Vermeintliche Flucht Nordkorea äußert sich erstmals zu US-Soldat King
Zum ersten Mal hat Nordkoreas Regierung ihr Schweigen über die Flucht eines US-Soldaten in ihr isoliertes Land gebrochen. Er sei angeblich desillusioniert gewesen von der US-Gesellschaft. Experten werten die Aussagen allerdings schlicht als Propaganda Pjöngjangs.
Zum Fall eines kürzlich nach Nordkorea geflohenen US-Soldaten hat sich die Führung in Pjöngjang erstmals geäußert. Er sei aus Ernüchterung über die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft über die massiv gesicherte Grenze gerannt, hieß es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.
Nordkoreanischen Ermittlern habe der schwarze Soldat gesagt, dass er "Verbitterung über die unmenschliche Behandlung und rassistische Diskriminierung innerhalb der US-Armee hegt". Der Amerikaner habe sich auch willens gezeigt, um Schutz in Nordkorea oder einem Drittland zu bitten. Grund sei, dass er "desillusioniert angesichts der ungleichen amerikanischen Gesellschaft" sei. Der Grenzübertritt des US-Soldaten nach Nordkorea sei "illegal" gewesen.
Echtheit der Äußerungen zu bestätigen ist unmöglich
Der Soldat hatte wegen Körperverletzung fast zwei Monate in einem südkoreanischen Gefängnis verbracht. Nach seiner Entlassung aus der Haft sollte er Mitte Juli nach Fort Bliss in Texas zurückgeschickt werden. Stattdessen verließ er kurz vor dem geplanten Abflug in die USA den Airport in Südkorea, schloss sich einer Reisegruppe für eine Tour zum Grenzort Panmunjom an und floh nach Nordkorea.
Er ist der erste Amerikaner seit fast fünf Jahren, den das weithin isolierte Land festhält. Es war das erste Mal, dass Nordkorea einräumte, den US-Soldaten Travis King in Gewahrsam genommen zu haben. Die Echtheit der ihm zugeschriebenen Äußerungen zu bestätigen, ist jedoch unmöglich. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA gilt als Sprachrohr der Führung in Pjöngjang und veröffentlicht oft Stellungnahmen und Berichte, die die offizielle nordkoreanische Linie widerspiegeln, wonach Amerika ein bösartiger Feind sei.
Expertin sieht Berichte schlicht als Propaganda an
"Dies ist zu 100 Prozent nordkoreanische Propaganda in ihrem Element", sagte Soo Kim, eine Expertin der Beratungsfirma LMI mit Sitz im US-Staat und Ex-CIA-Analystin, über Nordkoreas Darstellung zum Fall des Soldaten. "King hat als ein in Nordkorea festgehaltener amerikanischer Staatsbürger keinerlei Einfluss darauf, wie die Demokratische Republik Korea (offizieller Name Nordkoreas) sein Narrativ wiedergibt."
Was seine mögliche Freilassung anbelange, sei sein Schicksal nun in den Händen Nordkoreas. Vielleicht werde die Führung versuchen, in Erwartung finanzieller Zugeständnisse von den USA um Kings Leben zu "feilschen". Man könne aber davon ausgehen, dass die Verhandlungen nicht leicht und unter Bedingungen ablaufen würden, die Pjöngjang vorgebe, prophezeite Soo Kim.
Geständnisse in nordkoreanischer Haft oft unter Zwang
Auch die USA, Südkorea und andere Staaten haben Nordkorea in der Vergangenheit vorgehalten, Inhaftierungen von Ausländern zu nutzen, um diplomatische Zugeständnisse zu erreichen. Einige ausländische Gefangene gaben nach ihrer Freilassung an, dass sie ihre Geständnisse während der Haft in Nordkorea unter Zwang abgelegt hätten.
Einige Fachleute mutmaßten zudem, dass Nordkorea eine mögliche Freilassung Kings an eine Zusage der USA knüpfen könnte, ihre Militärmanöver mit Südkorea zurückzufahren.