Der Berg Fuji in Japan mit schneebedecktem Gipfelbereich
reportage

Saisonauftakt am heiligen Berg Touristenansturm am Fuji erwartet

Stand: 03.07.2023 12:53 Uhr

Die Saison für den Aufstieg auf den Fuji in Japan hat begonnen. Es wird mit einem Besucheransturm gerechnet - auch weil es keine Corona-Maßnahmen mehr gibt. Den Behörden bereiten die vielen Wanderer Sorgen.

Es regnet in Strömen. Es ist windig, neblig - nasskalt und einfach ungemütlich. Und doch gibt es sie. Die ganz Harten, die vielleicht auch etwas Verrückten, wie Theo aus der Bretagne, der mit seinen drei Freunden wandert und sagt: "Die beste Erfahrung meines Lebens."

Eine komplett durchgenässte Jacke, von den Haarspitzen tropft der Regen auf die Nase: Durchgefroren, aber trotzdem happy. Schon mittags am allerersten Tag der Saison haben es Theo und seine Gruppe geschafft: Einmal hoch auf Japans höchsten Berg und wieder runter. "Wir sind schon ganz früh hoch. Mit dem Taxi zum Basislager. Dann sind wir über den Yoshida Pfad nach oben", berichtet er. Es sei nicht einfach gewesen in der Höhe. Sie hätten aber genug Essen dabei gehabt, um es in der Kälte bis nach oben zu schaffen.

Auf dem fast 3800 Meter hohen Gipfel angekommen, haben es die jungen Franzosen keine zehn Minuten ausgehalten. Es war einfach zu kalt. Und eine schöne Aussicht gab es an diesem verregneten Tag auch nicht. Hauptsache sie waren einmal auf dem heiligen Berg Japans.

Sonnenaufgang über dem Fuji, Japan

Der Moment wofür sich der Auftstieg lohnt: Sonnenaufgang über dem Fuji.

Leichtsinnige Wanderer in Sandalen und kurzen Hosen

Genau diese Abenteuerlustigen wollen sie hier eigentlich nicht haben, erklärt Toshiaki Kasai. Er ist Abteilungsleiter beim zuständigen Amt für Tourismus in der Region rund um den Fuji. Sie erwarten im ersten Jahr ohne jede Corona-Maßnahme einen Rekordansturm: Mehr als 300.000 Wanderer in nur gut zwei Monaten Sommersaison. Nicht alle sind professionell unterwegs.

"Manche Besucher kommen in kurzen Hosen und mit Sandalen. Dabei kann der Aufstieg steil werden und im Juli kann es aufgrund der Hitze zu Hitzeschlägen kommen", sagt Kasai und betont, wie wichtig die Vorbereitung sei.

Von Tagestrips wird explizit abgeraten. Auch werden knallgelbe Warnzettel verteilt, auf denen vor Höhenkrankheit, Unterkühlung, Überfüllung und Steinschlägen in der Dunkelheit gewarnt wird.

Wanderer erklimmen den Fuji, Japan.

Nicht alle Wanderer sind gut auf die Wetterbedingungen während des Aufstiegs vorbereitet.

Die richtige Vorbereitung ist zeitintensiv

Vorbildlich machen es Shoto und sein Kumpel aus Kyushu, der südwestlichsten Insel Japans. "Ich als ein in Japan geborener Mann möchte auf jeden Fall einmal den Fuji besteigen. Deswegen bin ich hier", sagt Shoto. Sie haben sich einen Übernachtungsplatz in einer der Hütten gebucht, nehmen sich zwei Tage Zeit und haben auch sonst an alles gedacht.

Die Vorbereitungen hätten ziemlich gedauert, erzählt er. "Ich habe mir Schuhe und einen Regenschutz gekauft und habe zur Übung ein paar kleinere Berge bestiegen, auch um Kraft und Ausdauer zu trainieren."

Abfallprobleme und Bettenmangel am Fuji

So einfach ist es aber nicht, eine Unterkunft am Berg zu bekommen. Entlang des beliebten Yoshida Pfades gibt es nur rund 2000 Betten. Wenn aber im Schnitt über 4000 Bergsteiger am Tag auf den Gipfel wollen, wird es eng. Die Rufe, die Zahl der Wanderer zu limitieren, werden lauter, weiß auch Toshiaki Kasai: "Es steht jedem frei, einen Berg zu besteigen, das ist ein öffentlicher Weg. Das steht so im Gesetz."

Deshalb sei es auch so schwierig, eine Obergrenze zu setzen. Derzeit bliebe nur die Möglichkeit, Wanderer anzusprechen und vor den Gefahren zu warnen. Dazu gehört auch sie zu ermahnen, ihren Müll wieder mitzunehmen. Denn das ist neben der Überfüllung und den Sicherheitsfragen das größte Problem am Fuji.

Freiwillige laufen immer wieder die Wege ab und sammeln den Abfall ein. Auch damit der heilige Berg seinen Status als UNESCO-Weltkulturerbe behält.

Theo und seine französischen Freunde wollen übrigens wiederkommen. Und dann auch über Nacht bleiben, um es entspannter angehen zu lassen. Doch zuerst freuen sie sich einfach nur auf ein Gefühl, das noch erhabener ist, als auf dem Gipfel des Fujis zu stehen: eine warme Dusche.

Thorsten Iffland, ARD Tokio, tagesschau, 03.07.2023 10:28 Uhr