Literatur-Auszeichnung Booker-Preis für gleich zwei Autorinnen
Weil sich die Jury partout nicht einig wurde, geht der diesjährige Booker-Preis für das beste englischsprachige Buch an gleich zwei Autorinnen: Die Kanadierin Atwood und die Engländerin Evaristo.
Das hat es noch nie gegeben: Der renommierte Booker-Preis für das beste englischsprachige Buch geht an gleich zwei Autorinnen, die Kanadierin Margaret Atwood und die Engländerin Bernardine Evaristo. Dass der Preis geteilt wird, ist in den Regeln nicht vorgesehen. Aber dieses Mal sei die Jury sich partout nicht einig geworden, erklärte Jury-Chef Peter Florence bei der Preisverleihung:
Als Jury haben wir auf der Basis der Einstimmigkeit gearbeitet. Heute haben wir es mit Abstimmen versucht - hat nicht funktioniert. Wir hatten zwei Romane, von denen wir unbedingt wollten, dass sie den diesjährigen Preis gewinnen.
Atwood und Evaristo teilen sich die Ehre - und das Preisgeld von 50.000 Pfund, umgerechnet rund 56.000 Euro. Die 79-jährige Margaret Atwood hat die Auszeichnung schon zum zweiten Mal bekommen. Und sie freute sich sichtlich, dass sie nicht alleine auf der Bühne stehen musste.
Wir haben beide lockige Haare. Ich bin sehr überrascht, ich dachte, ich sei zu alt. Und eigentlich brauche ich so viel Aufmerksamkeit nicht mehr.
"Wir lieben die Sprache, die Erzählkraft, den Eifer"
Atwoods Roman "Die Testamente" ist letzten Monat erschienen und hat sich in Großbritannien schon in der ersten Woche 100.000 Mal verkauft. Es ist die Fortsetzung ihres 34-Jahre alten Werks "Der Report der Magd", auch sie spielt im totalitären Staat Gilead.
"Wild und schön" sei Atwoods neuer Roman, befand die Jury: "Wir lieben diese Betrachtung von Mittäterschaft, Ausdauer und Widerstand. Wir lieben die Sprache, die Erzählkraft, den Eifer."
Die erste schwarze Preisträgerin
Die zweite Gewinnerin, Bernardine Evaristo, hat mit "Girl, Woman, other" einen Roman verfasst, der sich aus vielen Stimmen zusammensetzt. 12 verschiedene Charaktere erzählen, die meisten von ihnen schwarze Frauen, ihre Geschichten sind miteinander verwoben.
Evaristo schreibt in Versen, was den Lesefluss aber nicht stört, im Gegenteil. Sie habe das Unsichtbare sichtbar gemacht, lobte die Jury. Und sie habe denjenigen eine Stimme gegeben, die sich nicht immer selbst ausdrücken könnten.
"Unglaublich", kommentierte die Gewinnerin des halben Booker-Preises. Sie hätte nie gedacht, dass ihr das passieren würde: "Ich bin die erste schwarze Frau, die diesen Preis gewinnt. Und ich hoffe, diese Ehre hält nicht zu lange an, und auch andere kommen nach vorne."
Rushdie geht leer aus
Bernardine Evaristo bedankte sich bei ihrer Co-Preisträgerin Margaret Atwood Es sei ihr eine Ehre, diese Auszeichnung mit ihr teilen zu dürfen. Atwood sei eine Legende für sie.
Eine andere Legende ging diesmal leer aus - der indisch-britische Autor Salman Rushdie mit seinem Roman Quichotte. Rushdie nahm es sportlich. Er hat den Booker-Preis schon 1981 gewonnen.