Olivier Véran wies Fehler im Umgang mit dem Täter zurück. "Seine Pflicht, sich drei Jahre lang behandeln zu lassen, wurde respektiert", betonte Véran. "Dies hat ihn jedoch nicht abgehalten, zu töten."
Touristen nahe dem Eiffelturm attackiert
Am Samstagabend war ein 26-Jähriger nach Angaben der französischen Ermittler in der Nähe des Eiffelturms mit einem Hammer und einem Messer auf eine kleine Gruppe philippinischer Touristen losgegangen. Als ein Taxifahrer eingreifen wollte, habe er "Allah ist groß" geschrien.
Ein 23-Jähriger, der die deutsche und philippinische Staatsangehörigkeit besitzt, erlag seinen Verletzungen. Die deutsche Botschaft Paris machte keine näheren Angaben zu ihm. Laut der Tageszeitung "Le Parisien" soll er auf den Philippinen seinen Beruf als Krankenpfleger gelernt haben, in San Fernando mehr als 250 Kilometer nördlich von Manila. Seit Januar habe er demnach in einem Altersheim in Deutschland gearbeitet. Er verbrachte in Paris seine Ferien.
Die beiden anderen Touristen, unter ihnen die Partnerin des Getöteten, blieben körperlich unverletzt, standen aber unter Schock. Der 26-Jährige ist in Polizeigewahrsam.
Ermittlungen wegen terroristischen Hintergrunds
Innenminister Darmanin zufolge sagte der Angreifer nach seiner Festnahme, er könne das Sterben von Muslimen sowohl in Afghanistan als auch in Palästina nicht mehr ertragen. Der Mann sei der Ansicht, dass Frankreich am Krieg Israels im Gazastreifen mitschuldig sei.
Antiterror-Fahnder stießen auf ein Video, in dem der mutmaßliche Täter dem sogenannten "Islamischen Staat" die Treue schwört. Der gebürtige Franzose mit iranischen Eltern saß nach Medienberichten wegen eines geplanten Anschlags auf das Pariser Geschäftsviertel "La Défense" im Jahr 2016 bereits vier Jahre in Haft.
Seine Mutter hatte Ende Oktober bei der Polizei ihre Besorgnis darüber geäußert, dass ihr Sohn sich zurückgezogen habe. Die Behörden sahen aber keine Handhabe, einzugreifen.
Mit Informationen von Stefanie Markert, ARD-Studio Paris