Halbzeit beim Klimagipfel Hoffen auf Anfang vom Ende fossiler Brennstoffe
Viele Staaten hoffen, dass die UN-Klimakonferenz den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen besiegelt - doch einige sind dagegen. So bleibt zur Halbzeit fraglich, ob der Gipfel sich auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas einigen wird.
Halbzeit beim Klimagipfel - und fast alle wichtigen Fragen offen: Die deutsche Klima-Staatssekretärin Jennifer Morgan spricht von manchmal schwerfälligen Verhandlungen, aber auch von positiver Dynamik. Denn ein umstrittenes Thema hat die Konferenz gleich zum Auftakt abgeräumt, indem sie einen Fonds zum Laufen brachte, um klimabedingte Schäden und Verluste in ärmeren Ländern auszugleichen. Er umfasst derzeit rund 700 Millionen US-Dollar.
"Das baut Vertrauen auf, und den verletzlichen Ländern ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Morgan. "Das gibt viel Platz für die anderen wichtigen Themen, wie wir das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten."
Jetzt beraten die Delegationen aus fast 200 Staaten bis in die Nächte hinein über einen Textentwurf des Konferenzpräsidenten. Darin geht es um die weltweite Bestandsaufnahme beim Klimaschutz. Schon jetzt ist klar, dass die bisherigen Ziele der Regierungen nicht ausreichen, um die Erderwärmung wie geplant auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Uneinigkeit über Ausstieg aus fossilen Energien
Trotzdem ist fraglich, ob sich der Gipfel grundsätzlich auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas einigt. Nach Morgans Worten gibt es da zwischen einzelnen Staaten große Unterschiede: "Es ist natürlich ein sehr harter Kampf, aber Europa ist gut ausgestattet, Deutschland kann seine Rolle als Brückenbauer spielen mit all seinen Partnerschaften. Und ich glaube, wir gehen stark in die zweite Woche."
Rund 100 Staaten wollen den Ausstieg aus fossilen Energien in Dubai formell beschließen. Ölförderländer wie Saudi-Arabien halten dagegen - außerdem angeblich Russland und Indien, das stark auf Kohleverbrennung setzt. Deren Delegationen äußerten sich aber beim Gipfel bisher nicht.
Hohe Erwartungen an Gipfelbeschlüsse
Der Chef des UN-Klimasekretariats, das die Konferenz organisiert, fordert die Teilnehmenden zu ehrgeizigen Beschlüssen auf: "Entscheidend ist jetzt, die Spreu vom Weizen zu trennen", sagt Simon Stiell. "Um Leben zu retten und im Kampf gegen den Klimawandel das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten, muss ein möglichst ehrgeiziges Ergebnis im Mittelpunkt stehen. Der Gipfel muss einen Hochgeschwindigkeitszug liefern, um den Klimaschutz zu beschleunigen."
An den 27 EU-Staaten solle es nicht liegen, betont in Dubai der zuständige Kommissar Wopke Hoekstra: "Ich möchte, dass dieser Gipfel den Anfang vom Ende der fossilen Brennstoffe darstellt. Das ist entscheidend für die EU und für unser Verhandlungsmandat hier. Das heißt: alle 27 EU-Staaten wollen, dass sich das im Ergebnis wiederfindet. Wir müssen die fossilen Energien ganz einfach loswerden."
Auch die USA - nach China der zweitgrößte Emittent klimaschädlicher Treibhausgase - bekennen sich zu diesem Ziel. Der US-Sondergesandte John Kerry beruft sich auf Vorgaben der Wissenschaft: "Daraus ergibt sich für uns, dass man irgendwie raus muss aus fossilen Energien, um das Ziel von Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Anders geht es nicht. Also breiter Ausstieg aus Fossilen in der Energieerzeugung bis 2050 und CO2-Speicherung in besonders schwierigen Bereichen wie Stahl, Zement, Aluminium. Es wird eine Mischung, die uns zum Erfolg führt."
Immerhin haben sich inzwischen rund zwei Drittel der Teilnehmerstaaten beim Gipfel hinter die Forderung gestellt, die installierte Leistung erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. Klima-Staatssekretärin Morgan sieht darin ein starkes Signal für die weiteren Verhandlungen. Die wird ab morgen von deutscher Seite Außenministerin Annalena Baerbock leiten.