Kämpfe im Gazastreifen Israels Militär hat offenbar Gaza-Stadt umstellt
Seit einer Woche dringen immer mehr israelische Truppen in den Gazastreifen ein. Das Militär lieferte sich zuletzt in der Region um Gaza-Stadt Gefechte mit der militant-islamistischen Hamas - und hat die Stadt nun offenbar eingekreist.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben die Stadt Gaza eingekreist. "Die Truppen haben die Umzingelung von Gaza-Stadt, dem Zentrum der Hamas-Terrororganisation, abgeschlossen", sagte Militärsprecher Daniel Hagari gestern Abend vor der Presse. Zuvor hatte Hagari von "direkten Gefechten mit Hamas-Terroristen" berichtet.
In der Nacht meldete das Militär weitere heftige Kämpfe mit der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen. Die Terroristen hätten Panzerabwehrraketen abgefeuert, Sprengsätze gezündet und versucht, auf Fahrzeuge der israelischen Soldaten zu klettern, teilte die Armee auf Telegram mit. Dabei seien sie getötet geworden. Der genaue Ort der Kämpfe wurde jedoch nicht genannt.
Nach rund zwölfstündiger Pause kam es außerdem erneut zu Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel. In der weitgehend evakuierten Grenzstadt Kissufim heulten am Morgen die Warnsirenen. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es bisher keine.
Hamas droht israelischem Militär
Der militärische Arm der Hamas drohte laut der Nachrichtenagentur AFP, dass der Einmarsch in den Gazastreifen sich für die israelischen Truppen zum "Fluch" entwickeln werde. "Noch mehr ihrer Soldaten werden in Leichensäcken nach Hause kehren", erklärte ein Sprecher der Kassam-Brigaden.
Israel hatte in den vergangenen Tagen seine Angriffe auf den Gazastreifen verstärkt und rückt seit einer Woche auch mit immer mehr Bodentruppen in das von der Hamas kontrollierte Gebiet vor. Am Donnerstag wurden dabei nach Angaben des israelischen Militärs Dutzende Kämpfer der Terrororganisation getötet. Premierminister Benjamin Netanyahu ließ erklären: "Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Schlacht."
Hunderttausende weiterhin im Norden
Die Bodenoffensive konzentriert sich zunehmend auf den Norden des Küstenstreifens, wo die Hamas in Gaza-Stadt ihre Zentrale hat. Israel hat die Zivilbevölkerung aufgefordert, den Norden des Gazastreifens zu verlassen. Rund 1,4 Millionen Menschen sind insgesamt zu Binnenvertriebenen geworden. Hunderttausende befinden sich aber weiterhin im Norden, den Israel zum Schlachtfeld erklärt hat.
Gaza-Stadt ist die größte Stadt des Küstenstreifens. Das rund 40 Kilometer lange Gebiet ist mit seinen mehr als 2,2 Millionen Einwohnern sehr dicht besiedelt und vollständig abgeriegelt. Bislang konnten nur wenige Hundert Menschen mit ausländischen Pässen über den Grenzübergang Rafah das Gebiet Richtung Ägypten verlassen.
Auch Gefechte an libanesischer Grenze
Im Norden Israels lieferten sich die israelische Armee und die libanesische Hisbollah gestern heftige Gefechte. Israel meldete einen "breiten Angriff" auf Stellungen der Schiitenmiliz im Nachbarland, die vom Iran geförderte Hisbollah attackierte nach eigenen Angaben "zeitgleich 19 israelische Stellungen".
Heute Nachmittag soll sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erstmals seit Beginn des Kriegs öffentlich äußern. Bislang setzte die Hisbollah wohl nur einen kleinen Teil ihres großen Waffenarsenals ein. Nun befürchten einige eine Eskalation des Konflikts und ein größeres Eingreifen der Hisbollah.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Tel Aviv