Krieg in Nahost Israel prüft Hamas-Vorschlag für Geisel-Deal
Die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln laufen seit Monaten - und geraten immer wieder ins Stocken. Nun hat die Terrororganisation Hamas Israel einen neuen Vorschlag vorgelegt.
In den zähen Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen prüft Israel nach eigenen Angaben einen neuen Vorschlag der Terrororganisation Hamas. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu werde für den Abend eine Sitzung des Sicherheitskabinett einberufen, um darüber zu beraten, verlautete aus seinem Büro. Zuvor werde er mit seinen Unterhändlern bei den indirekten Gesprächen für eine Waffenruhe die Vorschläge der Hamas erörtern.
Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Kompromiss-Entwurf der Hamas vorgelegt, so die Mitteilung. Nach der Überprüfung werde Netanyahu den Vermittlern seine Antwort übermitteln.
Keine konkreten Angaben zu Vorschlag
Die Hamas teilte mit, sie tausche mit den Vermittlern "einige Ideen" aus, um ein Ende des Kriegs in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags und inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht, war zunächst nicht bekannt.
"Unser Ziel ist es, den Krieg zu beenden und einen vollständigen Rückzug (der israelischen Streitkräfte) aus dem Gazastreifen zu erreichen", zitierte die Zeitung The Times of Israel aus einer Stellungnahme der Islamisten. Die Hamas sei flexibel in ihren Forderungen, während Israel versuche "zu täuschen und auszuweichen".
Seit Monaten laufen Verhandlungen - bisher erfolglos
Die katarischen Vermittler hätten in Abstimmung mit den USA in den vergangenen Wochen "mit der Hamas und Israel versucht, die verbleibenden Lücken zu schließen", hieß es aus Verhandlungskreisen.
Bereits seit Monaten laufen indirekte Verhandlungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas - bislang ohne Erfolg. Auch der Ende Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellte dreistufige Plan für eine Waffenruhe brachte keinen Durchbruch.
Der Plan sah zunächst eine vorübergehende Feuerpause vor, während derer weibliche, alte und kranke israelische Geiseln freikommen sollten. Im Gegenzug sollten in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden.
In der nächsten Phase hätten die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln auf freien Fuß kommen sollen. In einer letzten Phase wäre dem Entwurf zufolge mit dem Wiederaufbau des Gazastreifens begonnen worden.
Israel: Krieg endet erst, wenn Hamas zerschlagen ist
Der UN-Sicherheitsrat hatte den Vorschlag unterstützt und eine entsprechende Resolution angenommen. Die Hamas forderte allerdings eine Reihe von Änderungen. So verlangte sie bereits im ersten Schritt einen dauerhaften Waffenstillstand, was Israels Regierung jedoch ablehnte. Sie betonte bislang stets, der Krieg werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln.
In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein. "Ich treffe fast täglich Angehörige der Geiseln. Ich höre ihre Sorgen, ihre Angst, dass sie und ihre Liebsten vergessen werden könnten, und ich sage ihnen: Wir vergessen in keinem Moment. Das Volk Israel vergisst in keinem Moment", sagte der israelische Präsident Isaac Herzog. "Die gesamte Nation will ihre Rückkehr und eine klare Mehrheit unterstützt einen Geisel-Deal. Es ist die Pflicht des Staates, sie zurückbringen."
Kritik an Regierung wächst
Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln werfen der Regierung von Ministerpräsident Netanyahu vor, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas nicht entschlossen genug voranzutreiben.
Sie gehen davon aus, dass der Regierungschef auf seine ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner Rücksicht nehmen will, die jeglichen Dialog mit den Islamisten strikt ablehnen. In den vergangenen Wochen gingen immer wieder Tausende auf die Straße und forderten einen Rücktritt Netanyahus und Neuwahlen.