Reaktionen auf UN-Klimakonferenz "Wichtiges Signal" - aber nicht genug
Die Ergebnisse von Dubai stoßen auf ein überwiegend positives Echo. Umweltverbände loben, dass erstmals ein UN-Gipfel zur Abkehr von fossilen Energien aufruft. Es gebe aber viele Schlupflöcher - und zu wenig Hilfe für arme Länder.
Dass erstmals ein UN-Gipfel zur Abkehr von Kohle, Gas und Öl aufruft, ist sowohl in der Politik als auch von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen positiv bewertet worden. Vielerseits kritisiert werden zugleich die Defizite der Vereinbarung und die mangelnde Unterstützung für die ärmeren Staaten.
Für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen markiert die Vereinbarung zum Abschluss der Klimakonferenz in Dubai "den Beginn des postfossilen Zeitalters". EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sagte, erstmals "nach 30 Jahren könnten wir jetzt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger erreichen".
Auch UN-Generalsekretär António Guterres hob Fortschritte hervor, betonte aber zugleich, dass in dem Dokument ein Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nicht ausdrücklich erwähnt wird. Es sei zu hoffen, dass der Ausstieg nicht zu spät komme. Die Ära der fossilen Brennstoffe müsse beendet werden.
Der US-Klimabeauftragte John Kerry äußerte sich zufrieden und dankbar über die Ergebnisse der Konferenz. Seine Regierung habe sich allerdings zum Ausstieg aus den Fossilen klarere Formulierungen im Abschlusstext gewünscht.
Baerbock erleichtert - Lob und Kritik von Umweltverbänden
Die Bundesregierung stellte sich ausdrücklich hinter den Beschluss. Außenministerin Annalena Baerbock falle ein "riesiger Stein vom Herzen", hieß es aus der deutschen Delegation. "Große Freude in der deutschen Delegation und bei der Außenministerin, dass die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen hat."
Auch Umweltverbände bewerten die Beschlüsse der Weltklimakonferenz überwiegend positiv. Das UN-Treffen markiere nach 30 Jahren Klimaaktivismus den Beginn vom Ende der Öl-, Gas- und Kohleindustrie - "nicht mehr, auch nicht weniger", sagte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser. Allerdings gebe es etliche Schlupflöcher - und in vielen Formulierungen fehle der Ehrgeiz.
"Die Dominanz und das destruktive Vorgehen der ölexportierenden Länder, der einflussreichen Öl- und Gaslobby sowie der kohleabhängigen Länder wurden auf der Weltklimakonferenz überdeutlich", rügte Kaiser. Weitergehende und verbindliche Beschlüsse seien verhindert worden.
Der Abschlusstext fordert die Staaten zwar auf, sich von den fossilen Energien abzuwenden, fällt aber schwächer aus als der zuvor diskutierte klare Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, sprach von einem "immens wichtiges Signal - auch gegen die Erschließung neuer Öl- und Gasquellen". Erstmals werde auf einer UN-Klimakonferenz das Kernproblem der Klimakrise benannt. Dennoch bleibe festzuhalten, dass die Welt acht Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen mit ihren Fortschritten zu langsam sei, um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Keine Fortschritte bei Unterstützung ärmerer Länder
Der Oxfam-Experte Jan Kowalzig nannte die Beschlüsse der Konferenz eine gute Grundlage, die sich nun aber in konkreter Politik widerspiegeln müsse. Dabei sollten die reichen Länder deutlich schneller und umfassender vorgehen als die einkommensschwachen Länder - die in der Regel auch kaum zur Klimakrise beigetragen hätten. Dass die Rolle von Erdgas als Übergangslösung betont werde, würden Förderländer und die fossile Industrie als "Freifahrtschein für die Ausweitung der Gasförderung werten", kritisierte er. Zudem habe die COP28 es nicht geschafft, bei der finanziellen Unterstützung für ärmere Länder Fortschritte zu erzielen.
Auch die Klimaexpertin von "Brot für die Welt“, Sabine Minninger, kritisierte, dass Industrieländer und Schwellenländer mit hohen Treibhausgasemissionen sich nicht zur Auffüllung des Fonds zur Unterstützung armer Länder bei klimabedingten Katastrophen verpflichtet hätten. Den ärmsten und verletzlichen Staaten fehle es damit "an Sicherheiten, mit der Klimakrise umzugehen".
"Großer Schritt" - wenn Taten folgen
Luisa Neubauer von "Fridays for Future" sagte, die globale Abkehr von fossilen Energien sei angesichts des Widerstands der fossilen Lobby ein großer Schritt. Dennoch habe die Klimakonferenz gezeigt, "dass die Profite der Ölfirmen bis heute erfolgreicher beschützt werden als die betroffensten Regionen der Welt".
Der Politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, sagte, die Beschlüsse von Dubai könnten ein historischer Schritt werden, "aber nur, wenn in den nächsten Jahren tatsächlich weltweit ein massives Herunterfahren von Kohle, Öl und Gas erfolgt".