Nach Tod von Mahsa Amini Familie darf Sacharow-Preis nicht entgegennehmen
Mehr als ein Jahr nach ihrem Tod soll Mahsa Amini mit dem Sacharow-Preis geehrt werden. Doch der Iran verweigert ihrer Familie die Ausreise nach Straßburg, um die Auszeichnung entgegennehmen zu können.
Die iranischen Behörden hindern die Familie von Mahsa Amini daran, im Namen ihrer verstorbenen Tochter den Sacharow-Preis des Europaparlaments entgegenzunehmen. Die in den USA ansässige Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) berichtete, die Behörden hätten sich geweigert, Aminis Vater Amdschad und zwei ihrer Brüder die Reise nach Straßburg zu gestatten.
Unter Berufung auf die Anwältin der Familie in Frankreich, Chirinne Ardakani, berichtete die Nachrichtenagentur AFP, dass die Ausreise aus dem Iran trotz eines gültigen Visums untersagt worden sei. Die Pässe der Familienangehörigen seien beschlagnahmt worden. Nun solle Anwalt Saleh Nikbacht, der sich bereits in Paris befinde, den Preis im Namen der Familie entgegennehmen.
Metsola: "Wahrheit darf nicht verschwiegen werden"
EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola forderte Teheran auf der Onlineplattform X (früher Twitter) auf, "seine Entscheidung, der Mutter, dem Vater und dem Bruder von Mahsa Amini das Reisen zu verbieten, rückgängig zu machen".
Metsola schrieb, ihr Platz sei in Straßburg, "um den Sacharow-Preis entgegenzunehmen, zusammen mit den mutigen Frauen aus dem Iran". Sie betonte, dass "die Wahrheit nicht verschwiegen werden darf".
Posthume Ehrung im EU-Parlament
Die 22-jährige Mahsa Amini war posthum mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet worden. Die Zeremonie dazu ist für den 12. Dezember im Plenarsaal des Europaparlaments in Straßburg geplant.
Der Preis ehrt seit 1988 Einzelpersonen oder Organisationen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Meinungsfreiheit eingesetzt haben. Der nach dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow benannte Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.
Tod löste Proteste im Iran aus
Amini war im September 2022 nach ihrer Festnahme wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlungen durch die Sittenpolizei. Die iranischen Behörden weisen das zurück.
Ihr Tod löste eine beispiellose Protestbewegung unter dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" aus. Die iranischen Sicherheitskräfte gingen hart gegen die Proteste vor. Hunderte Menschen starben dabei, nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden mehr als 22.000 Menschen festgenommen.