Coronavirus Spahn warnt vor Reisen in Risikogebiete
Mehr als 100.000 Menschen haben sich inzwischen weltweit mit den Coronavirus infiziert. 670 Fälle gibt es in Deutschland. Gesundheitsminister Spahn rät von Reisen in Risikogebiete ab. In Brüssel musste er Kritik einstecken.
Angesichts der Ausbreitung des neurartigen Corona-Virus hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dazu aufgerufen, Risikogebiete zu meiden. Wenn es nicht notwendig sei, sollte man auf Reisen in besonders betroffene Regionen in Italien, aber auch in Nordrhein-Westfalen verzichten. Die Grenzen in der Europäischen Union sollten aber offen bleiben, forderte der CDU-Politiker in Brüssel. Dort war er heute mit den Kollegen aus den anderen EU-Staaten zusammengekommen, um über das gemeinsame Vorgehen zu beraten.
Spahn appellierte erneut an die Bürger, sich nicht mit Masken oder Schutzkleidung einzudecken, sondern diese für Ärzte und Pflegekräfte zu lassen. Die deutsche Entscheidung, einen Exportstopp für Schutzausrüstung zu verhängen, stieß bei den EU-Partnern allerdings auf deutliche Kritik. Diese Art einseitiger Maßnahmen berge das Risiko, den "kollektiven Ansatz" der EU zu untergraben, warnte EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic. Mehrere EU-Länder protestierten gegen das deutsche Vorgehen.
Spahn: Deutschland in besonderer Lage
Der Gesundheitsminister warb dagegen um Verständnis: "Wir befinden uns in einer anderen Phase als andere Länder." Wie auch in Frankreich und Italien gebe es in Deutschland mittlerweile mehr Ansteckungen im Inland als über Auslandskontakte. Außerdem klappe die Verteilung innerhalb der EU nicht, so Spahn. Die Schutzkleidung komme nur dahin, wo die höchsten Preise gezahlt würden. Exporte aus Deutschland seien nicht verboten, müssten aber einzeln genehmigt werden. Er habe die EU-Kommission aufgefordert, ein Exportverbot für Drittstaaten in Kraft zu setzen.
Die EU-Kommission plant eine gemeinsame Beschaffung von Schutzmaterialien für Mitgliedstaaten mit entsprechendem Bedarf. Diese werde aber erst im April ausgeschrieben, sagte die Sprecherin.
100.000 Infizierte weltweit
Weltweit stieg die Zahl der Menschen, bei denen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde, inzwischen auf mehr als 100.000. Das geht aus der globalen Datensammlung der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervor. Gestorben seien mehr als 3400 Erkrankte.
Warnung vor Reisen nach Südtirol
Das Auswärtige Amt erweiterte unterdessen seine Hinweise für Italien und rät nun auch von Reisen nach Südtirol ab. Außerdem sollten Bundesbürger die Regionen Emilia-Romagna und Lombardei sowie die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien meiden. Zuvor hatte bereits das Robert Koch-Institut Südtirol als Risikogebiet eingestuft.
Lufthansa streicht noch mehr Flüge
Die Lufthansa plant wegen der Auswirkungen des Coronavirus Kurzarbeit und will ihren Flugplan noch kräftiger ausdünnen. In den vergangenen Tagen seien die Buchungen drastisch zurückgegangen, mittlerweile seien alle Verkehrsgebiete davon betroffen, hieß es vom Unternehmen. Die angebotene Flugkapazität will der Konzern daher noch stärker als bislang geplant verringern - je nach dem, wie sich die Nachfrage entwickele, könne die Kapazität in den nächsten Wochen um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Den Kunden will die Lufthansa besondere Umbuchungsmöglichkeiten anbieten.
WHO: Bislang kein Medikamentenmangel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) trat Befüchtungen entgegen, wegen der Corona-Epidemie könne die weltweite Versorgung mit wichtigen Medikamenten gefährdet sein. "Bislang haben wir keinen bevorstehenden spezifischen Mangel ausgemacht", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Dies gelte, obwohl viele Bestandteile in China hergestellt würden und die Produktion dort zeitweise unterbrochen war. "Viele Hersteller haben alternative Quellen für die Inhaltsstoffe, oder sie hatten Vorräte, die sie jetzt nutzen können. Die Herstellung ist in fast allen Regionen Chinas wieder angelaufen, auch wenn es noch Herausforderungen gibt."
Laut Tedros sind für den Kampf gegen das Virus jetzt 20 Impfstoffe in der Entwicklung. Bei der WHO seien zudem Anträge auf Prüfung und Zulassung von 40 Tests eingegangen.
"Falsche Hoffnung"
Der leitende Notfall-Experte der WHO, Mike Ryan, bezeichnet es als "falsche Hoffnung", dass das Virus wie die Grippe im Sommer einfach so verschwinden werde. "Noch wissen wir nicht, wie die Aktivität oder das Verhalten des Virus in anderen klimatischen Bedingungen sein wird. Wir müssen davon ausgehen, dass es die Fähigkeit behält, sich weiterzuverbreiten."