Wahlen in Nepal 11.500 Kandidaten, kaum Hoffnung auf Wandel
Frustriert angesichts steigender Kosten und fehlenden Jobaussichten wählen Millionen Nepalesen ein neues Parlament. Aber nur wenige glauben in einem der ärmsten Länder der Welt an einen wirklichen Wandel.
Überall in Nepals Hauptstadt Kathmandu hängen Wahlplakate und Fähnchen der Parteien. Landesweit sind fast 22.000 Wahllokale eingerichtet worden. Mehr als 11.500 Kandidatinnen und Kandidaten treten an - mit großen Versprechen. Auf Kundgebungen haben sie angekündigt, die Inflation zu senken, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Bis zu 18 Millionen Menschen nehmen an den Parlamentswahlen teil, außerdem sollen sie die Mitglieder der sieben Provinzversammlungen bestimmen. Doch viele Menschen sind skeptisch. So auch der Apotheker Shirshir. Er sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Das Hauptproblem ist die Korruption. Da sollte es Null Toleranz geben." Eine andere Sache sei, dass die Produktion im Land mehr gefördert werden solle, besonders der landwirtschaftliche Sektor.
Hohe Inflation ist großes Problem
Nepals Wirtschaft gehört zu den am langsamsten wachsenden in Südasien. Die weltweit steigenden Energie- und Lebensmittelpreise haben dem von Importen abhängigen Land schwer geschadet. Viele Nepalesinnen und Nepalesen leiden unter der hohen Inflation, die aktuell bei mehr als acht Prozent liegt. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung muss mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen.
Dass es kaum Arbeit im Land gibt, macht auch einer Gemüsehändlerin mitten in Kathmandu zu schaffen. Anstatt die Bürger zum Arbeiten ins Ausland zu schicken, solle die Regierung lieber vor Ort Arbeitsplätze schaffen und sie beschäftigen, findet sie. "Was nützt es der Regierung, wenn sie ihre eigenen Bürger ins Ausland schickt?"
Experte: Wirtschaft muss neu aufgestellt werden
Beobachter gehen davon aus, dass die Regierungskoalition unter Führung der sozialdemokratischen Kongresspartei die Parlamentswahlen gewinnen wird. Der 76-jährige Premierminister Sher Bahadur Deuba strebt zum sechsten Mal die Rückkehr an die Macht an.
Sher Bahadur Deuba (Mitte) bei einer religiösen Zeremonie im Oktober.
Auch Professor Krishna Khanal vom King’s College Nepal glaubt angesichts der massiven Probleme des Landes nicht an einen Wandel. Seiner Ansicht nach gibt es keine Möglichkeit, den Status quo im Land wesentlich zu verändern. "Die Wahlversprechen allein sind nicht wichtig. Die Hauptsache ist, wie sie diese erfüllen wollen. Wird die neue Regierung dafür Vorbereitungen treffen oder nicht?", sagt er. Die Versprechen könnten nicht erfüllt werden, wenn nicht die notwendigen Arbeitskräfte zur Verfügung stünden. Zweitens sei es notwendig, die Wirtschaft völlig neu aufzustellen.
Nepal ist nicht für politische Stabilität bekannt. Die Politik ist von Machtkämpfen geprägt - seit der Abschaffung der Monarchie im Jahr 2008 hat das Land zehn verschiedene Regierungen erlebt. Die Ergebnisse der jüngsten Parlamentswahl werden in den kommenden zwei Wochen erwartet - und nicht nur in Nepal wird der Ausgang der Wahl aufmerksam verfolgt - auch die großen Nachbarn China und Indien, werden ein Auge auf das Ergebnis haben.