US-Präsidentschaftswahlkampf Biden und Harris demonstrieren Geschlossenheit
Kamala Harris will zusammen mit Joe Biden ins Weiße Haus einziehen. Beim ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt bemühte sie sich, eine möglichst breite Masse von Amerikanern anzusprechen.
"Move on up" hat Bidens Wahlkampfteam als Song für den Auftakt ausgewählt. Ein Hit von Curtis Mayfield, zu dem Biden gemeinsam mit seiner Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Senatorin Kamala Harris, auftritt:
Als Kind von Einwanderern hat sie persönlich erlebt, wie Einwanderer unser Land bereichern, aber auch welche Herausforderungen es gibt, wenn man als schwarze Frau mit indischen Wurzeln in den Vereinigten Staaten aufwächst. Ihre Lebensgeschichte ist Teil von Amerika.
Ihre Biographie sei im Detail anders als seine, erklärte der 77-jährige Biden in einer Turnhalle in Wilmington, im Bundesstaat Delaware. Aber im Wesentlichen seien sie sich sehr ähnlich.
Vorrangig "Mom"
Viele Amerikaner werden durch diesen Wahlkampfstopp der Demokraten zum ersten Mal aufmerksam auf Harris. Es fehlt das Publikum in der Halle. Aber das US-Fernsehen überträgt live, als sie ganz klassisch über ihre Stiefkinder spricht, die Töchter ihres Mannes, über ihre Patenkinder, und dass sie sonntags Essen auf den Tisch stellt:
Ich hatte viele Titel im Lauf meiner Karriere. Und natürlich wäre Vizepräsidentin großartig. Aber Momala wird mir immer am meisten bedeuten.
Momala nennen die Kinder ihres Ehemannes, Douglas Emhoff, die Senatorin. In Amerika gehört das dazu. Politisch aber zeichnet Harris ein deutlich harscheres Bild von den USA:
Mehr als 16 Millionen haben ihren Job verloren, Millionen Kinder können nicht in die Schule zurückkehren. Eine Krise aus Armut und Obdachlosigkeit betrifft schwarze, hispanische und indigene Amerikaner am stärksten. Eine von fünf Müttern hat kein Essen, ihre Kinder bleiben hungrig.
Trump schlägt zurück
Harris und Biden machen den amtierenden US-Präsidenten, Donald Trump für die vielen Krisen im Land verantwortlich. Trump, der in seiner täglichen Corona-Pressekonferenz sichtbar Schwierigkeiten hatte zu erklären, woher die Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung stammen, die er gerade präsentiert hatte, schlägt sofort gegen Harris zurück.
Sie hat es nicht verstanden. Sie ist schlecht mit Fakten, sie ist sehr schwach, was Fakten angeht. Nur damit ihr das versteht, wir haben bei weitem mehr Menschen auf Corona getestet als jedes andere Land. Wir haben bessere Tests als jedes andere Land. Die rufen an und wollen wissen, wo wir die Tests bekommen haben, wie wir sie bekommen haben.
Phony Kamala - Falsche Kamala, ist der Schlachtruf der Republikaner gegen die US-Senatorin.
Progressive Aktivisten sind teilweise unzufrieden
Doch an Bidens Entscheidung gibt es auch Kritik aus den eigenen Reihen. Linke Demokraten, wie die Aktivistin Malaika Jabali sind unzufrieden. Sie haben sich eine progressivere Kandidatin an Bidens Seite gewünscht, als die ehemalige Bezirksstaatanwältin Harris.
Sie hat ihre Karriere darauf aufgebaut, die Armen zu verklagen, aber nicht die Menschen mit Einfluss. Wenn man zur Finanzkrise 2008 zurückgeht, als viele schwarze und hispanische Amerikaner ihr Haus verloren haben: Harris‘ Büro hatte damals die Empfehlung, Steven Mnuchin anzuklagen, Mitbegründer der OneWest Bank - wegen Unregelmäßigkeiten bei Zwangsversteigerungen. Und sie haben das abgelehnt.
Millionär Mnuchin ist derzeit Finanzminister in der Trump-Administration.
Biden und Harris wollen Wogen glätten
Biden und Harris versuchen die Wogen zu glätten. Die Senatorin bemüht sich in ihrer Rede um Anhänger der Black Lives Matter Bewegung und junge Amerikaner, die gegen Rassismus und Polizeigewalt im Land auf die Straße gehen:
Überall in Amerika wächst eine neue Generation von Kindern auf, die Rufe nach Gerechtigkeit hören und Gesänge der Hoffnung, mit denen ich aufgewachsen bin. Das ist ein Lied, das man nie los wird. An alle, die weiter kämpfen, ihr schafft etwas. Ihr schafft etwas großes. Ihr seid die Helden unserer Zeit.
Ob Biden und Harris dieser historischen Zeit in den Vereinigten Staaten gerecht werden, wird sich zeigen. Der designierte Präsidentschaftskandidat Biden verkündet, seine Kampagne habe mehr Wahlkampfspenden eingenommen als je zuvor nach der Bekanntgabe seiner Entscheidung für Kamala Harris.