Deutsche in Neuseeland Gestrandet im Paradies
Viele Deutsche freuten sich auf einen Traumurlaub in Neuseeland - und sitzen nun wegen des Coronavirus zu Tausenden dort fest. Wann sie nach Hause reisen können, ist unklar.
Die teuerste Serie aller Zeiten sollte mit "Lord of the Rings" in Neuseeland gedreht werden - aber das Coronavirus hat Amazon vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Und in den Hobbit-Kulissen, wo noch vor Wochen Tausende Touristen herumliefen und eine Menge Dollar im Lande ließen, herrscht Stille. Neuseeland ist quasi abgeschaltet.
Tausende Deutsche hängen fest
Für 12.000 bis 16.000 Deutsche, die hier ihr Paradies suchten, wurde Neuseeland vorerst zum Gefängnis. Anna reiste mit ihrem Freund Alex seit Monaten mit einem Work and Travel-Visum durch das Land, als der Shutdown verkündet wurde.
Von den etwa 200.000 wegen der Corona-Krise im Ausland gestrandeten Deutschen sind 175.000 wieder zu Hause. Probleme bereitet derzeit vor allem Neuseeland, wo noch mehr als 12.000 Deutsche festsitzen.
"Wir wussten, die meisten Campingplätze und alle öffentlichen Einrichtungen werden wahrscheinlich geschlossen, und hatten keinen Ort, wo wir hingehen konnten", erzählt Anna. "Es war wirklich Verzweiflung."
Aber dann kamen die beiden im Supermarkt zufällig mit Iren ins Gespräch, einer neuseeländische Krankenschwester, die sie fragte, wie es für die beiden weitergeht. "Wenn ihr keinen Platz zum Schlafen habt, kommt doch zu mir", bot sie an.
Keine Verpflegung in den Hotels
Auch Markus Veit hatte Glück. Der 60-jährige Pharmazeut aus Landsberg ist mit seinen beiden volljährigen Kindern seit Februar in Neuseeland. In der Nähe von Christchurch hat er ein Haus gemietet. Eine relativ komfortable Situation, das weiß er zu schätzen - denn viele Touristen hätten weniger Glück.
Weil die Restaurants geschlossen sind, hätten Hotelgäste keine Verpflegung. "Sie ernähren sich von Suppen, die sie mit heißem Wasser aufgießen müssen", sagt Veit. Nicht in allen Zimmern gebe es Kühlschränke. "Die Hotelzimmer sind horrend teuer", erzählt er. "Teilweise werden die Leute von den Hotels auf die Straße gesetzt."
Neuinfektionen steigen langsamer
"Wir gehen als Nation in die Isolation", hatte Premierministerin Jacinda Ardern zu Beginn der vierwöchigen Ausgangssperre verkündet. 647 Corona-Infektionen sind in Neuseeland registriert.
Das klingt wenig angesichts der Zahlen in Deutschland. Aber für eine Nation von gerade 4,8 Millionen Einwohner scheint es der Regierungschefin bedrohlich genug, die harten Einschränkungen zu rechtfertigen. Und es zeigen sich bereits erste Erfolge des Shutdowns, die Neuinfektionen steigen langsamer.
Blick in leere Straßen in Wellington.
Schwierige Rückholaktion
Die Bundesregierung hat die Rückholung aller Deutschen in Aussicht gestellt. Ob das angesichts des Shutdowns in Neuseeland auch klappt, ist eine andere Frage.
"Man kann sich ja im Land nicht mehr bewegen, weil es keine Inlandsflüge gibt", sagt Veit. Seine Kinder und er hätten in dieser Woche Rückflüge in Aussicht gehabt, kommen aber nicht von ihrem Ferienhaus nach Auckland.
Und auch, wenn er recht komfortabel lebt in seinem Mietshaus bei Christchurch - wirklich genießen kann er die Zeit nicht. "Wir alle haben Menschen in Deutschland, die sich entweder wünschen, dass wir in ihrer Nähe sind, oder von denen wir uns wünschen, dass wir in ihrer Nähe sind", sagt Veit. "Das macht ein entspanntes Leben in den Tag hinein eher schwierig."