Verteidigungsminister Gallant Israelische Truppen "im Herzen der Stadt Gaza"
Israelische Soldaten sind laut Verteidigungsminister Gallant ins Zentrum von Gaza-Stadt eingerückt. Die Stadt sei "der größte je errichtete Terroristenstützpunkt der Welt". In Israel wurde unterdessen der Opfer des Hamas-Terrors gedacht.
Einen Monat nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ist die israelische Armee ins Zentrum von Gaza-Stadt vorgestoßen. "Wir sind im Herzen der Stadt Gaza", sagte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant während einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die Stadt sei "der größte je errichtete Terroristenstützpunkt der Welt".
Gallant erklärte, der ranghöchste Hamas-Führer in Gaza, Yahya Sinwar, sei in seinem Bunker eingeschlossen. "Die israelischen Kräfte sind von Norden und Süden gekommen. Sie stürmten den Bunker in einer gemeinsamen Operation von Land-, Luft- und Seekräften", so der Minister. Ziel sei es, die Infrastruktur der Hamas-Terroristen, ihre Kommandeure, Bunker und Kommunikationsräume zu treffen. "Die Truppen ziehen die Schlinge um Gaza-Stadt enger."
Am Abend feuerte die Hamas ihrerseits Raketen auf das Zentrum Israels. Auch im Großraum Tel Aviv heulten mehrfach die Warnsirenen. Der militärische Arm der Hamas reklamierte die Attacken auf Telegram für sich. Verletzt wurde Sanitätern zufolge nach ersten Erkenntnissen niemand.
Netanyahu rechnet mit langfristiger Präsenz in Gaza
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärte, sein Land stelle sich darauf ein, nach dem Gaza-Krieg die Kontrolle über den palästinensischen Küstenstreifen zu übernehmen. Israel werde für eine unbestimmte Zeit die Sicherheit im Gazastreifen garantieren müssen, sagte er dem US-Sender ABC.
Netanyahu lehnte in dem Fernsehinterview eine Waffenruhe erneut ab, signalisierte aber Bereitschaft zu kürzeren Feuerpausen, um die Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen. Eine echte Waffenruhe komme erst dann in Frage, wenn die Hamas die verschleppten Geiseln freilasse. Andernfalls werde es auch keine Lieferung von Treibstoff in das Gebiet und keine Zulassung palästinensischer Arbeiter in Israel geben.
USA gegen Wiederbesetzung des Gazastreifens
Die USA sprachen sich gegen eine erneute langfristige Besetzung des Gazastreifens durch Israel aus. "Generell unterstützen wir die Wiederbesetzung des Gazastreifens nicht", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel. "Wir sind der Meinung, dass die Palästinenser bei diesen Entscheidungen an vorderster Stelle stehen müssen und dass der Gazastreifen palästinensisches Land ist und bleiben wird."
Patel betonte aber zugleich, dass es nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober "keine Rückkehr zum Status Quo" im Gazastreifen geben könne. "Israel und die Region müssen sicher sein, und der Gazastreifen sollte und kann nicht länger als Basis für Terroranschläge gegen das israelische Volk oder andere Menschen dienen."
Menschen gedenken an der Klagemauer in Jerusalem der Opfer des Hamas-Terrors.
Gedenken nach Terrorangriff der Hamas
In Israel fanden den ganzen Tag über Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Angriffe vom 7. Oktober statt. Fahnen wehten auf Halbmast, Menschen beteten gemeinsam vor der Klagemauer. Vor dem israelischen Parlament demonstrierten Angehörige von Geiseln mit Schildern, auf denen stand: "Lasst die Gefangenen nicht im Stich!"
Hunderte Kämpfer der Hamas waren am Morgen des 7. Oktober aus dem Gazastreifen nach Israel eingedrungen und hatten beim Angriff auf mehrere Ortschaften und ein Musikfestival Gräueltaten an Zivilisten verübt. Bei dem schlimmsten Angriff in der Geschichte des Landes wurden israelischen Angaben zufolge etwa 1.400 Menschen getötet und mehr als 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.
Mit Informationen von Bettina Meier, ARD Tel Aviv