Corona-Krise Italien riegelt weite Teile des Nordens ab
Italien geht mit schärferen Maßnahmen gegen das Coronavirus vor: Ministerpräsident Conte kündigte an, größere Gebiete im Norden des Landes abzuriegeln. Betroffen sind mehr als zehn Millionen Menschen.
Italien sperrt im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus größere Gebiete im Norden des Landes ab. Das kündigte Ministerpräsident Giuseppe Conte am frühen Morgen an. Betroffen von den Maßnahmen sind die Region Lombardei und 14 Provinzen. Diese seien Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro und Urbino, Alessandria, Asti, Novara, Verbano Cusio Ossola, Vercelli, Padua, Treviso und Venedig, sagte Conte. Neben dem Touristenmagnet Venedig ist damit auch die Wirtschaftsmetropole Mailand betroffen.
Die Ein- und Ausreiseverbote treffen mehr als zehn Millionen Menschen bis in die Mitte des Landes. Damit wird die sogenannte Rote Zone in Italien erheblich erweitert. Schon im Februar waren mehrere kleinere Gebiete abgeriegelt worden.
Der italienische Ministerpräsident Conte kündigte die Ausweitung der Sperrgebiete an. (Archivbild)
Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen stetig an. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben. Um die Krise in den Griff zu bekommen, hat die Regierung in Rom unter anderem schon vorher alle Schulen im Land, die Kindergärten und Universitäten bis Mitte März geschlossen.
Maßnahme gilt bis zum 3. April
Die neuen Sperrgebiete sollten von sofort bis zunächst bis 3. April gelten, schrieb die Zeitung "La Repubblica". Mehrere italienische Medien hatten zuvor übereinstimmend aus einer Regierungsvorlage zitiert, laut der in den genannten Gebieten unter anderem Schwimmbäder, Museen und Skistationen geschlossen würden. Einkaufszentren seien nur von Montag bis Freitag geöffnet.
Bereits zuvor hatte das Land unter anderem die Arbeit von Teilen der Justiz eingeschränkt. Das Gesundheitswesen sagte die Einstellung 20.000 weiterer Arbeitskräfte wie Fachärzte und Krankenpfleger zu. Zudem sollen Behörden Medizinartikel und andere Güter wie Möbel einziehen dürfen, wenn sie Eigentümer mit einem vor der Krise marktüblichen Preis entschädigen.
Zahl der Infizierten steigt weltweit
Auch in anderen Ländern stieg die Zahl der Infizierten. Im Iran gibt es nun gut 5800 erfasste Infektionen - mehr als 1000 mehr als am Vortag. Mehr als 140 Todesfälle sind dort inzwischen registriert. Unter den Toten sind lokalen Medien zufolge mehrere iranische Offizielle. Am Samstag starb die neugewählte Abgeordnete Fatemeh Rahbar an Covid-19.
Weltweit sind inzwischen mehr als 100.000 Infektionen und rund 3500 Todesfälle registriert. Die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle dürfte Experten zufolge noch weit darüber liegen.
Nil-Schiff unter Quarantäne
Im Süden Ägyptens wurde ein Nil-Schiff mit etwa 165 Menschen an Bord unter Quarantäne gestellt, nachdem mehrere Crewmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Neben der ägyptischen Besatzung seien auch Touristen aus Frankreich, Indien und Amerika auf dem Kreuzfahrtschiff, hieß es aus Behördenkreisen in Luxor.
Auch in den USA sorgt die Krankheit zunehmend für Probleme: Auf einem vor der Küste Kaliforniens gestoppten Kreuzfahrtschiff waren mindestens 21 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Die Behörden hatten das Schiff angehalten, nachdem ein früherer Passagier an Covid-19 gestorben war. Rund 2400 Passagiere und 1100 Crewmitglieder sollen sich an Bord befinden.
Das Coronavirus breitet sich auch in Südamerika weiter aus. In Argentinien wurde das erste Todesopfer in Lateinamerika registriert. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, starb ein infizierter 64-jähriger Mann in der Hauptstadt Buenos Aires. Er sei vor Kurzem aus Europa heimgekehrt und nach einem Arztbesuch wegen Fiebers, Husten und Halsschmerzen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Wo in Europa der Mann sich aufgehalten hatte, wurde nicht mitgeteilt.
China meldet Rückgang von neuen Infektionen
In China ging die Zahl der neuen Coronavirus-Infektionen erneut zurück. Es gebe 44 neue Fälle, teilte die Nationale Gesundheitskommission in Peking mit. Nur drei davon seien außerhalb der zentralen Provinz Hubei, dem Epizentrum der Epidemie, registriert worden. Diese drei Infektionen wurden in der Hauptstadt Peking und in der nordwestlichen Provinz Gansu bei aus dem Ausland eingereisten Menschen festgestellt, hieß es weiter.
Die zwei Infizierten in Peking waren demnach aus Italien und Spanien gekommen. Außerdem wurden 27 weitere Todesopfer durch das Coronavirus gezählt, alle in Hubeis Hauptstadt Wuhan. Dies war die geringste Opferzahl in China seit mehr als einem Monat. Insgesamt starben damit in Festlandchina 3097 Infizierte.