Geld für Nordkoreas Atomprogramm Kims Hacker stehlen 1,2 Milliarden Dollar
Nordkorea finanziert den Vereinten Nationen zufolge das eigene Atomprogramm durch organisierte Cyberkriminalität. In den vergangenen sechs Jahren sollen 1,2 Milliarden US-Dollar gestohlen worden sein.
Atomwaffen sollen Nordkoreas Abschreckungswerkzeug gegen den Westen sein. Immer wieder werden Waffensysteme getestet, das vergangene Jahr war gezeichnet von diversen Raketenstarts unter der Führung Kim Jong Uns. Ein interner Bericht der Vereinten Nationen zeigt nun, wie sich das Unterfangen finanziert - nämlich durch Hacker-Beutezüge und Cyberangriffe
2022 sei "ein Rekordjahr für den Diebstahl virtueller Vermögenswerte in Nordkorea" gewesen, heißt es in einem bislang vertraulichen UN-Expertenbericht, den die Nachrichtenagentur dpa einsehen konnte. In den vergangenen sechs Jahren hätten die staatlich eingesetzten Hacker schätzungsweise bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar erbeutet. Das Geld, das häufig anonym in Kryptowährung angelegt worden sei, werde von dem heftig sanktionierten Land dann für die Finanzierung seines Atom- und Raketenprogramms benutzt, das Machthaber Kim Jong Un zuletzt weiter vorangetrieben hat.
Nordkorea beschleunigt Atomwaffenprogramm
Bei Pjöngjangs Atomwaffenprogramm sehen die UN-Fachleute unterdessen erneut eine deutliche Beschleunigung. Die Bestände an gelagertem Uran würden anwachsen, heißt es. Anfang des Jahres hatte Kim eine exponentielle Erhöhung des Nukleararsenals in seinem Land angekündigt und die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel damit noch einmal verschärft.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die UN berichtet, dass Nordkorea sich auf seinen ersten Atomtest seit 2017 vorbereite. Auch zuletzt habe es weiter Bauarbeiten an der unterirdischen Atomtestanlage Punggye-ri im Norden des Landes gegeben. 2022 feuerte Pjöngjang dem UN-Bericht zufolge unter Verstoß gegen UN-Sicherheitsratsresolutionen mindestens 73 ballistische Raketen ab, 42 davon in denen letzten vier Monaten des Jahres. Darunter sei auch der Test einer neuartigen Festbrennstoff-Rakete gewesen.
Hackervereinigung agiert clever
Die Cyberangriffe Nordkoreas werden unter anderem der staatlichen Hackergruppe Lazarus und ihren Untergruppen angelastet. Die Vereinten Nationen beobachteten immer ausgefeiltere Ransomware-Angriffe sowie Hacks, die auf Marktplätze für Kryptowährungen abzielten. Bei den sogenannten Ransomware-Angriffen dringen die Angreifer in Systeme ein, übernehmen die Kontrolle und sperren die Opfer aus. Dabei werden in der Regel die Daten verschlüsselt und nur nach Zahlung eines Lösegeldes wieder zugänglich gemacht.
Eine weitere Masche der Hacker ist es dem UN-Bericht zufolge, bestimmte im Kryptogeschäft aktive Organisationen mit Schadware zu infizieren, um Geldtransfers abfangen zu können. "Darüber hinaus registrierte die Hacking-Gruppe im Rahmen der Kampagne gefälschte Domains, die bekannte Banken und Risikokapitalfirmen nachahmten", hieß es weiter.
Auch versuche Nordkorea über sogenannte Phishing-Angriffe NFTs ("Non-Fungible Token") zu stehlen. NFTs sind einzigartige digitale Vermögenswerte. Mit ihnen lassen sich digitalisierte Inhalte wie Kunst oder Musikstücke als Originale kennzeichnen und Besitzverhältnisse klären. Der Wert einzelner NFTs geht teilweise in die Millionen.
Nordkorea setzt auf Abschreckung
Kim Jong Un will mit den Raketentests und seinem Atomprogramm den Druck auf die Weltgemeinschaft erhöhen, die Sanktionen gegen sein Land aufzuheben. Gleichzeitig liegen die diplomatischen Beziehungen zu den USA seit dem gescheiterten zweiten Gipfeltreffen Kims mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2019 brach.
Im UN-Sicherheitsrat waren die USA im Mai mit einer Resolution für schärfere internationale Sanktionen gegen Pjöngjang gescheitert. Russland und China legten bei der Abstimmung in New York Vetos ein.