Israel entdeckt Hamas-Zentrale "Gewaltiges Tunnelsystem" in 20 Metern Tiefe
Wohnungen, Fahrstühle, ein Saal von gigantischem Ausmaß: Das israelische Militär ist im Herzen von Gaza-Stadt nach eigenen Angaben auf ein weitreichendes Tunnelsystem gestoßen. Es soll der Hamas-Führung als Kommandozentrale gedient haben.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ein "gewaltiges Tunnelsystem" der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas unter Gaza-Stadt im Norden des Gazastreifens entdeckt. Das Militär veröffentlichte Aufnahmen, die den Angaben zufolge ein Tunnelnetzwerk zeigen, "das Terroristenverstecke, Büros und Wohnungen der Hamas-Führung miteinander verbindet".
Die Tunnel rund um den Palästina-Platz im Zentrum der Stadt Gaza seien von hochrangigen Hamas-Vertretern wie "Ismail Hanija, Jahja Sinwar, Mohammed Deif und anderen" genutzt worden, sagte Armee-Sprecher Peter Lerner. Ihnen wirft Israel die Planung des Angriffs der Hamas am 7. Oktober auf das Land vor.
Medienberichten zufolge soll Sinwar, der Hamas-Chef im Gazastreifen, sowie der Chef des militärischen Hamas-Arms, Deif, im Laufe des Kriegs den nördlichen Gazastreifen verlassen haben. Sie werden den Berichten zufolge in der Stadt Chan Yunis im Süden des Küstengebiets vermutet. Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, lebt mit seiner Familie seit Jahren in Katar.
Räume in 20 Metern Tiefe
Die Tunnelräume befänden sich 20 Meter unter der Erde und verfügten über Fahrstühle, Treppen und eigene Wasser- und Stromschächte. Von dort sollen "Büros und Wohnungen der politischen sowie militärischen Hamas-Führung" unterirdisch erreichbar gewesen sein. Waffen, Wasservorräte und Lebensmittel für längere Aufenthalte seien dort gelagert gewesen. Einer der Räume sei eine Art Saal mit einem Durchmesser von 150 Metern.
Militärsprecher Daniel Hagari erklärte, dass Hamas-Mitglieder die weitläufige unterirdische Infrastruktur routinemäßig genutzt hätten, "bei Notfällen und auch zu Beginn des Krieges am 7. Oktober". Die Tunnel erstreckten sich über die gesamte Stadt Gaza.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Später gab das Militär an, der Palästina-Platz sei "mit der Untergrund-Infrastruktur im Gebiet des Rantisi-Krankenhauses und des Schifa-Krankenhauses verbunden". Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Bereits am Sonntag hatte die israelische Armee eine Tunnel-Entdeckung verkündet. Es sei der bislang größte entdeckte Hamas-Tunnel unter dem Gazastreifen freigelegt worden, er befinde sich nahe des Grenzübergang Eres.
Hagari: Operation im Norden Gazas zurückfahren
Hagari deutete an, dass die israelischen Streitkräfte ihre Operationen im Norden des Gazastreifens, darunter Gaza-Stadt, zurückfahren würden. So seien die Truppen in die letzte verbliebene Hochburg der Hamas in Gaza-Stadt eingerückt, das Viertel Tufah. Die Gefechte konzentrieren sich inzwischen vornehmlich auf den Süden des Gazastreifens, wo sich die Hamas-Führung laut dem israelischen Militär versteckt halten soll.