Hisbollah und Israel So steht es um die Waffenruhe im Libanon
Das Abkommen zwischen Israel und der Hisbollah ist fragil. Immer wieder brechen beide Seiten die Waffenruhe. Ein Knackpunkt: der Abzug der Truppen. Die Frist zur Umsetzung rückt näher - und im Libanon fehlen ausgebildete Soldaten.
Keine drei Wochen bleiben, dann soll der Süden des Libanon ausschließlich unter Kontrolle der libanesischen Armee stehen. Bis zum 27. Januar sollen Israels Truppen das Land komplett räumen und die Hisbollah-Miliz muss sich in den Norden zurückziehen. In dem 30 Kilometer breiten Korridor dazwischen wären dann nur noch die Armee und die UN-Friedenstruppe UNIFIL präsent.
"Der Prozess ist holprig, aber erfolgreich", versicherte Amos Hochstein, der US-Sondergesandte für den Libanon bei einem Besuch in Beirut. Erstmals hat die israelische Armee Soldaten Richtung Israel abgezogen, sodass libanesische Einheiten in den entsprechenden Abschnitt einrücken konnten.
Fristverlängerung für Abzug?
Dieser Rückverlegung würden weitere folgen, bis das israelische Militär den Libanon vollständig verlassen habe, versicherte Hochstein. Doch vielleicht gelingt das noch nicht Ende Januar - schon jetzt ist die Rede von einer Fristverlängerung.
Unter der Vermittlung der USA war vereinbart worden, dass Israel und die proiranische Hisbollah ihre Waffen 60 Tage lang schweigen lassen. Zuvor hatten sich beide Seiten monatelang extrem heftig bekämpft.
Verstöße auf beiden Seiten
Beide Parteien würden gegen die Vereinbarungen verstoßen, sagte der libanesische Analyst Rabih Haber. Die Hisbollah habe sich längst nicht hinter den Litani-Fluss zurückgezogen, habe auch ihre Waffen entgegen der Vereinbarung nicht abgegeben. Israel dagegen besetze den Libanon immer noch, erläuterte Haber. Ziel sei, die militärischen Fähigkeiten der Islamisten zu zerstören.
"Grundsätzlich denke ich, ist das von beiden Seiten nicht unbedingt ein Zeichen bösen Willens, dass das in 60 Tagen nicht umgesetzt wird", erklärte Heiko Wimmen von der Denkfabrik "International Crisis Group". Es habe vor allem mit technischen Kapazitäten zu tun. Wimmen glaubt aber, dass die Hisbollah bereit ist, sich permanent aus dem Südlibanon zurückzuziehen.
Der Projektleiter hält es jedoch für möglich, dass Israel im Grenzgebiet bleibt, um Bedenken der eigenen Bevölkerung gegen die Rückkehr in den Norden des Landes zu zerstreuen. Das wiederum könnte der Hisbollah als Vorwand für neue Angriffe dienen.
Hisbollah noch immer mit erheblichen Waffenvorräten
Die Islamisten hätten zwar Schlachten verloren, aber nicht den Krieg - jedenfalls nicht nach eigener Einschätzung, sagte Analyst Haber. Sie hätten noch immer erhebliche Waffenvorräte.
Wimmen von der Denkfabrik "International Crisis Group" verweist allerdings darauf, dass durch den Umsturz in Syrien die Nachschubwege der proiranischen Miliz unterbrochen seien. Das könnte es der libanesischen Armee erleichtern, den Süden des Landes zu entmilitarisieren und die Kontrolle zu übernehmen.
Auf libanesischer Seite sei der Wille dazu da, sagte Wimmen: "Die Hisbollah sagt, wir spielen mit." Und auch die libanesische Regierung - "was immer sie auch wert ist", so der Projektleiter, unterstütze das Abkommen. "Alle politischen Akteure, die im Libanon von Bedeutung sind, stehen dahinter."
Zu wenige ausgebildete Soldaten
Allerdings mangele es an Soldaten, die für diesen Auftrag ausgebildet sind, sagte Wimmer. Letztlich sei es eine Sache des Geldes, der libanesische Staat sei aber im Grunde pleite.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge will die US-Regierung jetzt 95 Millionen US-Dollar Militärhilfe, die eigentlich Ägypten zugedacht waren, der libanesischen Armee zugutekommen lassen - wegen ihrer zentralen Rolle bei der Beendigung des Krieges.