
Umkämpfte russische Region Putin besucht Truppen in Kursk
Russlands Präsident Putin hat erstmals seit dem Eindringen ukrainischer Truppen die russische Grenzregion Kursk besucht. Er gab dabei den Befehl, die restlichen ukrainischen Einheiten aus der Region zu vertreiben.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts der erfolgreichen Gegenoffensive seiner Truppen in der Grenzregion Kursk überraschend eine Kommandostelle in dem Kriegsgebiet besucht. Er gab dabei den Befehl, die restlichen ukrainischen Einheiten aus Kursk zu vertreiben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete.
Bilder der Besprechung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow zeigten Putin in Tarnuniform. Der genaue Ort wurde nicht genannt. Für den Kremlchef war es nach Angaben von Tass der erste Besuch an diesem Teil der Front. Ukrainische Einheiten waren im August 2024 überraschend nach Russland eingedrungen und hatten den Krieg damit erstmals auf das Gebiet des Gegners verlagert.
Laut Regierungssprecher Dmitri Peskow wurde Putin bei seinem Besuch darüber informiert, dass die russische Operation zur Rückeroberung der Region in die Endphase eingetreten sei.
Russland meldet Rückzug ukrainischer Truppen
Nachdem die Ukrainer diese Positionen lange halten konnten, mussten sie sich in den vergangenen Tagen unter russischem Druck immer schneller zurückziehen. Die letzten ukrainischen Truppen seien eingekreist, sagte Gerassimow, ohne dass dies unabhängig überprüfbar ist.
Die Kiewer Führung habe das Gebiet als Tauschobjekt für mögliche Verhandlungen mit Russland besetzt, erklärte der Generalstabschef. Außerdem habe der sieben Monate dauernde Vorstoß russische Kräfte binden sollen. "Doch diese Absichten des Gegners sind vollständig gescheitert."
Ukrainische Soldaten wie Terroristen behandelt?
Die Region Kursk liegt im Westen Russlands und grenzt an die Region Sumy im Nordosten der Ukraine. Deren Truppen hatten im August die Grenze überschritten und waren auf russisches Territorium vorgerückt. Nach eigenen Angaben hatte das ukrainische Militär ein Gebiet von mindestens 1.300 Quadratkilometern Fläche unter ihre Kontrolle gebracht - eine Fläche etwa halb so groß wie das Saarland. Die russischen Streitkräfte hätten mehr als 1.100 Quadratkilometer zurückerobert, sagte Gerassimow.
Bei Kursk sollen 430 ukrainische Soldaten gefangen genommen worden sein. Putins Meinung nach sollten sie im Einklang mit russischem Recht wie Terroristen behandelt werden. Strafverfahren seien eingeleitet worden. "Wir behandeln alle Menschen human", so der russische Präsident weiter, "gleichzeitig möchte ich daran erinnern, dass ausländische Söldner nicht unter das Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen fallen." In der Vergangenheit hatte es in Richtung der russischen Armee immer wieder Foltervorwürfe im Bezug auf Kriegsgefangene gegeben. UN-Menschenrechtler sprachen zuletzt von systematischer Misshandlung.
Ukrainischer Armeechef will Truppen verlegen
Trotz der Rückschläge für die ukrainischen Truppen im Gebiet Kursk dementierte deren Oberbefehlshaber Olexandr Syrskyj einen vollständigen Abzug. "Trotz des verstärkten Drucks der russisch-nordkoreanischen Armee werden wir die Verteidigung in der Region Kursk so lange aufrechterhalten, wie es angemessen und notwendig ist" schrieb er auf Facebook. Eventuelle Rückzüge gebe es, um das Leben der Soldaten zu schonen. In diesem Fall manövrierten sich die Einheiten "erforderlichenfalls in günstigere Positionen", erklärte Syrskyj.
Russische Truppen waren bei ihrer Rückeroberungsoperation in Kursk von Soldaten aus Nordkorea - einem Verbündeten Russlands - unterstützt worden. Die Ukraine und ausländische Geheimdienste sprachen zwischenzeitlich von mehreren Tausend Mann.
Auch den Karten von Militärbeobachter zufolge sind nur noch wenige Quadratkilometer in der Hand Kiewer Truppen. Zuletzt meldeten sie die Rückeroberung der Kreisstadt Sudscha durch russische Truppen.