Marawi auf den Philippinen Vier Tote nach mutmaßlichem Anschlag auf Messe
Bei einem katholischen Gottesdienst auf den Südphilippinen wurde laut Polizei ein Sprengsatz gezündet. Vier Menschen seien getötet und etwa 50 weitere verletzt worden. Das Militär schließt einen islamistischen Vergeltungsschlag nicht aus. Der IS reklamierte den Anschlag inzwischen für sich.
Bei einem Bombenanschlag auf einen katholischen Gottesdienst in der Stadt Marawi im Süden der Philippinen sind mindestens vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Die Explosion ereignete sich Polizeiangaben zufolge in der Turnhalle der staatlichen Universität Mindanao. Präsident Ferdinand Marcos machte "ausländische Terroristen" für den Vorfall verantwortlich. Der Armeechef vermutet einen Racheakt - nach mehreren militärischen Schlägen gegen militante islamistische Gruppen in den vergangenen Tagen. Inzwischen reklamierte die Terrororganisation "Islamischer Staat" via Telegram die Tat für sich.
Laut einem örtlichen Polizeibeamten wurde der Anschlag auf den Morgengottesdienst mit einem improvisierten Sprengsatz verübt. Dabei habe es neben den vier Toten rund 50 Verletzte gegeben. "Es kam ganz plötzlich, und alle rannten los", berichtete ein Student der Nachrichtenagentur AFP. "Als ich hinter mich sah, lagen Menschen auf dem Boden. Wir wussten nicht, was passiert war, weil alles so schnell ging." Von der Provinzregierung von Lanao del Sur veröffentlichte Fotos zeigten mehrere umgestürzte Plastikstühle, zerbrochenes Glas und Trümmer um einen schwarzen Fleck auf dem Boden der Turnhalle.
"Wir werden nichts unversucht lassen, um die Urheber dieses abscheulichen Verbrechens ausfindig zu machen", sagte ein Mitarbeiter des philippinischen Verteidigungsministeriums. Ziel der Tat sei es gewesen, Verwirrung und Chaos zu stiften - und möglicherweise erst der Anfang weiterer terroristischer Aktivitäten.
Aufruf zu Einigkeit
Die Universität verurteilte den Vorfall, setzte den Lehrbetrieb aus und verstärkte das Sicherheitsaufgebot auf dem Campus. "Wir stehen solidarisch an der Seite unserer christlichen Gemeinde und aller, die von dieser Tragödie betroffen sind", hieß es in einer Erklärung der Hochschule. Marawis Bürgermeister Majul Gandamra rief Christen und Muslime zu Einigkeit auf. "Unsere Stadt war lange ein Leuchtturm der friedlichen Koexistenz und Harmonie, und wir werden es nicht zulassen, dass solche Gewalttaten einen Schatten auf unser gemeinsames Bekenntnis zu Frieden und Einheit werfen", sagte er.
Laut Militärchef Romeo Brawner könnte es sich bei dem Bombenanschlag möglicherweise um einen Vergeltungsschlag handeln. In den vergangenen Tagen war die Armee im Westen der Insel Mindanao massiv gegen drei militante islamistische Gruppen - Dawlah Islamiyah-Philippines, Abu Sayyaf und Maute - vorgegangen. Vieles weise auf eine Beteiligung der Maute hin, so Brawner.
Muslimisches Gedenken in Manila nach dem Anschlag - mit Polizeischutz. Auch in der philippinischen Hauptstadt wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Region von Unruhen geprägt
Am Freitag waren elf islamistische Kämpfer der Dawlah Islamiyah-Philippines bei einem Luftangriff des philippinischen Militärs getötet worden. Die Gruppe hatte nach Armeeangaben Anschläge in der Provinz Maguindanao del Sur auf der Insel Mindanao geplant.
Marawi ist die größte muslimisch geprägte Stadt der überwiegend christlichen Inselgruppe. 2017 hatten radikalislamische Aufständische die Stadt besetzt. Die Befreiung durch die philippinische Armee dauerte fünf Monate, mehr als 1.000 Menschen wurden dabei getötet. In der von Unruhen geprägten Region kommt es seit Jahrzehnten immer wieder zu Anschlägen auf Busse, katholische Kirchen und öffentliche Märkte.
Mit Informationen von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio