Prozess gegen Drogenboss "El Chapo" schuldig gesprochen
Im Jahrhundertprozess in New York hat die US-Jury den mexikanischen Drogenboss "El Chapo" in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Er wird wohl den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.
Der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán ist in den USA schuldig gesprochen worden. Die Jury in New York sah seine Schuld in allen zehn Anklagepunkten nach mehrtägigen Beratungen als erwiesen an. Der Verurteilte muss wahrscheinlich für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Das Strafmaß wird voraussichtlich erst in einigen Monaten verkündet.
Für den schwersten Anklagepunkt, die Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, schreibt das Strafgesetzbuch der USA lebenslange Haft vor. Guzmán kann keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Die nach US-Bundesgesetz zulässige Todesstrafe war in dem Verfahren nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko, das Guzmán 2017 nach seiner Festnahme ausgeliefert hatte, ausgeschlossen. Die weiteren der insgesamt zehn Anklagepunkte drehten sich um die Herstellung und internationale Verbreitung von Kokain und anderen Drogen sowie den Gebrauch von Schusswaffen und Geldwäsche.
2017 an die USA ausgeliefert
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Prozess über zweieinhalb Monate massenhaft Beweismaterial vorgelegt und mehr als 50 Zeugen aufgerufen. Deren Aussagen dauerten fast drei Monate. Viele Zeugen beschrieben die Bereitschaft des heute 61-jährigen Guzmán, gewaltsam gegen Feinde eines Kartells vorzugehen. Das Kartell schmuggelte nach Angaben der Staatsanwalt binnen 20 Jahren mindestens 181 Tonnen Kokain in die USA.
Die Verteidigung warf Zeugen vor, Guzmán zum Sündenbock für ihre eigenen Verbrechen zu machen. Sie rief dagegen nur einen einzigen Zeugen auf und beendete ihre Verteidigung des Falls innerhalb von 30 Minuten. Guzmán selbst schwieg im Prozess weitestgehend. Er meldete sich nur zu Wort, um zu sagen, dass er nicht aussagen werde. Ansonsten war sein Stimme nur auf mitgeschnittenen Telefonaten zu hören.
Rund 35 Stunden über sechs Tage hatte dann die zwölfköpfige Jury aus acht Frauen und vier Männern über Guzmáns Schuld oder Unschuld diskutiert. Ein Freispruch schien angesichts der teils erdrückenden Beweislast sehr unwahrscheinlich.
Während der Verhandlungen durften keine Fotos gemacht werden. Deshalb gibt es nur Gerichtszeichnungen wie diese.
Von US-Justiz zum gefährlichsten Verbrecher erklärt
Das Verfahren galt als Jahrhundertprozess. Die US-Justiz hatte "El Chapo" Guzmán zum gefährlichsten Verbrecher in den USA erklärt. Das ist ein Titel, den zuletzt Al Capone erhielt.
Guzmán ist derzeit in einem Hochsicherheitsgefängnis in New Yorks Stadtteil Manhattan eingesperrt. Es ist noch nicht klar, ob er dort bleibt. Er könnte in ein Gefängnis im US-Bundesstaat Colorado überführt werden, das wegen der nahegelegenen Rocky Mountains den Beinahmen "Alcatraz der Rockies" hat und als eine der sichersten Haftanstalten der USA gilt. In Mexiko gelang es Guzmán bereits zwei Mal, aus dem Gefängnis auszubrechen: 2001 entkam er in einem Wäschekorb und 2015 durch einen Tunnel, den Komplizen bis unter seine Zelle gegraben hatten.
Guzmán bei seiner Festnahme im Jahr 2016 - nach seinem zweiten Fluchtversuch.