
Kämpfe ausgebrochen Beobachtungsstelle meldet mehr als 1.000 Tote in Syrien
Nach Angaben von Menschenrechtlern sind in Syrien mehr als 270 Menschen bei Kämpfen zwischen syrischen Sicherheitskräften und Assad-Anhängern getötet worden. Außerdem starben mehr als 740 alawitische Zivilisten.
Die Zahl der Toten bei den Kämpfen zwischen syrischen Sicherheitskräften und Anhängern des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad ist auf mehr als 270 gestiegen. Nach jüngsten Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), die den Konflikt über ein Netzwerk von Informanten verfolgt, wurden 148 Pro-Assad-Kämpfer und 125 Sicherheitskräfte der neuen Regierung getötet.
Hinzu kommen 745 Angehörige der alawitischen Religionsgemeinschaft, zu der auch Assad gehört. Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdurrahman, bezeichnete die Tötung alawitischer Zivilisten als "eines der größten Massaker während des Syrienkonflikts". Offizielle Zahlen gibt es dazu noch nicht. Laut der SOHR hat es Massaker in mindestens 29 Orten der Gouvernements Latakia, Tartus und Hama gegeben.

Alawiten leben größtenteils an der syrischen Mittelmeerküste und waren eine wichtige Unterstützergruppe für die mehr als 50 Jahre lange Herrschaft des Assad-Clans in Syrien. Bewohner alawitischer Städte und Dörfer berichteten der Nachrichtenagentur AP, Bewaffnete hätten Alawiten auf offener Straße oder vor den Türen ihrer Häuser erschossen. Die meisten Getöteten seien Männer. Häuser seien geplündert und in Brand gesteckt worden. Tausende Einwohner seien in die Berge geflohen.
Widersprüchliche Angaben über mögliche Täter
Die Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Assad-Anhängern brachen am Donnerstag aus und sind der größte Gewaltausbruch in Syrien, seit Assad Anfang Dezember vor Aufständischen nach Russland geflohen ist. Die neuen Machthaber erklärten, sie hätten auf Angriffe von Überresten der Assad-Truppen reagiert und machten "individuelle Aktionen" für die ausufernde Gewalt verantwortlich.
Laut anderen Berichten sind bewaffnete Unterstützer der Übergangsregierung dafür verantwortlich. Sie sollen sich Befehlen aus Damaskus widersetzt haben. Das syrische Staatsfernsehen berichtete dagegen, Unbekannte hätten sich mit Uniformen der Regierungstruppen verkleidet und die Taten begangen, um einen Bürgerkrieg anzustiften.
Assad hatte Syrien mehr als zwei Jahrzehnte regiert. Die neue Übergangsregierung unter Führung von al-Scharaa versucht seitdem, die Sicherheit im Land wiederherzustellen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Al-Scharaa versprach bei Amtsantritt, alle Gruppen in dem Land in einen Prozess der politischen Erneuerung einzubeziehen und Menschenrechte zu achten. Er hofft damit auf eine Aufhebung westlichen Sanktionen gegen sein Land.
Nachbarländer treffen sich offenbar zu Gesprächen
Angesichts der schwierigen Sicherheitslage in der Region wollen sich hochrangige Beamte aus der Türkei, Jordanien, Syrien und dem Irak in Amman zu regionalen Sicherheitsgesprächen treffen, wie türkische diplomatische Quellen mitteilten. Als ein Fokus der Gespräche gelten die Extremisten des "Islamischen Staats". Tausende von deren Kämpfern werden in Gefängnissen im Nordosten Syriens festgehalten.
Die Außen- und Verteidigungsminister sowie die Geheimdienstchefs der vier Länder wollen am Sonntag in der jordanischen Hauptstadt über Sicherheitsbedrohungen, Terrorismusbekämpfung und organisierte Kriminalität sprechen, so die türkischen Quellen.