Israel attackiert Hamas-Stellungen Offenbar schwere Kämpfe im Süden Gazas
Nach dem Ende der Feuerpause am Freitag gehen die Kämpfe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas weiter. Israels Militär greift weitere Hamas-Stellungen an - laut Medienberichten auch verstärkt in Chan Yunis im Süden Gazas.
Das israelische Militär hat in der Nacht weitere Ziele der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen angegriffen - offenbar auch verstärkt im südlichen Teil des Gebiets. "Wir beschießen zur Zeit militärische Ziele der Hamas im gesamten Gazastreifen", sagte der israelische Armee-Sprecher Jonathan Conricus.
Aus dem Süden des abgeriegelten Küstengebiets wurden nach Berichten israelischer Medien schwere Kämpfe gemeldet. Sie konzentrierten sich auf die Gegend um Chan Yunis. In der Stadt sollen sich Teile der Hamas-Führung aufhalten. Nach Angaben der Armee soll auf Gebiete gezielt worden sein, die mit Sprengstofffallen versehen waren, sowie auf Schächte von Tunneln, Abschussrampen und Kommandozentralen der Hamas - sowohl im Süden als auch im Norden Gazas.
Israelische Marineeinheiten hätten ferner in der Nacht militärische Ziele der Hamas im Hafen von Chan Yunis sowie in Deir al-Balah mit Präzisionsmunition angegriffen, hieß es. Dabei sei Infrastruktur und Ausrüstung der Marine-Streitkräfte der Terrororganistion getroffen worden. Am Freitag griff das Militär demnach mehr als 400 "Terrorziele" im gesamten Gazastreifen an.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wie die Zeitung "The Times of Israel" unter Berufung auf Bewohner des abgeriegelten Gazastreifens berichtete, warf das israelische Militär in der Stadt Chan Yunis Flugblätter ab, in denen die Bewohner aufgefordert wurden, nach Rafah im Süden zu fliehen. Das der Hamas unterstehende Gesundheitsministerium im Gazastreifen sprach von fast 200 Toten seit der Wiederaufnahme der Kämpfe am Freitagmorgen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Hamas beschießt Zentrum Israels
Am Freitag war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgelaufen. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich, dass die Feuerpause nicht verlängert wurde. Nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken arbeiten die Vereinigten Staaten, Ägypten und Katar daran, eine erneute Feuerpause zu vermitteln.
Die Hamas hatte nach Ende der einwöchigen Kampfpause eigenen Angaben zufolge erstmals wieder Raketen auf das Zentrum Israels abgefeuert. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs wurden israelischen Angaben zufolge rund 10.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen.
Beschuss aus dem Libanon
Auch im Norden geriet Israel vom Libanon aus erneut unter Beschuss. Die israelische Armee gab bekannt, dass die eigene Artillerie in Reaktion darauf das Gebiet angegriffen habe, von wo aus die Geschosse Richtung Israel abgefeuert worden seien. Ein israelisches Kampfflugzeug habe das Ziel im Libanon getroffen, hieß es. Zu möglichen Opfern gab es keine Angaben.
Erst am Vortag hatte es an der Grenze zwischen den beiden Ländern wieder Gefechte gegeben. Die vom Iran unterstütze Hisbollah-Miliz griff dabei nach eigenen Angaben mehrfach israelische Stellungen nahe der Grenze an. Bei einem Gegenangriff Israels wurden nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen ein Hisbollah-Mitglied sowie dessen Mutter getötet. Das israelische Militär hatte mitgeteilt, eine "Terrorzelle" im Libanon angegriffen zu haben.
Israels Armee: "Bekämpfen Hamas solange wie nötig"
Die Armee hat sich nach Angaben eines Sprechers keine zeitliche Begrenzung für den Gaza-Krieg gesetzt. "Wir sind entschlossen, die Hamas so lange zu bekämpfen, wie es nötig ist", sagte Armeesprecher Conricus: "Wir haben keine andere Wahl." Er bekräftige abermals das Kriegsziel seines Landes, die Terrororganisation vollends zu vernichten, damit sie künftig keine Gefahr mehr für Israel darstelle.
Der Sprecher reagierte damit auf Medienberichte, wonach US-Außenminister Blinken bei seinen jüngsten Gesprächen mit der israelischen Führung angeblich von drei Wochen gesprochen habe, die Israel habe, den Krieg wie im bisherigen Umfang fortzuführen. Er sei sich nicht sicher, ob Israel die internationale Unterstützung haben würde, um länger mit der Intensität wie vor der Feuerpause weiterzukämpfen, wurde Blinken in israelischen Medien wiedergegeben.
Militär bestätigt Tod von fünf Geiseln
Israels Militär hat unterdessen nach eigenen Angaben die Leiche eines nach Gaza verschleppten Israelis geborgen. Sie sei vor kurzem entdeckt und zurück nach Israel gebracht worden, hatte die Armee am Freitag mitgeteilt. Der Tote sei identifiziert worden. Der 27-Jährige soll am 7. Oktober vom Supernova-Musikfestival in den Gazastreifen verschleppt worden seien.
Ein israelischer Militärsprecher bestätigte zudem den Tod von vier weiteren Geiseln der islamistischen Hamas. Medienberichten zufolge sollen sich die Leichen noch im Gazastreifen befinden. Das Militär bemühe sich weiterhin, mehr Informationen zum Zustand der restlichen im Gazastreifen verbliebenden Geiseln zu erhalten, sagte der Sprecher.