Syrien Viele Tote bei Angriff auf Militärakademie
Bei einem Angriff auf eine Militärakademie in Syrien sind zahlreiche Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldet mehr als 100 Tote. Das syrische Militär beschuldigte Aufständische.
Bei einem Drohnenangriff auf eine Abschlussfeier für Militäroffiziere sind in der syrischen Stadt Homs zahlreiche Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. Das berichtete das syrische Staatsfernsehen, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Unter den Todesopfern waren dem TV-Bericht zufolge Zivilisten und Militärangehörige. Einige der Verletzten, unter ihnen Frauen und Kinder, sind nach Militärangaben in kritischem Zustand. Zu der Tat bekannte sich niemand. Das syrische Militär kündigte an, es werde entschlossen gegen terroristische Organisationen vorgehen.
Die in Großbritannien ansässige oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach zunächst von mindestens 78 Todesopfern. Später erhöhte sie diese Angaben: Demnach wurden durch den Angriff mehr als 100 Menschen getötet. Zum Großteil handele es sich um Mitglieder und Offiziere der Akademie, es seien aber auch mindestens 14 Zivilisten getötet worden. Mindestens 125 Menschen seien durch den Angriff verletzt worden. An der Zeremonie habe auch der syrische Verteidigungsminister teilgenommen.
Dreitägige Staatstrauer angeordnet
Die syrische Regierung selbst gab zunächst keine Zahlen zu möglichen Opfern infolge des Angriffs bekannt. Allerdings habe sie eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen, die ab Freitag gelten solle, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Später zitierte die Nachrichtenagentur AP den syrischen Gesundheitsminister Hassan Muhammad al-Ghabash. Ihm zufolge kamen durch den Angriff mindestens 80 Menschen ums Leben, mehr als 240 seien verletzt worden.
Das syrische Militär machte "bewaffnete Terrororganisationen" für den Angriff verantwortlich, die die Attacke mithilfe internationaler Kräfte" verübt hätten. Die Attacke sei mit Drohnen ausgeführt worden, die mit Sprengstoff beladen gewesen seien, hieß es von der syrischen Armee. Das Militär drohte mit Vergeltungsschlägen für den "feigen Terrorakt". Offiziell hat sich bislang niemand zu dem Angriff bekannt.
"Weißhelme": Angriffe der Regierung haben zugenommen
Unmittelbar nach dem Angriff auf die Militärakademie soll die syrische Regierung verschiedene Gebiete im Umland Idlibs im Nordwesten des Landes angegriffen haben. Idlib gilt als letzte Rebellenhochburg in Syrien. Angaben der Rettungsorganisation "Weißhelme" zufolge sollen bei diesem Angriff mindestens fünf Zivilisten getötet und mindestens 38 Menschen verletzt worden sein. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete vier Todesopfer.
Zuvor soll bereits in der Nacht zu Donnerstag ein von Rebellen kontrolliertes Gebiet in der Provinz Aleppo im nordwestlichen Syrien angegriffen worden sein. Die Beobachtungsstelle und die Ersthelfer der "Weißhelme" machten Regierungstruppen für den Beschuss der Ortschaft Kafr Nuran verantwortlich. Fünf Menschen seien durch diesen Angriff getötet worden. Laut der Beobachtungsstelle handelte es sich bei den Toten um eine ältere Frau, ihre drei Töchter und ihren Sohn. Neun Familienmitglieder seien verletzt worden.
Die syrische Regierung gab zunächst keinen Kommentar zu dem Angriff in der Region Aleppo ab. Die regierungsnahe Zeitung "Al-Watan" berichtete, die syrische Regierung habe in der Gegend Kämpfer der extremistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angegriffen, die Stellungen der Regierungstruppen im Süden der Provinz Idlib attackiert hätten.
Die in dem Rebellengebiet aktiven "Weißhelme" berichteten, die Angriffe der Regierung hätten in den vergangenen Tagen zugenommen. Unter anderem seien am Dienstag in der Stadt Sarmin eine Schule und eine Moschee beschossen worden. Mindestens sechs Menschen seien dabei getötet worden. Die mit der Terrororganisation Al Kaida verbündete Miliz HTS ist eine der mächtigsten Rebellengruppen in Nordwestsyrien. Die meisten der rund 4,1 Millionen Menschen in dem Rebellengebiet sind binnenvertriebene Syrer, die dort in Armut leben und auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.