Eingestürzte Gebäude in Adiyaman (Türkei)

Erdbeben in der Türkei 2023 Hohe Haftstrafen für Hotelbesitzer und Architekt

Stand: 25.12.2024 17:38 Uhr

Vor fast zwei Jahren erschütterten schwere Erdbeben die Türkei. Zehntausende starben. 72 Menschen kamen bei dem Einsturz eines Hotels ums Leben. Nun sind der Besitzer und der Architekt wegen Pfuschs am Bau zu Haftstrafen verurteilt worden.

Fast zwei Jahre nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei sind der Besitzer und der Architekt eines damals eingestürzten Hotels wegen Pfuschs am Bau zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Gegen den Eigentümer des "Grand Isias Hotel" in der Stadt Adiyaman, Ahmet Bozkurt, verhängte ein Gericht eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren und fünf Monaten. Der Hotelbesitzer wurde für schuldig befunden, durch "bewusste Nachlässigkeit" im Umgang mit den Bauvorschriften den Tod und die Verletzungen von Menschen verursacht zu haben.

Gegen den Architekten Erdem Yilmaz verhängte das Gericht ebenfalls eine Strafe von 18 Jahren und fünf Monaten. Die beiden Männer hätten grob fahrlässig gehandelt, hieß es in der Urteilsbegründung.

26 Kinder aus Nordzypern unter den Toten

Bei dem Einsturz des Hotels waren 72 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern waren 26 Kinder aus Nordzypern und ihre Betreuer, die zu einem Volleyballturnier in die Türkei gereist waren.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war das ursprünglich als Wohnhaus errichtete Gebäude im Jahr 2011 illegal zum Hotel umgewidmet worden. Zudem sei es ohne Genehmigung um eine Etage aufgestockt worden.

Das Gericht in der Provinz Adiyaman verurteilte zudem vier weitere Angeklagte zu Gefängnisstrafen zwischen acht und 17 Jahren, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Der Regierungschef von Nordzypern, Ünal Üstel, nannte die Strafen zu milde. Er kündigte vor Journalisten an, dass seine Regierung die Urteile anfechten werde, um höhere Haftstrafen zu erreichen.

Allein in der Türkei starben 53.000 Menschen

Am 6. Februar hatten zwei Beben die Türkei und Nordsyrien erschüttert. In der Folge starben nach offiziellen Angaben 53.000 Menschen allein in der Türkei. Etwa 38.900 Gebäude stürzten nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad vollständig ein. 

Rund 200.000 Gebäude wurden so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden mussten. Die Provinz Hatay und besonders deren Hauptstadt Antakya waren am stärksten betroffen. Kritiker hatten der türkischen Regierung vorgeworfen, vor allem anfangs in der Erdbebenhilfe versagt und Baumängel geduldet zu haben.

 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Dezember 2024 um 18:00 Uhr.