
Krieg im Nahen Osten Trump fordert Iran zur Kapitulation auf
Noch sind die nächsten Schritte der USA im Nahen Osten unklar. Doch US-Präsident Trump verschärft seinen Ton gegenüber Teheran - und berät sich mit dem Nationalen Sicherheitsrat.
US-Präsident Donald Trump hat den Iran zur bedingungslosen Kapitulation gedrängt. Die USA wüssten genau, wo sich der Oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, aufhalte, erklärte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. "Er ist ein leichtes Ziel, aber dort ist er sicher - wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment", schrieb Trump. Zudem erklärte er, der Luftraum über dem Iran sei vollständig unter Kontrolle.
Trump warnte den Iran zudem davor, Raketen auf Zivilisten oder US-Soldaten abzufeuern und mahnte: "Unsere Geduld geht langsam zu Ende." In einem weiteren Post schrieb Trump - wohl an den Iran gerichtet - in Großbuchstaben: "Bedingungslose Kapitulation!" US-Vizepräsident JD Vance drohte Teheran im Onlinedienst X mit "weiteren Maßnahmen" der Vereinigten Staaten, "um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden".
Nationaler Sicherheitsrat einberufen
Welche Maßnahmen er meinte, schrieb Vance nicht. Diese könnten Thema im Nationalen Sicherheitsrat sein, der laut einem Sprecher der US-Regierung von Trump einberufen wurde. Das Gremium wird vom US-Präsidenten geleitet. Traditionell kommen dazu unter anderem der Vizepräsident sowie die Minister für Außenpolitik, Verteidigung und Innere Sicherheit zusammen sowie führende Armee- und Geheimdienstvertreter. Ziel ist eine enge Abstimmung mit dem Präsidenten in Sicherheitsfragen.
Seine Teilnahme am G7-Gipfel in Kanada hatte Trump zuvor abgebrochen und war nach Washington zurückgekehrt. Die 9,5 Millionen Einwohner von Teheran forderte Trump davor noch auf, sich in Sicherheit zu bringen. Trump wies zudem Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zurück, wonach seine Abreise mit Verhandlungen über eine Waffenruhe zu tun habe.
Auf dem Rückflug zeigte er sich frustriert über die iranische Führung, weil es ihm nicht gelungen ist, einen neuen Atomvertrag mit ihr auszuhandeln. Trump sagte, er wolle jetzt ein "wirkliches Ende" des Konflikts und eine "vollständige Aufgabe" von Teherans Atomprogramm. "Sie hätten das Abkommen abschließen sollen. Ich habe ihnen gesagt: 'Machen Sie das Abkommen'", sagte Trump an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One. "Also ich weiß es nicht. Ich bin nicht gerade in der Stimmung zu verhandeln."
Er glaube, dass der Iran "sehr nahe" an einer Atomwaffe sei, erklärte Trump weiterhin. Als er darauf hingewiesen wurde, dass seine Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard im März vor dem Kongress ausgesagt hatte, die US-Geheimdienste sähen noch keine Hinweise auf iranische Arbeiten an einem nuklearen Sprengkopf, entgegnete er: "Es ist mir egal, was sie gesagt hat. Ich denke, sie waren sehr nahe daran, eine zu haben."
USA verlegen offenbar Kampfjets in den Nahen Osten
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters verlegten die USA weitere Kampfflugzeuge in den Nahen Osten. Zudem würden auch andere Maschinen der US-Luftwaffe in die Region beordert, so Reuters unter Berufung auf drei hochrangige US-Beamte. Einer von ihnen sagte demnach, es würden Kampfflugzeuge der Typen F-16, F-22 und F-35 in der Region eingesetzt. Zwei der Insider betonten, die Verstärkung der US-Armee in dem Konfliktgebiet sei defensiv. Die Maschinen sollten zum Abschuss von Drohnen und Geschossen eingesetzt werden.
Ein vierter hochrangiger Mitarbeiter der US-Regierung sagte Reuters, auch die Entsendung zusätzlicher, mit ballistischen Raketen bestückter Kriegsschiffe in die Region sei möglich. Das US-Verteidigungsministerium nahm zunächst nicht Stellung zu den Angaben.
Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Armee eine große Anzahl von Tankflugzeugen nach Europa verlegt. Außerdem hat ein Flugzeugträger Kurs auf den Nahen Osten genommen. Ziel sei es, den Handlungsspielraum des US-Präsidenten zu erweitern. Die USA verfügen bereits über eine beträchtliche Streitmacht im Nahen Osten, mit fast 40.000 Soldaten in der Region, einschließlich Flugabwehrsystemen, Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen.
Rätselraten über Trumps Vorhaben
Die abrupte Abreise von Trump vom G7-Gipfel, die Truppenverlegungen, als auch die Drohungen des US-Präsidenten hatten Spekulationen ausgelöst, ob die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen würde.
Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich dagegen zuversichtlich, dass Trump die USA nicht in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran hineinziehen wird. "Ich glaube nicht, dass irgendetwas, was der Präsident hier oder anderswo gesagt hat, darauf hindeutet, dass sich die USA einmischen werden", sagte Starmer vor Reportern auf dem Gipfel im kanadischen Kananaskis. "Ich denke, was er gesagt hat, war, dass er über eine Waffenruhe hinausgehen und den Konflikt effektiv beenden will. Und ich denke, damit hat er Recht", sagte Starmer.
Macron warnte unterdessen vor einem Sturz der Regierung Irans mit militärischen Mitteln. Dies wäre ein großer Fehler, so der französische Präsident. Er sei überzeugt, das Beste sei eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Iran. Es habe wahrscheinlich einen Meinungswechsel bei Trump gegeben, erklärt Macron. Er gehe davon aus, dass der US-Präsident den Druck auf die Islamische Republik erhöhen wolle.