Jerusalem Ein Toter und mehrere Verletzte bei Explosionen
Im Großraum Jerusalem ist bei zwei mutmaßlichen Bombenexplosionen an Bushaltestellen ein Mensch getötet worden, mehrere wurden teils schwer verletzt. Die Polizei geht von einem kombinierten Anschlag aus.
Bei zwei Explosionen im Großraum der israelischen Hauptstadt Jerusalem ist mindestens ein Mensch getötet worden. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka bestätigte, ein Mann sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Mehrere Medien berichteten von mindestens 18 Verletzten. Vier von ihnen seien schwer verletzt worden, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mitgeteilt habe.
Den Berichten zufolge sollen sich zwei Explosionen ereignet haben: eine am Stadtrand von Jerusalem nahe einer Bushaltestelle, die von vielen Pendlern genutzt werde. Zur zweiten Explosion sei es in Ramot gekommen, einer Siedlung im Norden der Stadt. Auch hier habe die Detonation nahe einer Bushaltestelle stattgefunden.
Polizei vermutet Attacke von Palästinensern
Die Polizei geht von einem mutmaßlich kombinierten Anschlag aus, hinter welchem sie laut der Nachrichtenagentur AP palästinensische Attentäter vermuten. Beide Explosionen, die sich zur Hauptverkehrszeit ereignet hätten, wurden demnach von Sprengsätzen ausgelöst. Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf israelische Medien berichtete, gebe es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne gezündet wurden und laut der "Jerusalem Post" mit Nägeln und Schrauben gefüllt gewesen sein sollen. Zu den mutmaßlichen Anschlägen bekannte sich bisher niemand.
In Jerusalem hat es in der Vergangenheit immer wieder Attentate militanter Palästinenserorganisationen gegeben. Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Außerdem wurden in diesem Jahr mehrere israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen im Westjordanland getötet.
Lapid will sich äußern
Der scheidende Ministerpräsident Jair Lapid will im Laufe des Tages eine Dringlichkeitssitzung mit der Polizei- und Militärspitze abhalten.
Der israelische Abgeordnete Joav Ben-Zur von der strengreligiösen Schas-Partei sprach in einer ersten Reaktion von der "Rückkehr zum Horror und den schweren und blutigen Tagen des zweiten Palästinenseraufstands Intifada".
Der rechtsextreme Abgeordnete und mögliche künftige Minister Itamar Ben-Gvir sprach sich angesichts der mutmaßlichen Anschläge für die Rückkehr zu gezielten Tötungen als Strafmaß aus. "Wir müssen dem Terrorismus einen Preis abverlangen", forderte er. Es müsse so schnell wie möglich eine rechtsgerichtete Regierung eingesetzt werden, denn "der Terror wartet nicht". Ben-Gvir könnte in der künftigen Regierung unter dem designierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu Minister für öffentliche Sicherheit mit ausgeweiteten Befugnissen gegenüber der Polizei werden.
Die US-Botschaft in Jerusalem und der EU-Botschafter Dimitar Zantschew verurteilten die erneute Gewalt.
Gewalt hat in den vergangenen Monaten zugenommen
Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Außerdem wurden in diesem Jahr mehrere israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen im Westjordanland getötet. Seit dem Frühjahr unternimmt Israels Armee dort vermehrt Razzien.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dieses Jahr bereits mehr als 140 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstößen oder eigenen Anschlägen getötet. Es gibt zudem zunehmend Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.