Reaktion auf Raketenbeschuss Lage laut Netanyahu "herausfordernd"
Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, dem Libanon und Syrien - und das binnen weniger Tage. Israels Regierungschef Netanyahu spricht von einer "herausfordernden Sicherheitslage" - und ordnet den Gegenangriff auf militärische Ziele an.
Israel befindet sich nach Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mitten in einer "herausfordernden Sicherheitslage" an mehreren Fronten. Die Feinde Israels würden sich aber irren, wenn sie glaubten, dass die Bürger Israels nicht geschlossen hinter den Streitkräften stünden, sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit Vertretern der Kommunen im Süden, die an den Gazastreifen angrenzen, sowie der Ortschaften im Norden, entlang der Grenze zum Libanon und Syrien.
Luftangriffe gegen militärische Ziele
Damit ging der Regierungschef auf den Raketenbeschuss der vergangenen Tage aus dem Gazastreifen und dem Libanon sowie der letzten Nacht aus Syrien ein. Israels Streitkräfte hatten daraufhin mit Luftangriffen auf militärische Ziele in den genannten Regionen reagiert, bei denen Menschen nicht zu Schaden kamen.
Oppositionschef und Ex-Ministerpräsident Yair Lapid sprach sich im Armee-Radio am Morgen für eine harte Reaktion Israels aus, allerdings nicht zum jetzigen Zeitpunkt: "Zu einer richtigen Vorbereitung gehört auch, dass wir dann reagieren, wenn es uns passt und nicht, wenn andere versuchen, uns hineinzuziehen", so Lapid. Er sei sich nicht sicher, "dass der Ramadan den richtigen Zeitpunkt darstellt, um unser gesamtes Arsenal an Reaktionen anzuwenden".
"Verlogene" Berichte über Einflussnahme des Mossad
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten veröffentliche am Vormittag eine außergewöhnliche Erklärung, die auf US-Presseberichte über die Protestbewegung in Israel und eine mögliche Einflussnahme des Auslandsgeheimdienstes Mossad einging. Diese Berichte seien "verlogen und entbehrten jeder Grundlage", hieß es in der Erklärung, die das Büro Netanyahus im Namen des Mossad verbreitete. Der Mossad habe Angehörige des Dienstes nicht dazu angehalten, an den Demonstrationen gegen die Regierung teilzunehmen.
Gestern Abend hatten zum 14. Mal in Folge Zehntausende Israelis gegen die umstrittene Justizreform der Regierung Netanyahu in Tel Aviv und anderen Städten des Landes protestiert. In Tel Aviv trat als Hauptredner der ehemalige Chef der israelischen Armee und Ex-Verteidigungsminister Mosche Ya’alon auf. "Als jemand, der im Jom Kippur-Krieg kämpfte, stehe ich heute hier, um zu sagen, dass der Kampf für die Erhaltung der Demokratie und die Rettung des Staates Israel, der wichtigste Kampf ist, den ich in meinem Leben kämpfe", so Ya’alon.
Ex-Mossad-Chef: Minister nicht vertrauenswürdig
Am Morgen hatte der frühere Mossad-Chef Efraim Halevy im Armee-Radio Kritik an der Zusammensetzung des Kabinetts Netanyahus geübt. Das Sicherheitskabinett komme in Zeiten wie diesen normalerweise täglich zu Beratungen zusammen. Das finde derzeit nicht statt, weil es dort Menschen gebe, die nicht vertrauenswürdig seien. Damit spielte der Ex-Mossad-Chef - ohne sie beim Namen zu nennen - auf die rechtsextremen Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich an.
Im Libanon trafen nach Angaben des libanesischen Senders Al Mayadeen der Chef der proiranischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, mit der Hamas-Führung in Beirut zusammen. Es sei um die Koordinierung weiterer - Zitat - "Widerstandsaktionen" gegangen.
In der Jerusalemer Altstadt, Ausgangspunkt der seit Dienstag vergangener Woche einsetzenden Verschärfung der regionalen Sicherheitslage, blieb es trotz der großen Anzahl von Gläubigen der drei Weltreligionen bis zu späteren Nachmittag weitgehend ruhig.