Pjöngjangs Konfrontationskurs Nordkorea will Südkorea zum "Feind Nummer eins" erklären
Nordkorea schafft mehrere Behörden ab, die für Dialog und Kooperation mit Seoul zuständig waren. Machthaber Kim sieht keinen Weg mehr zur Versöhnung. Stattdessen will Pjöngjang Südkorea zum "Feind Nummer eins" erklären.
Nordkorea hat seine für Dialog und Kooperation mit Südkorea zuständigen Behörden aufgelöst. Dies meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Die Entscheidung sei am Vortag in einer Sitzung des nordkoreanischen Parlaments getroffen worden. Die Oberste Volksversammlung gab später eine Erklärung dazu ab.
Nord- und Südkorea steckten jetzt in einer "akuten Konfrontation" fest, hieß es. Für Pjöngjang sei es ein gravierender Fehler, Seoul als diplomatischen Partner zu betrachten. "Das Komitee für die Friedliche Wiedervereinigung des Landes, das Büro für Nationale Wirtschaftskooperation und die Internationale Tourismusbehörde am Diamantenberg Kumgangsan - Werkzeuge, die für den (Nord-Süd)-Dialog, Verhandlungen und Kooperation existierten, sind abgeschafft", verkündete die Volksversammlung.
Die Führung werde "praktische Schritte" ergreifen, um den Beschluss auch durchzusetzen.
Kim schließt Versöhnung aus
Vor der Volksversammlung hielt Machthaber Kim Jong Un laut KCNA eine Rede, in der er Südkorea und die USA für wachsende Spannungen in der Region verantwortlich machte. Es sei für Pjöngjang damit unmöglich geworden, Versöhnung und eine friedliche Wiedervereinigung mit dem Süden anzustreben, zitierte ihn die Nachrichtenagentur.
Das faktisch machtlose Parlament wies er zudem an, die Verfassung Nordkoreas bei der nächsten Sitzung zu ändern und Südkorea darin nun als den "Hauptfeind" Nordkoreas zu definieren.
Initiativen lagen seit Jahren auf Eis
Das nationale Komitee für die friedliche Wiedervereinigung war seit seiner Schaffung im Jahr 1961 die wichtigste Behörde Nordkoreas für innerkoreanische Angelegenheiten. Das Büro für Wirtschaftskooperation und die Behörde für internationalen Tourismus rund um den Kumgangsan waren eingerichtet worden, um gemeinsame Projekte der beiden Koreas in den Bereichen Handel und Fremdenverkehr während einer kurzen Phase der Annäherung in den Nullerjahren anzustoßen.
Die Initiativen liegen jedoch seit Jahren auf Eis, da sich das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Seoul wegen der nuklearen Bestrebungen Nordkoreas stark abgekühlt hat. Die gemeinsamen Projekte sind überdies gemäß Resolutionen des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea verboten, die seit 2016 wegen des Atom- und Raketenprogramms des isolierten Landes verschärft worden sind.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sind so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Nordkorea hat seine Waffentests in den vergangenen Monaten forciert, worauf die USA und Südkorea mit einer Ausweitung ihrer gemeinsamen Manöver reagiert haben. Zudem haben Washington und Seoul ihre nuklearen Abschreckungsstrategien vertieft.