Eingestürzter Tunnel in Indien Erstmals warmes Essen für eingeschlossene Arbeiter
Bisher bekamen die in einem Tunnel in Indien eingeschlossenen Arbeiter nur Trockenfrüchte und Popcorn durch ein dünnes Rohr. Nun haben die 40 Männer warme Mahlzeiten erhalten. Erstmals gelangen auch Videoaufnahmen im Inneren des Tunnels.
Seit mehr als einer Woche sitzen 40 Bauarbeiter in einem eingestürzten Tunnel in Indien fest. Die Bergungsarbeiten sind schwierig, die Versorgung der Eingeschlossenen ist es auch. Nun haben die Männer erstmals warmes Essen bekommen - Reis und Linsen. Die Mahlzeiten wurden nach Angaben einer Regierungssprecherin durch ein 15 Zentimeter dickes Stahlrohr gesteckt, das die Rettungskräfte am Abend durch die Trümmer geschoben hatten.
Bisher nur Trockenfrüchte und Popcorn
In den vergangenen Tagen lebten die Eingeschlossenen nur von Trockenfrüchten und Popcorn, das sie durch ein engeres Rohr erhielten. Auch Wasser und Sauerstoff erhalten sie auf diesem Wege. Auch werden die eingeschlossenen Arbeiter mit Medikamenten versorgt. Unter anderem litten sie mittlerweile an Kopfschmerzen, Verstopfung und an Platzangst, berichten Medien.
Erstmals konnten die Rettungsteams auch eine Kamera durch das Rohr schieben. Die Behörden veröffentlichten ein Video, das die Arbeiter mit ihren Bauhelmen zeigt, wie sie sich in dem blockierten Tunnel bewegen, während sie über Walkie-Talkies mit den Rettungskräften am Boden kommunizieren. "Geht es euch gut?", fragt ein Mann draußen vor dem Tunnel. "Uns geht es gut", antwortet ein Arbeiter im Inneren.
Einer der eingeschlossenen Arbeiter blickt in eine Kamera, die durch ein Rohr geschoben wurde.
Ein bisschen Bewegung - aber nicht zu viel
Abhishek Sharma, ein Psychiater, der von der Regierung des Bundesstaates zur Baustelle geschickt wurde, sagte, er habe die Männer gebeten, in dem zwei Kilometer großen Gebiet, in dem sie eingesperrt sind, spazieren zu gehen, leichte Yogaübungen zu machen und regelmäßig miteinander zu reden, um sich zu beschäftigen. "Schlaf ist sehr wichtig für sie. Bis jetzt haben sie gut geschlafen und keine Schlafschwierigkeiten gemeldet", sagte Sharma der Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu, dass die Männer in guter Stimmung seien und optimistisch, bald rauszukommen.
Ein anderer Arzt vor Ort, Prem Pokhriyal, sagte, die Männer seien aufgefordert worden, schwere körperliche Anstrengungen zu vermeiden, damit sie nicht so viel Kohlenstoffdioxid in dem kleinen Raum ausatmen.
Bei den eingeschlossenen Männern handelt es sich um Niedriglohnarbeiter, die meisten von ihnen aus armen Bundesstaaten im Norden und Osten Indiens. Wie lange sie noch auf engem Raum ausharren müssen, ist völlig unklar. Die Arbeiter sitzen hinter Dutzenden Metern Schutt fest.
Die Rettungsarbeiten sind schwierig
Das Unglück ereignete sich am 12. November bei Bauarbeiten an einem 4,5 Kilometer langen Autobahntunnel. Nach einem Erdrutsch stürzte dieser teilweise ein. Der Unglücksort befindet sich nahe der Kleinstadt Uttarkashi im Himalaya-Bundesstaat Uttarakhand - eine Region mit vielen hinduistischen Tempeln, die Pilger anzieht. Der Tunnel sollte die Verbindungen dort verbessern.
Zunächst stellten die Behörden eine schnelle Rettung in Aussicht. Aber immer wieder scheiterten Versuche mit verschiedenen Maschinen. Das Geröll ist hart, das Gelände unsicher. Am Freitag wurden die Arbeiten mit einem Bohrgerät eingestellt, nachdem deutlich zu hören war, wie sich im Innern des Bergs ein Riss auftat.
Bohren von mehreren Seiten
Heute wollen die Rettungskräfte auch die horizontalen Bohrungen durch einen 60 Meter hohen Trümmerhaufen fortsetzen, um ein Rohr hereinzuschieben, das groß genug ist, damit die eingeschlossenen Männer herauskriechen können. Die Behörden arbeiten nach eigenen Angaben gleichzeitig an fünf weiteren Plänen, um die Arbeiter herauszuholen, darunter eine vertikale Bohrung vom Gipfel des Berges aus. Etwa 200 Rettungskräfte sind mit Bohrern und Baggern vor Ort im Einsatz.
Premierminister Narendra Modi ließ verkünden, dass man die Moral der Männer unbedingt aufrechterhalten müsse. Am Wochenende hatten die Behörden angekündigt, sich um die Unterkunft, Verpflegung und die medizinische Betreuung der wartenden Familien zu kümmern, die vor dem Tunnel um ihre Angehörigen bangen.